Ein Jahr nach Tritt gegen Flüchtlinge Ungarische Kamerafrau wird angeklagt
07.09.2016, 17:03 Uhr
Im September 2015 filmt ein n-tv Reporter, wie eine Kamerafrau in Ungarn einen Flüchtling mit einem kleinen Kind auf dem Arm zu Fall bringt. Nun muss sie sich vor Gericht verantworten. Hinweise auf Rassismus sehen die Ankläger allerdings nicht.
Ein Jahr, nachdem sie mit Tritten gegen Flüchtlinge Empörung ausgelöst hatte, ist eine ungarische Kamerafrau angeklagt worden. Petra L. werde Landfriedensbruch vorgeworfen, erklärte die Staatsanwaltschaft von Csongrad. L. hatte unter anderem einem rennenden Flüchtling mit einem Kind auf dem Arm ein Bein gestellt. Beide stürzten daraufhin zu Boden. Die Aufnahme von n-tv Reporter Stephan Richter hatte weltweit Aufsehen erregt. Auf anderen Aufnahmen ist zu sehen, wie die Frau einem fliehenden Mädchen einen Tritt versetzt.
Die Vorfälle ereigneten sich im September 2015 nahe der Grenze zu Serbien, als hunderte Flüchtlinge nahe dem Ort Röszke eine Polizeiabsperrung durchbrachen. Zwar sei bei ihren "gewaltsamen Taten" niemand verletzt worden, erklärte die Staatsanwaltschaft. Ihr Benehmen sei jedoch "geeignet, Empörung in der Öffentlichkeit auszulösen". Hinweise, dass das Verhalten der Frau "durch ethnische Erwägungen oder den Migrantenstatus der Opfer motiviert" gewesen sei, gebe es dagegen nicht.
Die Kamerafrau arbeitete für den Internet-Fernsehsender N1TV, der der rechtsextremen ungarischen Partei Jobbik nahe steht. Nach dem Vorfall wurde sie gefeuert. Im vergangenen September waren täglich tausende Flüchtlinge aus Serbien nach Ungarn gelangt. Eine Woche nach dem Vorfall in Röszke stellten ungarische Soldaten einen 175 Kilometer langen Grenzzaun fertig.
Quelle: ntv.de, mbo/AFP