Kohlekraftwerke extrem ineffizient USA ringen sich zu CO2-Vorgaben durch
02.06.2014, 19:30 Uhr
Gegenüber 2005 soll der CO2-Ausstoß amerikanischer Kraftwerke um ein Drittel sinken.
(Foto: AP)
Erstmals macht die US-Regierung den Betreibern von Kohlekraftwerken klare Vorgaben, wie stark sie ihren CO2-Ausstoß verringern müssen. Nun könnte auch China, neben den USA weltgrößter Klimagas-Produzent, kompromissbereiter werden.
US-Präsident Barack Obama macht im Kampf gegen Treibhausgase ernst und legt erstmals klar e Vorgaben für den Kohlendioxid-Ausstoß der amerikanischen Kraftwerke fest. Bis 2030 muss ihr CO2-Ausstoß landesweit um 30 Prozent gegenüber 2005 sinken. Das hat die Umweltbehörde EPA bekanntgegeben. Zudem soll die Produktion von Schwefeldioxid und Stickoxiden um ein Viertel reduziert werden. Besonders die Kohlemeiler sind von den neuen Vorgaben im weltweit zweitgrößten Klimagas-Produzenten nach China betroffen. Allerdings werden diese in den USA ohnehin immer mehr durch Ergaskraftwerke ersetzt, die vom Boom bei der Schiefergas-Förderung ("Fracking") profitieren. Die Wirtschaft und Teile der Politik haben sich in den USA vehement gegen CO2-Vorgaben gestellt.
Laut der Umweltbehörde können mit den neuen Vorschriften der frühzeitige Tod Tausender Menschen verhindert und Atemwegserkrankungen wie Asthma merklich reduziert werden. Die Umweltorganisation WWF lobte den Vorstoß: "Das sind echte Schritte, die sich sowohl kurzfristig wie langfristig auszahlen werden", sagte die Klimaexpertin Samantha Smith. Dagegen hat die US-Handelskammer vor Milliardenbelastungen für Wirtschaft und Verbraucher gewarnt. Der demokratische Abgeordnete Nick Rahall aus West Virginia kündigte in einer ersten Reaktion an, die neuen Vorgaben per Gesetz stoppen zu wollen. Der Bundesstaat ist ein Zentrum der Kohleindustrie. Auch viele Republikaner lehnen die Vorschriften ab.
Obama legt sich nicht das erste Mal mit der mächtigen Kohle-Lobby an. Bereits in seiner ersten Amtszeit war auch an ihrem Widerstand der Versuch gescheitert, die Treibhausgas-Emission per Gesetz einzudämmen. Allerdings konnte er damals die Umweltbehörde stärken. Zu Beginn seiner zweiten Amtsperiode hatte er den Klimaschutz erneut als eines seiner wichtige Ziele bezeichnet.
Von den etwa 1000 Kraftwerken in den USA sind fast 38 Prozent Kohleanlagen. Viele davon arbeiten extrem ineffizient. Die Kohle wird dabei häufig kostengünstig im Tagebau gefördert, zudem decken Importe aus Südamerika den Bedarf. Die USA haben sich bis 2020 das Ziel gesetzt, ihren CO2-Ausstoß gegenüber 2005 um 17 Prozent zu kürzen. Im vergangenen Jahr lagen die Emissionen zehn Prozent unter dem Niveau von 2005. Das geht auch auf Schiefergas zurück: Erdgas erzeugt bei der Verstromung nur etwa die Hälfte des CO2 wie vergleichbare Kohlekraftwerke.
China könnte nun mitziehen
Die einzelnen Bundesstaaten bekommen für die Erfüllung ihrer Ziele einen gewissen Spielraum. So können sie über die Förderung erneuerbarer Energien oder ein Emissionshandels-System nach europäischem Vorbild den Ausstoß reduzieren. Zudem soll auf die unterschiedliche Abhängigkeit der Staaten von der Kohle Rücksicht genommen werden.
Der Vorstoß Obamas könnte wieder Bewegung in die festgefahrenen Weltklima-Gespräche bringen. Die rivalisierenden Wirtschaftsmächte USA und China hatten sich gegenseitig vorgeworfen, zu wenig für den Klimaschutz zu tun. Umweltgruppen bemängelten, keiner der beiden wolle den ersten Schritt tun und damit würden insgesamt Fortschritte verhindert. China jedoch will seine Anstrengungen nun ebenfalls verstärken, allein weil die Luftverschmutzung in vielen Städten kritische Grenzen überschritten hat und immer wieder zu Fahrverboten führt.
Der UN-Weltklimarat hatte die Staatengemeinschaft erst Mitte April eindringlich zu einem schnelleren und ambitionierteren Kampf gegen den Klimawandel aufgerufen. Bundeskanzlerin Angela Merkel kündigte an, sie wolle die Präsidentschaft Deutschlands in der Gruppe der größten Industriestaaten im kommenden Jahr für den Klimaschutz nutzen.
Quelle: ntv.de, nsc/rts