Soldaten fliehen auf Luftweg Usbeken zwingen afghanische Militärflieger zur Landung
16.08.2021, 20:30 Uhr
Die Maschine war in der an Afghanistan grenzenden südlichen Provinz Surchondarjo abgestürzt. (Archivbild)
(Foto: AP)
Aus Angst vor den Taliban verlassen Dutzende afghanische Soldaten das Land. Dafür nutzen sie unter anderem Militärflugzeuge. Eines dringt dabei in den Luftraum Usbekistans ein und kollidiert mit einer anderen Maschine.
Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan versuchen immer mehr ehemalige Regierungssoldaten und Zivilisten, in die Nachbarstaaten zu fliehen. Nach Angaben der usbekischen Generalstaatsanwaltschaft vom Montag wurden am Wochenende 46 afghanische Militärflugzeuge und -Hubschrauber mit 585 Soldaten an Bord nach illegalen Grenzüberquerungen zur Landung auf dem Flughafen Termes gezwungen. Dabei sei eines der Flugzeuge mit einer usbekischen Maschine zusammengestoßen und abgestürzt. Die Piloten hätten sich mit Fallschirmen aus den Maschinen gerettet, hieß es weiter.
Den Angaben zufolge laufen Ermittlungen gegen weitere 158 Zivilisten und Soldaten, die am Sonntag über den Fluss Amu Darja nach Usbekistan gelangt waren. Der Absturz der afghanischen Militärmaschine am Sonntagabend hatte in den usbekischen Medien für Schlagzeilen gesorgt. Russische Nachrichtenagenturen berichteten unter Berufung auf Vertreter des Verteidigungsministeriums, die Maschine sei von der usbekischen Luftabwehr abgeschossen worden. Nach Angaben des Arztes Bekpulat Okbojew wurden am Sonntagabend zwei Patienten in afghanischen Armeeuniformen in sein Krankenhaus in Termes, der Regionalhauptstadt von Surchondarjo, eingeliefert. Beide wiesen Brüche auf, sagte Okbojew AFP. Einer von ihnen sei mit dem Fallschirm abgesprungen. Drei weitere Männer seien bereits am Samstag in sein Krankenhaus gebracht worden, nachdem insgesamt 84 afghanische Soldaten auf der Flucht vor den Taliban illegal die Grenze überquert hatten, fügte Okbojew hinzu.
Nach Angaben des usbekischen Außenministeriums wurden die Soldaten von Grenzbeamten aufgegriffen, erhielten jedoch humanitäre Hilfe. Usbekistan verhandle nun mit der "afghanischen Seite" über ihre Rückkehr. Das Nachbarland Tadschikistan erlaubte nach Regierungsangaben am Montag drei Flugzeugen mit mehr als 100 afghanischen Militärvertretern die Landung am Flughafen von Bochtar im Süden des Landes. "Tadschikistan hat SOS-Signale erhalten, woraufhin im Einklang mit den internationalen Verpflichtungen des Landes beschlossen wurde, afghanischen Soldaten die Landung auf dem Flughafen zu gestatten", teilte das tadschikische Außenministerium den russischen Nachrichtenagenturen Interfax und RIA Nowosti mit.
In Afghanistan hatten die radikalislamischen Taliban am Sonntag die Hauptstadt Kabul erobert und die Macht übernommen. Die afghanische Regierung räumte ihre Niederlage ein, Präsident Aschraf Ghani floh ins Ausland. Schon seit Beginn der Taliban-Offensive hatten afghanische Einheiten immer wieder versucht, in zentralasiatische Nachbarstaaten zu fliehen. Deutschland, die USA und andere westliche Staaten arbeiteten am Montag mit Hochdruck daran, ihre Staatsbürger und afghanische Mitarbeiter auszufliegen.
Die deutsche Luftwaffe entsandte mehrere Transportflugzeuge nach Afghanistan, die eine Luftbrücke zwischen Kabul und der usbekischen Hauptstadt Taschkent errichten sollen. In Taschkent sollten dann zivile Chartermaschinen die Ausgeflogenen abholen und nach Deutschland bringen. Wegen der chaotischen Lage auf dem Flughafen Kabul gab es zunächst keine Landegenehmigungen.
Quelle: ntv.de, mba/AFP