"Mysteriöse" neue Konstruktion Baut Russland eine weitere Krim-Brücke?
05.09.2024, 10:03 Uhr Artikel anhören
Auf diesem Bild im roten Kreis zu erkennen: ein weiterer Strang neben der Fahrbahn der Krim-Brücke. Bei den rötlichen Strukturen weiter oben im Bild handelt es sich wohl um Barrieren.
(Foto: © Copernicus Sentinel data 2024)
Aktivitäten neben der Fahrbahn der Krim-Brücke sorgen für Verwunderung auf ukrainischer Seite. Es sieht so aus, als würden die russischen Besatzer dort etwas im Wasser bauen. Die Vermutungen gehen von einem Schutz vor Stürmen bis zu einer weiteren Überführung.
Entgegen verheißungsvoller Ankündigungen hat es die Ukraine bislang in diesem Jahr nicht geschafft, die symbolträchtige Krim-Brücke zu zerstören. Das Bauwerk, das für den Truppennachschub wichtig ist, steht jedoch weiterhin im Fokus von Kiews Streitkräften. Russland hat die Verteidigung der Brücke in den letzten Monaten verstärkt - und baut möglicherweise eine weitere Fahrbahn. Doch noch rätselt man in der Ukraine, ob dem wirklich so ist.
Auf Satellitenbildern vom EU-Kartendienst Copernicus ist ein neues Bauwerk im Süden zu erkennen. Zum ersten Mal tauchte es im Juni 2024 auf den Luftaufnahmen auf und wurde stetig ausgebaut. Es ragt gut erkennbar weiter ins Wasser hinein. Auch auf der gegenüberliegenden Seite der Fahrbahn scheint es Aktivitäten zu geben, wenn auch deutlich geringfügiger.
Der Sprecher der ukrainischen Seestreitkräfte, Dmytro Pletenchuk, sagte im vergangenen Monat laut der Nachrichtenagentur Unian im Fernsehen: "Sie bauen parallele Strukturen auf beiden Seiten der Brücke - es könnte eine Verteidigungsstruktur, eine technische Struktur oder ein paralleler Übergang sein. Ich bin noch nicht bereit, 100 Prozent verifizierte Informationen darüber zu geben, was genau dort gebaut wird."
Pletenchuk bezeichnet den Bau als "mysteriös". Er hält es für möglich, dass die Krimbrücke teilweise nachgebildet werden soll, um den Überführungsweg zu verdoppeln, doch noch sei dies nur eine Vermutung. Auch eine Barriere zum Schutz gegen Stürme sei eine Option. "Die Wahrscheinlichkeit, dass die Eindringlinge Zeit haben, diese Strukturen vor dem Beginn der Sturmsaison in diesem Jahr fertigzustellen, ist sehr gering", so Pletenchuk. Er stellte außerdem in Zweifel, dass die Konstruktion den Wetterbedingungen ab Mitte Herbst standhält.
Krim "vollgestopft" mit Flugabwehr
Russland setzt vieles daran, um weitere Beschädigungen oder gar eine Zerstörung der Ende 2019 fertiggestellten Brücke zu verhindern. Ebenfalls auf Satellitenbildern zu erkennen ist, dass in den letzten Monaten immer mehr längliche, meist rötliche Barrieren im Wasser vor der Brücke platziert worden sind.
Laut dem Analysten Brady Africk handelt es sich dabei um mehr als 30 Lastkähne. Sie sollen wohl einen Schutz gegen ukrainische Kamikaze-Seedrohnen bieten, die das Bauwerk in der Vergangenheit bereits getroffen hatten. Bis heute ist die Funktionsfähigkeit der Brücke laut ukrainischen Angaben in Bezug auf Güterzüge stark eingeschränkt.
Um das Bauwerk auch aus der Luft zu schützen, setzen die russischen Streitkräfte zudem massiv auf Flugabwehr. Pletenchuk sagte laut Unian, die Halbinsel werde "so weit wie möglich mit Flugabwehrsystemen vollgestopft", da sie nicht nur eine pragmatische Bedeutung, sondern auch eine symbolische habe.
Quelle: ntv.de, rog