Wikileaks "peinlich, nicht schädlich" USA übertrieben Gefährlichkeit
19.01.2011, 23:11 UhrWelchen Schaden verursachte die Enthüllungsplattform Wikileaks? Keinen, sagt ein Mitarbeiter des US-Kongresses, der an einem informellen Treffen mit dem Außenministerium teilnahm. Die Auswirkungen seien lediglich "peinlich".
Die US-Regierung hat mit ihrer Einschätzung des Schadens durch Wikileaks' Veröffentlichung geheimer Diplomatenberichte offenbar bewusst übertrieben. Nach den Worten von Kongressvertretern sollte damit der Druck auf die Internet-Enthüllungsplattform erhöht werden. Die Regierung habe sich gezwungen gefühlt, offiziell von einem ernsthaften Schaden für die amerikanischen Interessen zu sprechen, sagte ein Kongressmitarbeiter. "Ich denke, sie wollten einfach die härteste Front aufbauen, die sie konnten." Bei einer Unterrichtung des Kongresses Ende vergangenen Jahres hätten Vertreter des Außenministeriums den Schaden der Enthüllungen für die Außenpolitik dann aber als lediglich begrenzt dargestellt.
Die Auswirkungen seien "peinlich, aber nicht schädlich - so wurde uns gesagt", ergänzte die Person, die an dem Treffen teilnahm und namentlich nicht genannt werden wollte. Ziel der offiziellen Einschätzung sei gewesen, Wikileaks mit juristischen Mitteln auszuschalten und die Verantwortlichen anzuklagen - also Wikileaks-Gründer Julian Assange, der "High-Tech-Terrorist", wie ihn US-Vizepräsident Joe Biden nannte.
Auf internationaler Agenda
Der Sprecher des US-Außenministeriums sprach hingegen von einem substanziellen Schaden. "Wir glauben, dass Hunderte von Menschen einem potenziellen Risiko ausgesetzt wurden, weil sie durch die Veröffentlichung dieser Depeschen kompromittiert wurden", sagte er.
Unter anderem durch die Enthüllungen von Wikileaks ist das Thema "Cyberwar" in den Fokus internationaler Politik gerückt. So soll auf der renommierten Münchner Sicherheitskonferenz Anfang Februar auch über Bedrohungen aus dem Internet gesprochen werden.
Wikileaks hatte Ende vergangenen Jahres mit der Veröffentlichung von geheimen Berichten von US-Diplomaten großes Aufsehen erregt. Die Regierung in Washington prüft, ob sie Portalgründer Julian Assange vor Gericht zerren kann. Assange wehrt sich derzeit in London gegen eine Auslieferung nach Schweden. Dort soll er wegen Vergewaltigung und sexuellen Missbrauch vor Gericht gestellt werden. Der Australier bestreitet die Vorwürfe.
Schweden hatte einen EU-weiten Haftbefehl erlassen, auf dessen Grundlage Assange im Dezember in Großbritannien festgenommen wurde. Er saß neun Tage in Untersuchungshaft, bevor er auf Kaution freikam.
Quelle: ntv.de, rpe/rts