Politik

Worte im Mund umgedreht Übersetzer blamiert Mursi

Präsident Mohammed Mursi kam durch die ägyptische Revolution ins Amt und unterstützt nun die syrische.

Präsident Mohammed Mursi kam durch die ägyptische Revolution ins Amt und unterstützt nun die syrische.

(Foto: REUTERS)

Der ägyptische Präsident reist in den Iran und wettert dort gegen das syrische Regime. Eine solche Meinung kommt in den iranischen Medien normalerweise nicht vor und wird auch in diesem Fall noch in der Simultanübersetzung zensiert: Aus aufmunternden Worten für die syrische Opposition wird eine Unterstützung für Assad.

Die Außenminister des Golf-Kooperationsrates (GCC) verurteilen den Iran scharf, weil eine Rede des ägyptischen Präsidenten auf dem in Teheran falsch übersetzt wurde. Das berichtete die amtliche saudische Nachrichtenagentur SPA.

Mursi hatte während des Gipfeltreffens zur Unterstützung der aufgerufen und das mit dem Iran eng verbündete syrische Regime von Präsident Baschar al-Assad heftig angegriffen. Das führte zum Eklat: Die syrische Delegation verließ unter Protest den Saal. Allerdings war in der simultanen persischen Übersetzung "Syrien" durch "Bahrain" ersetzt worden. Im Golfemirat Bahrain herrscht das sunnitische Königshaus über eine schiitische Bevölkerungsmehrheit, weshalb der Iran auf der Seite der Proteste steht.

Auch anderen Passagen in Mursis Rede, die für Teheran heikle Themen ansprachen, wurden in der Übersetzung "umgearbeitet", wie arabische Medien durch einen Vergleich zwischen Original und persischer Fassung herausfanden. Als der ägyptische Präsident vom "arabischen Frühling" sprach, wurde daraus ein "islamisches Erwachen". Seit den Umstürzen in Tunesien und Ägypten um die Jahreswende 2010/11 ist dies die Formel des Teheraner Regimes, um den demokratischen Charakter der arabischen Revolutionen zu leugnen und ihnen eine islamistische Stoßrichtung zu unterstellen.

Übersetzer macht Mursi zum Assad-Freund

Als Mursi sagte: "Wir erklären unsere Solidarität mit dem syrischen Volk gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung", wurde daraus: "Wir erklären unsere Solidarität mit dem syrischen Volk gegen die Verschwörung." In Teheran und Damaskus wird nämlich der Aufstand der syrischen Bevölkerung als "Verschwörung" des Westens und "zionistischer Kreise" dargestellt. Aus dem Satz: "Die Einheit der (syrischen) Opposition ist eine Notwendigkeit" wurde schließlich: "Wir hoffen, das Regime bleibt an der Macht, denn es hat eine Basis im Volk."

Die Außenminister des Golf-Kooperationsrates forderten den Iran jetzt auf, sein "unverantwortliches Verhalten unverzüglich einstellen". Der Intendant des iranischen Fernsehens IRIB, Esatollah Sarghami, äußerte sich zu den Vorwürfen: "Die Eröffnungszeremonie (des Gipfels der Blockfreien) und die Rede Mursis wurden von mehreren iranischen Sendern live übertragen. Auf einem Sender gab es einen technischen Fehler. Der Ton vom Übersetzer des Gipfels war unterbrochen, und daher musste ein zweiter Übersetzer einspringen. Der hat dann bei der Übersetzung einen Flüchtigkeitsfehler gemacht. Dabei wurde anstatt Syrien, Bahrain erwähnt. Das haben die westlichen Medien dann hochgespielt."

Quelle: ntv.de, dpa

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