Politik

Sprengsätze in Zahnpastatuben USA warnen vor Anschlägen auf Flugzeuge

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Kurz vor Beginn der Olympischen Spiele warnen die USA vor Attentaten auf Flüge nach Russland. So könnten Sprengsätze etwa in Zahnpastatuben verborgen sein, heißt es. Es wird aber auch Kritik an Russland laut.

Kurz vor Beginn der Olympischen Winterspiele haben die USA Medienberichten zufolge vor Sprengstoff in Zahnpasta-Tuben in nach Russland fliegenden Flugzeugen gewarnt. In den Tuben oder Kosmetik-Behältern könnten Terroristen Sprengstoff-Bestandteile an Bord schmuggeln und während des Fluges Bomben bauen, berichteten US-Medien unter Berufung auf Regierungsvertreter.

Die Stadt am Schwarzen Meer wird stark gesichert, wie hier bei der Ankunft der olympischen Fackel.

Die Stadt am Schwarzen Meer wird stark gesichert, wie hier bei der Ankunft der olympischen Fackel.

(Foto: dpa)

Diese Sprengsätze könnten an Bord gezündet oder womöglich unbemerkt ins Olympische Dorf gebracht werden, hieß es weiter. Das hätten jüngste Erkenntnisse der US-Geheimdienste nahegelegt. Die Bedrohung sei vermutlich auf Direktflüge von Europa nach Russland beschränkt.

Die Sender ABC und CNN berichteten über die Warnung des US-Heimatschutzministeriums, die an nach Russland fliegende Fluggesellschaften gegangen sei. Die USA und andere Länder nähmen die Bedrohung sehr ernst, zitierte CNN einen Mitarbeiter der US-Regierung. Ob die neue Warnung auch Einschränkungen beim Handgepäck nach sich ziehe, hänge jedoch von den Flugunternehmen und den zuständigen Sicherheitsbehörden ab, hieß es.

Kritik an russischer Informationspolitik

Einschlägige Informationen würden aus Vorsicht regelmäßig mit Partnern im In- und Ausland geteilt, hieß es in einer Mitteilung des US-Heimatschutzministeriums. Darunter seien auch die Veranstalter internationaler Ereignisse wie der Olympischen Spiele in Sotschi. "Unser Sicherheitsapparat umfasst wie immer eine Reihe von unsichtbaren und sichtbaren Maßnahmen." Von einer konkreten Bedrohung auf amerikanischen Boden sei dem Ministerium nichts bekannt.

Die Olympischen Winterspiele in Sotschi werden am Freitag eröffnet und dauern bis zum 23. Februar. Sie sind das größte internationale Ereignis in Russland seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1991. Russlands Staatsfeind Nummer eins, der islamistische Rebellenführer Doku Umarow, hatte im Sommer gedroht, das Sportfest "mit allen Mitteln" zu verhindern.

Zwei Selbstmordattentate im 700 Kilometer von Sotschi entfernten Wolgograd, bei denen Ende Dezember 34 Menschen getötet wurden, verliehen der Drohung neue Brisanz. Ein hochrangiger Vertreter der US-Sicherheitsbehörden warnte, die größte Gefahr gehe von Anschlägen außerhalb der schwer bewachten Schwarzmeerstadt Sotschi aus.

"Das ist die Art Bedrohung, über die wir wirklich besorgt sein sollten", sagte Peter King, Mitglied in den Ausschüssen für Heimatschutz und Terrorismusbekämpfung. Es gebe wirklichen Anlass zur Sorge. King nannte aber keine Details. Die US-Geheimdienste arbeiteten rund um die Uhr, um Gefahren rechtzeitig zu erkennen. Russland teile jedoch nicht genug Informationen mit den USA. Die Zusammenarbeit in diesem Bereich sei deutlich schlechter als mit Großbritannien, China oder Griechenland bei vergangenen Olympischen Spielen.

US-Kriegsschiffe im Schwarzen Meer

Die USA hatten Sportler und Zuschauer beim Besuch in Sotschi in den vergangen Wochen zur Vorsicht gemahnt. Wettkämpfer sollten die Team-Kleidung mit der US-Flagge außerhalb des olympischen Dorfes nicht offen zur Schau zu tragen, hieß es mit Blick auf Terrordrohungen. Das State Department warnte US-Amerikaner, die in den Schwarzmeer-Kurort reisen, vor der Gefahr von Anschlägen.

US-Außenminister John Kerry versuchte zuletzt, die Sorge vor dem Großereignis etwas zu mildern. "Jeder, der zu den Olympischen Spielen fahren möchte, die einfach ein großartiges Event sind, sollte hinfahren", sagte Kerry CNN. Auch Präsident Barack Obama hatte zuletzt betont, dass er die Spiele für sicher hält, auch dank der Arbeit der russischen Behörden. Er rief seine Sicherheitsberater auf, eng mit den russischen Behörden zusammenzuarbeiten.

Im Schwarzen Meer kreuzen während der Spiele zwei US-Kriegsschiffe, wie US-Regierungsvertreter sagten. Im Notfall sollen sie die russischen Sicherheitskräfte auf Ersuchen der Behörden unterstützen. Die 350.000-Einwohner-Stadt Sotschi selbst gleicht einer Festung. Für die Sicherheit sollen Überwachungssatelliten, Drohnen, Boden-Luft-Raketen und 37.000 Polizisten und Soldaten sorgen.

Ban fordert Unterstützung für Homosexuelle

Auf andere Gefahren machte derweil UN-Generalsekretär Ban Ki Moon aufmerksam. Im russischen Sotschi rief er zur Unterstützung von Homosexuellen auf. "Wir alle müssen unsere Stimme gegen Angriffe auf Lesben, Schwule, bisexuelle, transsexuelle und intersexuelle Menschen erheben", sagte Ban bei einer Rede vor dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC). "Wir müssen gegen Festnahmen, Inhaftierungen und diskriminierende Restriktionen, denen sie ausgesetzt sind, aufbegehren."

Wegen eines Gesetzes gegen sogenannte homosexuelle Propaganda vor Minderjährigen hatten im Vorfeld der Spiele einzelne Sportler, Künstler und Politiker zum Boykott des Sportgroßereignisses aufgerufen. Zuletzt hatten gewaltsame Übergriffe auf Homosexuelle in Russland zugenommen.

Auch mehr als 200 Autoren verurteilten in einem in der britischen Zeitung "Guardian" veröffentlichten offenen Brief die russischen Homosexuellen- und Blasphemiegesetze, die als "Würgegriff" angeprangert werden. "Eine gesunde Demokratie muss die unabhängigen Stimmen aller ihrer Bürger hören", heißt es darin. Unterzeichnet wurde der Appell unter anderem von den Nobelpreisträgern Günter Grass, Wole Soyinka, Elfriede Jelinek und Orhan Pamuk. Weitere Unterstützer sind Salman Rushdie, Margaret Atwood und Jonathan Franzen.

Quelle: ntv.de, mli/AFP

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