Selbstmordattentat in Kabul Über 50 Tote bei Anschlag auf Wahlbehörde
22.04.2018, 11:58 Uhr
Angehörige der Anschlagsopfer trauern in Kabul.
(Foto: REUTERS)
Ein Selbstmordattentäter zündet vor dem Zentrum für Wählerregistrierung in Kabul eine Sprengstroffweste und tötet dabei über 50 Menschen. Mehr als 110 Personen werden verletzt. Der Islamische Staat bekennt sich zu der Tat.
Bei einem Selbstmordanschlag in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind mindestens 57 Menschen getötet worden. Darunter seien auch 21 Frauen und fünf Kinder, sagte ein Sprecher des afghanischen Gesundheitsministeriums. Mindestens 119 weitere Personen wurden demnach verletzt, als eine Bombe an einer Ausgabestelle für Personaldokumente explodierte. Die Terrormiliz Islamischer Staat bekannte sich über sein Sprachrohr Amak zu dem Anschlag. Zuvor hatte ein Taliban-Sprecher via Twitter erklärt, seine radikalislamische Gruppe stehe nicht hinter dem Anschlag.
In dem Ausgabezentrum können Bürger Ausweise beantragen, die sie für die Teilnahme an den Parlaments- und Provinzwahlen im Oktober benötigen, erklärte der Sprecher des Innenministeriums, Nadschib Danisch. Der mit einer Sprengstoffweste ausgestattete Angreifer sei zu Fuß zu der Ausweisstelle in einem schiitischen Stadtteil im Westen der afghanischen Hauptstadt gekommen.
Am 20. Oktober sollen in Afghanistan ein neues Parlament und neue Provinzräte gewählt werden, für April 2019 ist die Präsidentenwahl geplant. Die schon lange überfällige Parlamentswahl war zunächst für Juli angesetzt gewesen. Es gibt bisher keine offiziellen Daten zur Zahl der Wahlberechtigten unter den rund 30 Millionen Einwohnern.
In Teilen des Landes ist die Wahl durch den bewaffneten Konflikt gefährdet, denn die radikalislamischen Taliban kontrollieren derzeit knapp 15 Prozent des Landes. Die Behörden rechnen damit, dass neben den radikalislamischen Taliban und dem IS auch örtliche Anführer und Milizen versuchen werden, die Abstimmung zu sabotieren.
Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini verurteilte den verheerenden Selbstmordanschlag ebenso wie der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert. "Die anstehenden Wahlen in Afghanistan sind ein Schlüssel für die Demokratie in Afghanistan", teilte Mogherini in Brüssel mit. "Solche Angriffe werden die Demokratie in Afghanistan nicht daran hindern, sich zu entfalten." Seibert sicherte dem afghanischen Volk im Kampf gegen die Terroristen Solidarität und Unterstützung zu.
Quelle: ntv.de, sgu/hul/AFP/dpa