Politik

Einigung bei Klimagipfel Warum gerade jetzt ein Abkommen zustande kommt

Luftverschmutzung in China. Die Volksrepublik konnte viele Schwellen- und Entwicklungsländer für Zugeständnisse gewinnen.

Luftverschmutzung in China. Die Volksrepublik konnte viele Schwellen- und Entwicklungsländer für Zugeständnisse gewinnen.

(Foto: dpa)

Als sich die Nationen der Welt 2009 in Kopenhagen treffen, um ein Klimaabkommen zu schließen, endet das Treffen in einem Debakel und ohne Einigung. Sechs Jahre später kommt eine Einigung zustande - warum?

Am Ende wurde es in Le Bourget noch einmal spannend, als plötzlich kleine, aber rechtlich bedeutsame Unstimmigkeiten in den Vertragstexten entdeckt wurden. Doch als dieses Problem ausgeräumt war, ging es dann plötzlich ganz schnell. Nur wenige Minuten nach der Eröffnung der letzten Plenarsitzung der UN-Klimakonferenz senkte Frankreichs Außenminister Laurent Fabius den Hammer und die Delegierten aus 195 Staaten hatten Geschichte geschrieben.

Die wichtigste Voraussetzung dafür war der gemeinsame Wille, der in den Verhandlungen immer wieder beschworen wurde. Seit langem dringen die meisten Staaten auf einen entschiedeneren Kampf gegen die Erderwärmung, allen voran die verwundbarsten von ihnen.

"Ich will meinen Kindern sagen können: Ich habe einen guten Vertrag für Euch", sagte der Außenminister der von Überflutung bedrohten Marshall-Inseln, Tony de Brum. Ihm gelang es in Le Bourget, ein breites Bündnis von Industrie- und Entwicklungsländern um sich zu versammeln.

USA sprangen über ihren Schatten

Doch stets hatte es bisher auch Blockierer gegeben, hinter denen sich andere verstecken konnten. Diesmal sprangen die USA über ihren Schatten, die lange vor rechtsverbindlichen Verpflichtungen zurückschreckten. US-Außenminister John Kerry trat in Le Bourget besonders entschieden auf. "Das ist ein Sieg für den ganzen Planeten", jubelte er, als es geschafft war.

Und da waren die Chinesen, die sich trotz ihrer wirtschaftlichen Stärke und hoher eigener Emissionen beim Klimawandel lange nur in der Opferrolle sahen und Forderungen an die "historisch für die Treibhausgase verantwortlichen" Industrieländer stellten. Mit China bekannten sich erstmals auch die übrigen Schwellen- und Entwicklungsländer zu eigener Verpflichtung, auch wenn noch zaghaft und in Form freiwilliger Beiträge.

Ihren Anteil hatten auch die Franzosen. "Das ist schon ein alter diplomatischer Fuchs", sagte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks über den französischen Außenminister Laurent Fabius. Als Konferenzvorsitzender verstand dieser es, bei straffer Verhandlungsführung immer alle mitzunehmen. Kleine Staaten hatten stets ebenso ihren Platz in wichtigen Arbeitsgruppen wie große.

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Und dann war da noch die Angst, dass, wenn es jetzt nicht klappt, dann vielleicht nie mehr. "Dies kann heute ein historischer Tag sein, aber auch der Tag eines massiven Niedergangs für die Menschheit", sagte Frankreichs Präsident François Hollande, der sich am letzten Tag noch einmal persönlich in die Schlacht warf.

Nach dem Fehlschlag 2009 in Kopenhagen hatte es Jahre gedauert, bis der neue Anlauf für das Klimaabkommen zustandekam. Unterdessen läuft im Kampf gegen die Erderwärmung die Zeit weg, was immer mehr Staaten in Form von Überschwemmungen oder Dürren buchstäblich zu spüren bekommen.

Das Klima ist allerdings mit dem Erfolg von Paris nicht gerettet. "Wir haben jetzt die Verantwortung, in die Umsetzung zu gehen", sagte Hendricks. Jetzt müssten zügig die nationalen Emissionpläne "an das neue Anspruchsniveau angepasst werden", verlangte der Potsdamer Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber. Bisher reichen diese Pläne bei weitem nicht für zwei oder gar 1,5 Grad Maximalerwärmung aus, eher für um die drei Grad.

Als einen der wichtigsten Punkte im neuen Abkommen sehen Experten daher die darin enthaltene Dynamik. Alle fünf Jahre sollen die Emissionspläne und auch finanzielle und sonstige Beiträge daraufhin überprüft werden, ob sich mit ihnen die gesteckten Ziele erreichen lassen, mit einem ersten Schritt 2018. Und auf das, was sofort wirken dürfte, wies WWF-Klimaexpertin Regine Günther hin: Das Signal auch an Investoren, dass die Welt sich "von Kohle, Öl und Gas beschleunigt verabschieden wird".

Quelle: ntv.de, Benno König, AFP

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