Politik

Blutiger Freitag in Syrien USA und EU entsetzt

Ein Bild des Diktators Assad wird vor der syrischen Botschaft in Nikosia auf Zypern verbrannt.

Ein Bild des Diktators Assad wird vor der syrischen Botschaft in Nikosia auf Zypern verbrannt.

(Foto: AP)

Mehr als 70 Tote Demonstranten sind die Bilanz des bislang blutigsten Protesttages in Syrien. Das brutale Vorgehen des Regimes von Präsident Assad gegen seine Kritiker wird international scharf verurteilt.

US-Präsident Barack Obama hat die Gewalt gegen Demonstranten in Syrien "auf das Schärfste" verurteilt. Der "abscheuliche Einsatz von Gewalt zur Unterdrückung der Proteste" müsse umgehend aufhören, erklärte Obama. Er forderte den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad auf, die Rechte und Wünsche seines Volks zu respektieren.

Dieses mit einem Handy aufgenommene Bild soll getötete Demonstranten in Zamalka nahe Damaskus zeigen.

Dieses mit einem Handy aufgenommene Bild soll getötete Demonstranten in Zamalka nahe Damaskus zeigen.

(Foto: AP)

Obama warf dem syrischen Staatschef vor, sich vom Iran bei der Unterdrückung seines Volks unterstützen zu lassen. Er spielte damit auf Berichte an, wonach Teheran Syrien unter anderem mit der Technik zur Ausspionierung der Opposition versorgt.

Auch das EU-Parlament verurteilte die Gewalt gegen "friedliche Demonstranten". Das "Blutvergießen" müsse sofort aufhören, ebenso wie die "wahllosen Festnahmen, Morde und die Folter", forderte Parlamentspräsident Jerzy Buzek. Die Menschen ließen sich durch "reine Ankündigungen nicht mehr täuschen", sagte er weiter.

Auch Kleinkind unter den Toten

Die syrischen Sicherheitskräfte waren am Freitag mit größter Brutalität gegen Regierungsgegner vorgegangen, die nach der Aufhebung des fast 50 Jahre lang geltenden Ausnahmezustands landesweit zu Tausenden auf die Straße gegangen waren. Nach Angaben von Aktivisten und Menschenrechtsgruppen wurden mindestens 72 Demonstranten getötet, die meisten durch Schüsse. Amnesty International gab die Zahl der getöteten Demonstranten mit mindestens 75 an.

Trotz der Heckenschützen wagen sich Tausende auf die Straßen.

Trotz der Heckenschützen wagen sich Tausende auf die Straßen.

(Foto: REUTERS)

Allein in der südlichen Stadt Asraa starben mindestens 18 Demonstranten. Darunter war ein einjähriges Kleinkind, wie eine Menschenrechtsanwältin in Damaskus sagte. In den Vorstädten von Damaskus wurden mindestens 7, in der nördlichen Stadt Homs 16 Menschen getötet. Hunderte Demonstranten erlitten Verletzungen, allein gut 100 in Homs.

Heckenschützen schießen auf Demonstranten

Wo es Tote gab, war das Muster nach Augenzeugenberichte immer gleich: Nicht Polizisten in Uniform feuerten die tödlichen Schüsse ab, sondern Heckenschützen in Zivil, die auf Hausdächern lauerten und willkürlich in die Menschenmengen schossen, um Panik und Furcht auszulösen. In Homs seien dadurch so viele Menschen verletzt worden, dass Ärzte unter den Demonstranten in den Gassen der Altstadt improvisierte Lazarette einrichteten, erzählte eine Augenzeugin der BBC.

Die Regimemedien bezeichneten die Heckenschützen als "unidentifizierte Bewaffnete". Etliche davon seien von den Sicherheitskräften festgenommen worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Sana. Nach Einschätzung der Aktivisten sind aber die Heckenschützen Teil des mächtigen Geheimdienstes. Im Polizei- und Geheimdienst-Staat Syrien ist es unvorstellbar, dass sich Bewaffnete in einer derartigen Zahl und Koordinierung auf den Hausdächern in den Zentren der wichtigsten Städte einrichten können.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen