Russenspione an der Grenze? Ukrainer schießen russische Drohne ab
29.06.2014, 18:51 Uhr
Ein prorussischer Kämpfer an einer von den Rebellen besetzen Kaserne in Donezk.
(Foto: AP)
Kremlchef Putin fordert bei einem Telefonat mit Kanzlerin Merkel und dem ukrainischen Präsidenten Poroschenko eine längere Waffenruhe für die Ostukraine. Putin sagt aber offenbar nichts darüber, ob die Russen die Grenzsituation in der Ukraine ausspionieren.
Die ukrainische Luftabwehr hat nach eigenen Angaben ein unbemanntes russisches Aufklärungsflugzeug über der Ostukraine abgeschossen. Die Drohne habe am Sonntagnachmittag die Grenzregion Lugansk ausspioniert, bevor sie von der Luftabwehr zum Absturz gebracht worden sei, berichtete der prominente Militärexperte Dmitri Tymtschuk in Kiew.
Der Grenzschutz in Kiew teilte mit, dass von russischer Seite weiter Militärtechnik unerlaubt auf ukrainisches Gebiet gelange. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums gelang es dem Militär, am Samstag einen russischen T-64-Panzer in seinen Besitz zu bringen.
Der Experte Tymtschuk behauptete zudem, dass die Aufständischen in der von ihnen belagerten Separatisten-Hochburg Slawjansk selbst begonnen hätten, Wohnviertel mit Artillerie zu beschießen. Dabei starben nach seiner Darstellung mindestens acht Bewohner. Die prorussischen Kräfte wiesen dies zurück und warfen den ukrainischen Truppen vor, Slawjansk zu beschießen.
Auf dem zentralen Unabhängigkeitsplatz, dem Maidan in Kiew, schlossen sich Medien zufolge Tausende Menschen Protesten von Angehörigen von Kampfverbänden an, die ein Ende der Waffenruhe forderten. Damit wächst der Druck auf Präsident Petro Poroschenko, die bis Montagabend dauernde Feuerpause nicht noch einmal zu verlängern. Viele Ukrainer fordern eine Wiederaufnahme der umstrittenen "Anti-Terror-Operation", um die prorussischen Separatisten zurückzudrängen. Die Aufständischen haben ihrerseits Widerstand angekündigt.
Putin will längere Waffenpause
Kremlchef Wladimir Putin forderte indes eine Verlängerung der Waffenruhe. Bei einem Telefonat mit Kanzlerin Angela Merkel und dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko forderte er von diesem ein, die an diesem Montag auslaufende Feuerpause diesmal gleich für eine längere Periode auszurufen, hieß es in einer Mitteilung der Präsidialverwaltung in Moskau. An dem Gespräch hatte auch Frankreichs Staatschef François Hollande teilgenommen. Diskutiert worden sei zudem, ob die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) Beobachter zur Kontrolle der ukrainisch-russischen Grenze entsenden könne.
Die Staats- und Regierungschefs der EU hatten Russland bei ihrem Gipfel am Freitag eine Frist bis Montag zur Deeskalation der Lage in der Ostukraine gesetzt. Zu den Forderungen gehörten die Freilassung der gefangen gehaltenen OSZE-Beobachter sowie weiterer Geiseln, aber auch Verhandlungen über den Friedensplan Poroschenkos.
Zudem verlangte der EU-Gipfel die Rückgabe von drei Grenzposten an die Ukraine sowie eine Einigung auf eine Kontrolle der Waffenruhe und auf eine Überwachung der ukrainisch-russischen Grenze unter Aufsicht der OSZE. Sollte Moskau die Lage bis Montag nicht entschärfen, könnten "bedeutende" Sanktionen verhängt werden, hieß es. Die gefangen genommenen OSZE-Mitarbeiter wurden inzwischen freigelassen.
Quelle: ntv.de, ppo/AFP/dpa