Politik

Annan mahnt Geduld an Waffenbericht wird ausgewertet

Die Glaubwürdigkeit der irakischen Regierung steht seit Montag auf dem Prüfstand: Internationale Experten begannen mit der Analyse des am Wochenende den Vereinten Nationen übergebenen Waffenberichts. Der Sicherheitsrat beschloss dabei überraschend, den fünf ständigen Mitgliedern USA, Russland, China, Großbritannien und Frankreich den vollen und unzensierten Zugang zu dem Bericht zu gewähren.

UN-Generalsekretär Kofi Annan mahnte insbesondere die USA zu Geduld mit den Prüfern. Die Analyse des Berichts nehme einige Zeit in Anspruch, sagte Annan in New York. "Die Inspektoren müssen ihn erst lesen, dann analysieren und dann dem Sicherheitsrat Bericht erstatten, und ich nehme an, das dauert eine Weile", sagte er.

Entgegen der ursprünglichen Planung wurde den fünf ständigen Mitgliedern des Weltsicherheitsrats am Montag eine vollständige Kopie des 12.000 Seiten umfassenden Berichts übergeben. Der Weltsicherheitsrat hatte sich darauf am Sonntagabend verständigt.

Die nicht ständigen Mitglieder des Sicherheitsrates erhalten dagegen später eine von UN-Experten übersetzte und von brisanten Stellen bereinigte Fassung. Die UN-Abrüstungskommission für Irak (UNMOVIC) will unter anderem Hinweise zum Bau von Waffen aus der öffentlichen Version des Berichts streichen.

Ursprünglich sollten alle 15 Mitglieder des Sicherheitsrates nur eine zensierte Fassung erhalten. Syrien protestierte gegen die Bevorzugung der ständigen Ratsmitglieder.

Die von Bagdad vorgelegten Dokumente waren in der Nacht zum Montag am Sitz des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen in New York eingetroffen. Chefinspektor Hans Blix erklärte, seine Mitarbeiter würden sich sofort mit der Sichtung des Materials befassen.

Wenige Stunden zuvor war der Teil des Berichts über das irakische Atomprogramm in Wien eingetroffen, wo Fachleute der IAEA ebenfalls mit der Prüfung begannen. Die UN-Inspektoren in Irak setzten unterdessen ihre Kontrollen vor Ort fort.

Ein Krieg kann nach den Worten von IAEA-Generaldirektor Mohammed ElBaradei noch vermieden und das Leben Unschuldiger gerettet werden, wenn die Inspektionen belegen können, dass von Irak keine atomare Bedrohung ausgeht. Die IAEA will dem Sicherheitsrat in etwa zehn Tagen eine erste vorläufige Einschätzung zu dem Bericht vorlegen und Ende Januar einen detaillierten Bericht.

Kontrollen fortgesetzt

Die UN-Inspektoren besuchten unterdessen zum dritten Mal das Hauptzentrum für atomare Forschung El Tuweitha - etwa 20 Kilometer südlich von Bagdad. Das dortige Atomkraftwerk Osirak war 1981 durch israelische Luftangriffe zerstört worden. In dem Zentrum wird unter anderem an Methoden der Urananreicherung gearbeitet. Eine zweite Mannschaftuntersuchte eine Anlage nordwestlich von Bagdad, die von der Kommission für Rüstungsindustrie betrieben wird.

Nach Angaben von IAEA-Chef Mohamed Elbaradei werden die Inspektionen voraussichtlich bis zu einem Jahr dauern. Unterdessen trafen 25 weitere Inspektoren ein. Deren Sprecher kündigte an, am Dienstag würden weitere 25 bis 30 Experten eintreffen.

Quelle: ntv.de

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