Politik

"Schöne Arbeitsmoral" Warum Trump lieber heimlich Golf spielt

Trump, unterwegs auf einem seiner Golfplätze (Archivbild). Insgesamt zwölf Golfplätze gehören dem Präsidenten in den USA.

Trump, unterwegs auf einem seiner Golfplätze (Archivbild). Insgesamt zwölf Golfplätze gehören dem Präsidenten in den USA.

(Foto: AP)

Als Donald Trump US-Präsident wurde, hofften viele Beobachter, das Amt werde ihn verändern. In einem Punkt hat er sich tatsächlich verändert: Seine Haltung zu der Frage, ob Präsidenten Golf spielen sollten, ist eine andere.

Das Weiße Haus ist durchaus mitteilsam. Fast täglich erklärt Präsidentensprecher Sean Spicer die Politik seines Chefs. Nur bei einem Thema geben er und seine Kollegen sich zugeknöpft: dem Golfspiel des Präsidenten.

"War der Präsident heute Morgen golfen? Und mit wem war er golfen?", wollte ein Journalist am vergangenen Sonntag von Spicers Stellvertreterin Sarah Sanders wissen. Ihre Antwort: "Ich weiß, dass er heute Morgen ein paar Löcher gespielt hat, aber ich werde nicht mitteilen, wer dabei war."

Offizielle Informationen gab es lediglich über zwei Golfpartner des Präsidenten: den japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe sowie den südafrikanischen Profigolfer Ernie Els, der beim Spiel mit Abe dabei war. Selbst wenn Trumps Autokolonne hinter den Palmen eines seiner Clubs verschwinde, weigere sich das Weiße Haus zu bestätigen, dass Trump golfen gehe, schreibt die "New York Times".

Der Grund für diese Heimlichtuerei dürfte darin liegen, dass Trump beim Golfen gegen seine eigenen Maßstäbe verstößt. Als Barack Obama noch im Weißen Haus residierte, regte Trump sich immer wieder darüber auf, dass der Präsident golfen ging. "Barack Obama hat gestern Golf gespielt", twitterte er etwa im August 2011. "Jetzt macht er zehn Tage Urlaub auf Martha's Vineyard. Schöne Arbeitsmoral." Auch im Wahlkampf stellte er Obama regelmäßig als faulen Golfer dar: "Ich werde für euch arbeiten", sagte er am 8. August 2016. "Ich werde keine Zeit haben, Golf zu spielen, glaubt mir. Glaubt mir."

13 Stunden Twitter, 25 Stunden Golf

Arbeit predigen und Golf spielen – das sieht sehr nach einem Fall von Doppelmoral aus. Genüsslich erinnern die amerikanischen Medien jetzt an solche Zitate, von denen es einige gibt. Die "New York Times" weist darauf hin, dass Trump von seinen ersten 31 Tagen im Amt sechs auf dem Golfplatz verbrachte. Noch genauer rechnete die "Washington Post" nach: In seinem ersten Monat habe Trump 13 Stunden getwittert, sechs Stunden in Geheimdienst-Briefings verbracht – und 25 Stunden Golf gespielt.

Die "paar Löcher", die Präsidentensprecherin Sanders eingeräumt hatte, waren übrigens eine drastische Untertreibung. Das kam raus, weil die Golf-Seite "No Laying Up" ein Foto veröffentlichte, auf dem Trump mit dem nordirischen Profigolfer Rory McIlroy zu sehen ist. McIlroy habe am Sonntag 18 Löcher mit Trump gespielt, steht unter dem Bild. Darauf angesprochen sagte Sanders, Trump habe "ein paar Löcher" spielen wollen, dann aber beschlossen, länger zu bleiben.

Klar ist, dass Trump mehr Golf spielt als Obama. Der golfte das erste Mal am 26. April als Präsident, drei Monate nach seinem Amtsantritt. Insgesamt spielte Obama in seinen acht Jahren Amtszeit 333 Runden Golf, wie der CBS-Journalist Ryan Reiterman zählte. Im Schnitt war das eine Runde alle 8,8 Tage. Trump ist bislang bei einer Runde alle 7,8 Tage, Tendenz steigend.

Und auch dieses Zitat wird Trump jetzt unter die Nase gerieben: Präsidenten sollten nicht so viel Golf spielen, hatte er im vergangenen Juli einem Golf-Sender gesagt. "Aber wenn man spielt, dann sollte man es für den eigenen Vorteil und für den Vorteil des Landes nutzen." Nach diesen Kriterien war nur das Spiel mit Abe legitim. Vielleicht ist das auch der Grund, warum es das einzige ist, das Trump auf Twitter erwähnt hat.

Quelle: ntv.de

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