Die IWF-Chefin und der Fall Tapie Verfahren gegen Lagarde vor dem Ende?
23.09.2015, 02:49 Uhr
Die IWF-Chefin vor Gericht im August 2014.
(Foto: picture alliance / dpa)
Als Wirtschaftsministerin soll Christine Lagarde eine Zahlung von 400 Millionen Euro an Bernard Tapie ermöglicht haben - einen Unterstützer des damaligen Präsidenten Sarkozy. Gegen Lagarde wird ermittelt. Nun empfiehlt die Staatsanwaltschaft, das Verfahren einzustellen.
Im Fall eines umstrittenen Schiedsspruchs für eine millionenschwere Entschädigungszahlung an den Geschäftsmann Bernard Tapie kann Christine Lagarde, die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), offenbar auf eine Einstellung des Verfahrens gegen sie hoffen. Die zuständige Staatsanwaltschaft habe einem Berufungsgericht die Einstellung des Verfahrens gegen die frühere französische Finanzministerin empfohlen, sagte eine Quelle aus dem Umfeld des Verfahrens. Darüber muss nun noch das Gericht entscheiden.
Zuvor hatte der Sender I-Télé über die Empfehlung der Staatsanwaltschaft berichtet. Das Gericht wollte dazu zunächst keine Stellung nehmen. Auch Lagardes Anwalt in Paris war nicht zu einer Stellungnahme bereit. Die 59-jährige Lagarde hatte sich in dem Verfahren mehreren umfassenden Vernehmungen in Paris unterziehen müssen. Sie bezeichnete Verfahren und Vorwürfe stets als "völlig unbegründet".
Zahlung für den Verkauf von Adidas
In dem Fall geht es um einen Schiedsspruch aus dem Jahr 2008, der Tapie nach dem Verkauf des Sportartikelherstellers Adidas 403 Millionen Euro an staatlicher Entschädigung zugesprochen hatte. Im Februar hob ein Pariser Berufungsgericht den Schiedsspruch auf. Zur Begründung hieß es, es bestehe der Verdacht, dass Tapie, ein Bekannter des damaligen Staatschefs Nicolas Sarkozy, eine Vorzugsbehandlung erhalten habe. Ermittler hatten Lagarde verdächtigt, sie könne in ihrer Zeit als französische Wirtschaftsministerin (2007-2011) regelwidrig die Entschädigungszahlung ermöglicht haben.
Im August vergangenen Jahres wurde das Ermittlungsverfahren gegen Lagarde eingeleitet. Sie hatte damals als französische Finanzministerin das Schiedsgericht angerufen, um einen langjährigen Rechtsstreit um die Adidas-Übernahme mit Tapie zu beenden, und den folgenden Schiedsspruch nicht angefochten. Ihr wurde daher angelastet, fahrlässig gehandelt zu haben.
Lagarde leitet seit 2011 den Internationalen Währungsfonds. Sie folgte auf Dominique Strauss-Kahn, der den Posten nach einem Sex-Skandal aufgeben musste.
Quelle: ntv.de, asc/AFP/dpa