CNN in Saudi-Arabien Unterwegs an der Grenze zum Al-Kaida-Staat
03.02.2015, 20:49 Uhr
Tausende Menschen greifen die Grenzschützer jeden Monat auf.
(Foto: CNN International)
Islamistische Terroristen übernehmen die Macht im Jemen. Dies spürt das angrenzende Saudi-Arabien in Form größerer Menschenströme und verstärkten Schmuggels.
Als Saudi-Arabien letzten Monat den Tod von König Abdullah betrauerte, bestätigten die Geschehnisse weiter südlich die Bedeutung des Königreichs für die westliche Politik. Huthi-Rebellen übernahmen die Kontrolle über Jemens Hauptstadt. Al Kaida auf der arabischen Halbinsel (AQAP) legt seinen Würgegriff immer fester um das Land.

Ein Grenzschützer präsentiert geschmuggeltes Kath, das in Saudi-Arabien verboten ist.
(Foto: CNN International)
Die Grenze zwischen dem Jemen und Saudi-Arabien erstreckt sich über ungefähr 800 Kilometer. In der Nähe der Küstenstadt Dschāzān, die in der weitläufigen Wüstenlandschaft wie eine grüne Insel wirkt, ist das Gelände außergewöhnlich. Unsere Trucks hüpfen und rutschen über schwindelerregende Kurven die frisch in den Fels geschlagene Fahrbahn nach oben. In den oberen Bereichen kommt man ins Zweifeln, ob der Untergrund, auf dem die Dörfer dort gebaut sind, überhaupt fest ist. So weit oben gibt es keine Zäune mehr, die den steilen Hang absichern würden, nur die Grenzpatrouillen drehen hier ihre Runden.
Am Fuße der Hügel haben Kontrollen mehr Einfluss. Sie müssen hart durchgreifen, denn Jemens Al Kaida-Kämpfer lassen keine Chance aus, ihren Terror zu exportieren. Mitglieder der Königsfamilie sind für sie das beliebteste Ziel. Und sie nehmen Unvorstellbares auf sich, um diese in ihre Hände zu bekommen. Es ist gerade einmal ein paar Jahre her, dass der gefährlichste Bombenbauer der Terrororganisation eine Bombe im Rektum seines Bruders versteckte, um sie – als er auf einen führenden Vertreter des Königshauses traf – zur Explosion zu bringen.
Die Saudis geben fast drei Milliarden US-Dollar für neue Sicherheitsmaßnahmen an ihren Grenzen aus. Wachtürme mit thermografischem Equipment und Superzoomkameras überwachen die rasiermesserscharfen Grenzzäune über viele Kilometer Länge hinweg.
Menschen und Drogen
Riesige Menschenmassen und enorme Mengen an Drogen überqueren jeden Tag die Grenze. Als wir zum ersten Mal während unserer Reise anhalten, sehen wir, wie zwei Männer gefangen genommen werden. Außerdem werden wir Zeugen davon, wie ein ganzer Van mit Gefangenen eintrifft. Einer der Häftlinge ist gerade einmal elf Jahre alt. Die Grenzwachen behaupten, sie hätten alleine in den letzten drei Monaten 42.000 Menschen aufgegriffen.
Wir sehen, wie drei Jungen angehalten werden, als sie versuchen, Kath nach Saudi-Arabien zu schmuggeln. Bei Kath handelt es sich um Buschblätter, die berauschend wirken. Die drei haben 30 Kilogramm jener Blätter dabei. Einer von ihnen, der gerade einmal zehn Jahre alt ist, sagt mir, dass Drogenbosse ihm 50 US-Dollar für zehn Kilogramm geschmuggeltes Kath zahlen würden. Es ist nicht das erste Mal für ihn, aufgegriffen zu werden. Er soll im Anschluss wieder über die Grenze gebracht werden, doch kaum jemand zweifelt daran, dass er wenig später zurück sein wird.
Die Drogenschmuggler sind enorm aktiv: Tonnenweise Kathblätter stapeln sich vor der Hütte der Wachmänner. Was noch schlimmer ist: Schusswaffen und Munition werden ebenfalls ins Land geschmuggelt. In den letzten drei Monaten wurden 2.562 Waffen beschlagnahmt, so wird uns gesagt.
Die Saudis wissen, dass sie dies nicht ignorieren können. Jeder illegale Einwanderer, den sie aufgreifen, könnte ein Terrorist sein. Experten glauben, dass der Charlie-Hebdo-Schütze Cherif Kouachi ganz in der Nähe der saudischen Grenze in den Jemen gelangte. Mit der Machtübernahme der Huthi-Rebellen im Jemen wird die Menschenflut, die über die saudisch-jemenitische Grenze drängt, noch heftiger werden.
Quelle: ntv.de