Politik

Der Kriegstag im Überblick Ukraine gibt Mariupol nicht auf - Militärexperte erwartet Großangriff nach Ostern

Bild der russischen Armee: Ein Soldat inspiziert das "befreite" Mariupol.

Bild der russischen Armee: Ein Soldat inspiziert das "befreite" Mariupol.

(Foto: picture alliance/dpa/TASS)

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier will ein starkes Signal senden und als bisher hochrangigster deutscher Politiker die ukrainische Hauptstadt besuchen. Doch die Führung in Kiew legt keinen Wert auf seine Anwesenheit, sie wartet auf den Bundeskanzler. Gleichzeitig kündigt sich die "letzte Schlacht" um Mariupol an. In dem Zusammenhang werden auch Risse zwischen den letzten verbliebenen Truppen in der zerstörten Hafenstadt und der Armeeführung bekannt. Den russischen Großangriff im Osten der Ukraine erwartet ein Militärexperte allerdings erst nach Ostern. Schon jetzt erhält die ukrainische Armee neues Kampfgerät wie "Kamikaze"-Drohnen aus den USA. Die Slowakei will alte Kampfflugzeuge aus Russland liefern.

Steinmeier in Kiew nicht erwünscht

Eine geplante Reise von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nach Kiew ist geplatzt, weil er dort offensichtlich nicht willkommen ist. "Ich war dazu bereit. Aber offenbar - ich muss zur Kenntnis nehmen - war das in Kiew nicht gewünscht", sagte Steinmeier bei einem Besuch in Warschau. Der polnische Präsident Andrzej Duda hatte demnach eine gemeinsame Reise mit den Staatschefs der baltischen Staaten vorgeschlagen, "um ein starkes Zeichen gemeinsamer europäischer Solidarität mit der Ukraine zu senden und zu setzen".

Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk hatte bereits am Wochenende deutlich gemacht, dass die Ukraine eher einen Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz als von Steinmeier erwartet: Es sei wichtig, dass der Regierungschef komme, der "konkrete Entscheidungen über weitere Unterstützung treffen" könne, sagte er.

Selenskyj-Berater: Mariupol ist nicht verloren

Der sicherheits- und außenpolitische Berater von Präsident Selenskyj, Ihor Zhovkva, tritt Spekulationen entgegen, wonach die ukrainische Armee Mariupol aufgeben müsse. "Die Stadt ist nicht verloren, und die Stadt wird nicht aufgegeben", sagt er im Interview mit ntv. Teile der Stadt würden zwar von der russischen Armee kontrolliert, aber nicht die gesamte Stadt. "Davon träumen die Russen", erklärt Zhovkva. "Sie wollen, dass Mariupol so etwas wie ein symbolischer Sieg wird. Aber weder die Einwohner von Mariupol noch die ukrainische Armee werden ihnen das ermöglichen. Mariupol wird nicht aufgeben."

Zuvor hatten ukrainische Soldaten, die sich noch in der umkämpften und fast vollständig zerstörten Hafenstadt befinden, von schwindenden Lebensmittel- und Munitionsvorräten berichtet und sich über den fehlenden Kontakt zur Armeeführung beschwert. Demnach bereiten sie sich bereits auf die "letzte Schlacht" vor.

Separatisten streiten Giftgas-Vorwurf ab

Prorussische Separatisten weisen den Vorwurf ukrainischer Kämpfer zurück, sie hätten in Mariupol Giftgas eingesetzt. Eduard Bassurin, ein Sprecher der Donezker Separatisten, sagte der russischen Agentur Interfax: "Die Streitkräfte der Donezker Volksrepublik haben in Mariupol keine chemischen Waffen eingesetzt." In der Nacht hatte das ukrainische Asow-Regiment von einem solchen Angriff berichtet. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür allerdings auch von ukrainischer Seite nicht.

"Nach vorläufigen Angaben gibt es die Annahme, dass es wohl Phosphorkampfmittel waren", sagte die stellvertretende Verteidigungsministerin Hanna Maljar am Vormittag im ukrainischen Fernsehen. Endgültige Schlussfolgerungen könne es erst später geben. Auch Oberst a.D. Ralf Thiele sieht im Gespräch mit ntv aktuell keine hinreichenden Gründe oder Belege für einen russischen Einsatz von Chemiewaffen in der Ukraine.

Militärexperte: Großangriff im Osten findet nach Ostern statt

Der deutsche Militärexperte Carlo Masala erwartet nach Ostern einen russischen Großangriff im Osten der Ukraine. Die Verstärkung und Umgruppierung der russischen Truppen werde bald abgeschlossen sein, sagt der Politikprofessor der Bundeswehruniversität München im "stern"-Podcast "Ukraine - die Lage". Der Beginn des Angriffs hänge von vielen Faktoren ab, bis hin zum Wetter. "Dann ist es eine politische Frage, wann diese Großoffensive beginnt, aber ich denke, länger als eine Woche wird es nicht dauern", so Masala.

Ukraine will Verhandlungen mit Russland fortsetzen

Die Gespräche zwischen der Ukraine und Russland gehen einem Berater des ukrainischen Präsidenten Selenskyj zufolge weiter. Die Verhandlungen seien hart, würden aber fortgesetzt, sagt Mychailo Podoljak. Russland wolle mit seinen öffentlichen Äußerungen Druck ausüben. Zuvor hatte Russlands Präsident Wladimir Putin gesagt, die Gespräche befänden sich in einer Sackgasse. Die Ukraine halte in Istanbul getroffene Vereinbarungen nicht ein.

USA liefern erste "Kamikaze"-Drohnen aus

Ein hochrangiger Vertreter des US-Verteidigungsministeriums bestätigt die Auslieferung der ersten von insgesamt 100 Switchblade-Drohnen an die Ukraine. Wie viele genau angekommen sind, ist offen. Das als "Kamikaze"-Drohne bekannte Fluggerät wiegt nur 2,5 Kilogramm und besitzt eine Reichweite von rund zehn Kilometern. Sie kann von einer mobilen Bodenstation aus gesteuert werden und präzise gegnerische Ziele zerstören.

Slowakei will Ukraine Kampfflugzeuge liefern

Die Ukraine könnte demnächst Kampfjets aus der Slowakei erhalten. Wie "Politico" berichtet, ist die Regierung in Bratislava bereit, alte Mig-29 zu liefern. Die haben den Vorteil, dass die ukrainischen Piloten sie kennen und sofort nutzen könnten. Eine monatelange Ausbildung wäre nicht notwendig. Der slowakische Premierminister Eduard Heger sagte laut "Politico", man führe "intensive Gespräche mit den Partnern" darüber, wer dann den slowakischen Luftraum schützt. Die Mig-29 wolle man sowieso loswerden, weil man sie nicht mehr nutzen könne, wenn man "keine Beziehung zu Russland" habe. Dort werden Ersatzteile hergestellt.

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Quelle: ntv.de, chr

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