Deutscher Botschafter einbestellt Unmut über Grabrede
14.01.2009, 10:49 UhrDer deutsche Botschafter in Sri Lanka hat mit einer Grabrede für einen getöteten Zeitungsredakteur den Zorn der Regierung auf sich gezogen. Der deutsche Diplomat Jürgen Weerth sei nach seiner Ansprache für den regierungskritischen Chefredakteur Lasantha Wickrematunga ins Außenministerium bestellt worden, sagte ein Regierungsvertreter in Colombo, der namentlich nicht genannt werden wollte. Bei dem Gespräch habe Außenminister Palitha Kohona "seinen Unmut und seine Bedenken" über die Rede zum Ausdruck gebracht. Die Regierung habe den Eindruck, dass das Begräbnis zu einem politischen Ereignis geworden sei, sagte der Regierungsvertreter.
Weerth, der den in Colombo ansässigen Botschaftern vorsitzt, hatte in seiner kurzen Grabrede angemerkt, dass die Diplomaten es versäumt hätten, sich eher für Medienfreiheit in Sri Lanka einzusetzen. "Heute ist der Tag, an dem einer sprachlos bleibt. (... ) Heute ist es zu spät", sagte Weerth bei der Beerdigung. Eine der "wichtigsten Stimmen der Wahrheit" sei verloren gegangen. Die deutsche Botschaft in Colombo wollte den Fall zunächst nicht kommentieren.
Sri Lankas Regierung steht im Verdacht, an dem Tod des Journalisten der Zeitung "Sunday Leader" beteiligt zu sein. Wickrematunga wurde von einem Unbekannten erschossen, als er zur Arbeit fuhr. Seine Zeitung hatte wiederholt die Regierungspolitik scharf kritisiert, insbesondere ihren blutigen und teuren Krieg gegen die Tamilenrebellen im Land.
Quelle: ntv.de