Ukrainische Soldaten in der Falle Ultimatum zu Freilassung bleibt folgenlos
19.03.2014, 21:31 Uhr
Schwerbewaffnete russische Milizen belagern die ukrainischen Stützpunkte.
(Foto: dpa)
Der Einnahme ukrainischen Militärstützpunkte durch prorussische Milizen will die Regierung in Kiew nicht länger tatenlos zusehen. Sie stellt den moskautreuen Einheiten ein Ultimatum zur Freilassung aller Gefangenen - das zunächst verstreicht.
Nach der Einnahme des Hauptquartiers der ukrainischen Marine auf der Krim durch prorussische Einheiten hat die Regierung in Kiew ein Ultimatum zur Freilassung aller Gefangenen gestellt. Die prorussische Regionalregierung müsse umgehend Marine-Oberbefehlshaber Sergej Gajduk und die anderen "Geiseln" freilassen, erklärte der ukrainische Interimspräsident Alexander Turtschinow in Kiew. Wenn dies nicht geschehe, werde es eine "angemessene Antwort" geben. Allerdings verstrich das Ultimatum am Abend zunächst folgenlos.
Einen Tag nach dem Anschluss der Krim an Russland hatten prorussische Milizen das Hauptquartier der ukrainischen Marine in Sewastopol sowie den Militärstützpunkt Nowooserne im Osten der Halbinsel unter ihre Kontrolle gebracht. Oberbefehlshaber Sergej Gajduk wurde laut der russischen Armee festgesetzt. In Sewastopol umstellten zunächst etwa 200 prorussische Aktivisten und Vertreter russischer Streitkräfte das Gebäude der Marine. Später nahmen die prorussischen Kämpfer auch Nowooserne ein. Rund 50 ukrainische Soldaten verließen dort unter russischer Aufsicht den Stützpunkt. Zeitgleich hissten die Milizen die russische Flagge.
Ein Vertreter der russischen Milizen sagte, Gajduk befinde sich in Gewahrsam. "Er wurde zum Verlassen der Basis gezwungen und weggebracht", führte er ohne weitere Details aus. Die ukrainischen Soldaten auf der Krim haben derzeit zwei Möglichkeiten: Ihnen bleibt die Unterwerfung oder die Flucht.
Am Vortag war ein ukrainischer Soldat bei einer Schießerei mit prorussischen Militärs an einem Armeestützpunkt in Simferopol getötet worden. Das tschechische Außenministerium sprach der Regierung in Kiew sein "aufrichtiges Beileid" aus. Prager Regierungspolitiker verurteilten den Anschluss der Krim an Russland. "Wenn wir Referenden über Grenzen abhalten, weil jemand vor Ort eine nationale Minderheit hat, dann führt das in die Hölle", sagte Außenminister Lubomir Zaoralek. Zwar fühle sich Tschechien nicht bedroht. Zaoralek warnte aber vor dem Versuch, die Sowjetunion wiederherzustellen: "Sollen wir Putin glauben, wenn er sagt, dass ihm die Krim reicht?"
Soldaten stehen vor einem Dilemma

Vermummte Soldaten ohne Abzeichen haben bereits die zweite Militärbasis besetzt. Schüsse fallen nicht.
(Foto: imago/ITAR-TASS)
Rund 22.000 ukrainische Soldaten gibt es auf der Krim. Seit Ende Februar sitzen sie in ihren Basen fest, umringt von prorussischen Zivilisten und russischen Soldaten ohne Abzeichen. Krim-Parlamentspräsident Wolodimir Konstantinow hatte angekündigt, die ukrainischen Militärstützpunkte aufzulösen. Wer bleiben und dann bei den örtlichen Streitkräften dienen wolle, könne das tun.
Die Ukrainer können derweil nur zusehen, wie die Russen ihre Macht festigen. In Perewane, rund 25 Kilometer südlich von Sewastopol, schaufeln die Russen Schützengräben, richten Schießposten ein, bringen Mörser in Stellung. In der Basis stehen die ukrainischen Soldaten vor einem Dilemma. Der ukrainische Präsidentschaftsbewerber Vitali Klitschko will dafür sorgen, dass die Soldaten geschützt und an sichere Orte außerhalb der Krim gebracht werden.
Die Besetzung der Basen ist durchorganisiert. Russische Soldaten in Tarnkleidung, Militärfahrzeuge, Stacheldraht und Zementblöcke verhindern jedes Durchkommen. Mittlerweile gibt es dort beheizte Zelte, Toiletten und Übertragungstechnik. Ausländische Journalisten werden bedroht und abgedrängt.
Nur zwei Schiffe der ukrainischen Schwarzmeerflotte soll es gelungen sein, einer Belagerung zu entgehen. Aus Angst vor einem Angriff haben sich die beiden ukrainischen Boote vom Ufer entfernt. Soldaten stehen Bord Wache. Sie stehen 20 russischen Schiffen gegenüber - Machverhältnisse wie überall auf der Krim.
Noch bis Freitag gilt eine Art Waffenruhe zwischen den ukrainischen Soldaten und den Belagerern. Wie es danach weitergeht, weiß zur Stunde niemand.
Quelle: ntv.de, ppo/AFP/dpa/rts