Politik

Russland beginnt Manöver an Grenze Ukraine stößt dritte Rekrutierungswelle an

Nicht alle in der Ukraine stehen hinter dem Vorgehen der Regierung in Kiew.

Nicht alle in der Ukraine stehen hinter dem Vorgehen der Regierung in Kiew.

(Foto: AP)

Kiew will mit den Rebellen in der Ostukraine offenbar so kurzen Prozess wie möglich machen. Präsident Poroschenko nennt einen zeitlichen Rahmen für die Armeeoperation, während eine Rekrutierungswelle die Menschen in Wallung bringt. Russland provoziert mit Militärmanövern nahe der Grenze zum Nachbarn.

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hat die Militäroffensive im Osten des Landes als "erfolgreich" bezeichnet. Generalstabschef Viktor Mudschenko erklärte, der Vorstoß gegen die Rebellen werde "wahrscheinlich in weniger als einem Monat" beendet sein. Eine "Kriegssteuer" soll die Mittel dafür sichern.

Nach UN-Angaben sind seit Mitte April, dem Beginn von Kiews "Antiterror-Operation" im Osten des Landes, mehr als 1100 Menschen getötet worden. Seit Medien berichten, dass ganze Einheiten an der russischen Grenze eingekesselt seien und schlecht versorgt würden, fordern Kriegskritiker auch einen schnelleren Austausch der kämpfenden Kräfte. Inzwischen läuft eine dritte Einberufungswelle, die auf zum Teil erheblichen Widerstand innerhalb der Bevölkerung führt.

Auf der Fernstraße von Kiew nach Tschop etwa bildeten Frauen eine lange Schlange des Protests. In Sprechchören forderten sie, dass ihre Söhne nicht eingezogen werden. Als Schwerpunkte des Widerstands gelten die Regionen der ungarischen und rumänischen Minderheiten im Westen des Landes. Sogar in Galizien, das oft als Kernland des ukrainischen Nationalismus bezeichnet wird, werden Kasernen und Ämter blockiert.

Regierungskräfte berichteten per Telefon, dass sie zum Teil wochenlang ohne Nachschub festsäßen und unter ständigem Beschuss der Separatisten lägen. Ein Teil der Soldaten weicht auf russisches Gebiet aus, um dem sicheren Tod zu entgehen. 54 Rückkehrern droht nun ein Prozess wegen Landesverrats.

Mit patriotischen Spots und Berichten über feierliche Vereidigungen neuer Kämpfer in regierungstreuen Fernsehsendern versucht die Führung in Kiew, die Proteste klein zu halten. Kritischen Berichten wird kaum Raum geschenkt.

Zwei Militärmanöver

Russland begann derweil eigenen Angaben zufolge in der südlichen Region Astrachan mit einer zweitägigen Militärübung. Wie ein Sprecher des zentralen Militärdistrikts sagte, nehmen an dem Manöver Einheiten mit S-300-Boden-Luft-Raketen, SU-24-Kampfflugzeuge sowie MiG-31-Abfangjäger teil. Die Übungen seien seit längerem geplant und hätten nichts mit den Spannungen in der Ukraine zu tun, betonte der Sprecher.

Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte, mit dem Manöver solle geübt werden, wie ein "massiver Raketenangriff" zurückzuschlagen sei.

Im August wird es einem Sprecher zufolge zusätzlich ein seit einem Jahr vorgesehenes separates Militärmanöver geben - unter Beteiligung von S-300 Raketen sowie ihrer verbesserten Version S-400, außerdem des Luftabwehrraketen-Systems Panzir-S1.

Die ukrainische Regierung verlangte von der russischen Seite Erklärungen zu "militärischen Aktivitäten nahe der Grenze". Diese hätten bereits am Dienstag begonnen, hieß es. Das Außenministerium in Kiew zeigte sich besonders beunruhigt über "großangelegte", dreitägige Manöver der russischen Armee nahe der Grenzregionen Rostow und Stawropol.

Die Regierung in Kiew und der Westen werfen Moskau vor, die Separatisten in der Ostukraine zu unterstützen. Deshalb beschloss die Europäische Union vor wenigen Tagen die schärfsten Wirtschaftssanktionen gegen Russland seit dem Ende des Kalten Krieges. Diese wurden nach EU-Angaben inzwischen von allen Mitgliedsstaaten formell bestätigt. Sie sollen am Freitag in Kraft treten.

Quelle: ntv.de, rpe/AFP

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