"Ich werde das mit allen Faschisten machen" Maduro sieht einen Staatsstreich gegen sich
20.02.2014, 08:35 Uhr
Die nun verstorbene Studentin war bei einer Demonstration gegen die Maduro-Regierung von einer Kugel am Kopf getroffen worden. Auf dem Foto ist zu sehen, wie die junge Frau von Freunden ins Krankenhaus gefahren wird.
(Foto: dpa)
Studenten in Venezuela protestieren seit Monaten gegen die linke Regierung. Die bezeichnet ihre Gegner als Faschisten. Mehrere Menschen sind bereits ums Leben gekommen, das jüngste Opfer ist eine 22-jährige Schönheitskönigin.
Die venezolanische Polizei hat erneut eine Kundgebung von Anhängern der rechtsgerichteten Opposition gewaltsam aufgelöst. Mit Tränengas und Schrotkugeln ging sie gegen hunderte Demonstranten vor, die aus Protest gegen die Verhaftung des Oppositionspolitikers Leopoldo López eine Straße in einem wohlhabenden Stadtteil der Hauptstadt Caracas blockierten. Dabei soll es erneut mehrere Verletzte gegeben haben.

Eine Anhängerin des festgenommen Oppositionspolitikers Leopoldo Lopez demonstriert für dessen Freilassung.
(Foto: AP)
In den vergangenen Tagen waren bei Protest en in dem südamerikanischen Land vier Menschen erschossen worden - drei Demonstranten und ein Regierungsanhänger. Am Mittwoch starb eine Studentin im Krankenhaus an einem Kopfschuss. Die 22-Jährige war als "Miss Tourismus" des Bundesstaates Carabobo bekannt und bei einer Demonstration gegen die Regierung in der Provinzstadt Valencia von der Kugel getroffen worden. Der Demonstrationszug war nach lokalen Medienangaben von Unbekannten von Motorrädern aus beschossen worden.
Der venezolanische Staatschef Nicolás Maduro sieht sich einem "faschistischen Staatsstreich" gegenüber. "Wir stehen vor einem sich weiter entfesselnden Staatsstreich gegen Venezuela", sagte Maduro. Er ermutet hinter den Protesten auch einen von den USA unterstützten Komplott. Vergangene Woche hatte er drei Diplomaten aus den USA aus Venezuela ausgewiesen.
Gegenseitige Schuldzuweisungen
Die jüngsten Proteste gehen hauptsächlich von Studenten aus, die seit zwei Wochen verstärkt gegen Misswirtschaft, Kriminalität, Inflation und Korruption demonstrieren. Seit dem Tod von Maduros Vorgänger Hugo Chavez vor einem Jahr haben sich die Lebensbedingungen für viele Menschen in dem armen Land weiter verschlechtert. Politisch wird der Protest von der Rechten mitgetragen, die sich immer stärker gegen die seit 15 Jahren regierenden Linken positioniert.
Die Regierung macht für die Gewalt einen den 42-jährigen Gründer der rechten Partei Voluntad Popular (Volkswille) verantwortlich. Gegen Leopoldo López wurde Haftbefehl wegen Totschlags und Aufstachlung zur Gewalt erlassen. Am Dienstag hatte er sich den Behörden gestellt. López war mehrere Jahre lang Bürgermeister des Verwaltungsbezirks Caracas gewesen und Gegner des verstorbenen Staatschefs Hugo Chavez.
Die Opposition dagegen macht bewaffnete Regierungsanhänger für die nun eskalierte Gewalt verantwortlich. Die Regierung nennt ihre Gegner pauschal Faschisten. "Der Chef des Faschismus ist schon gefangen, und ich werde das mit allen Faschisten machen, wo immer sie sein mögen", sagte Maduro mit Blick auf den festgenommenen López.
Obama schaltet sich ein
Der seit Monaten andauernde Konflikt in Venezuela beschäftigt inzwischen auch das restliche Amerika. Am Rande des Nordamerika-Gipfels im mexikanischen Toluca forderte der Präsident der USA, Barack Obama, die verfeindeten Lager auf, sich zu einigen. "Gemeinsam mit der Organisation Amerikanischer Staaten fordern wir die venezolanische Regierung zur Freilassung der festgenommenen Demonstranten und zu einem echten Dialog auf", sagte Obama.
Der Generalsekretär des Oppositionsbündnisses MUD, Ramón Guillermo Aveled, rief für Samstag zu neuen Demonstrationen auf. Dabei solle vor allem eine Entwaffnung der sogenannten Colectivos gefordert werden. In diesen Gruppen schließen sich Anhänger der Regierung zusammen, die oft bewaffnet sind. Sie werden auch hinter dem Tod der Regierungsgegner vermutet.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa