Doku über syrische Zivilhelfer Weißhelme erhalten Visa für Oscarverleihung
19.02.2017, 13:04 Uhr
Viele sind schon nicht mehr am Leben: Ein Weißhelm-Helfer in Aleppo im Jahr 2015.
(Foto: imago/ZUMA Press)
Sie retten Tausende Menschenleben - und sind die Darsteller eines Dokumentarfilms über den Krieg in Syrien: die Weißhelme aus Syrien. Nun dürfen sie in USA reisen - wo sie auf einen Oscar hoffen.
Rettungskräfte der syrischen Hilfsorganisation Weißhelme - Helden eines Oscar-nominierten Dokumentarfilms - haben die notwendigen US-Visa erhalten, um zur Oscar-Gala zu reisen. "Wir haben unsere Visa gestern bekommen, aber wir sind nicht sicher, ob wir reisen können oder nicht", sagte der Leiter der Hilfsorganisation, Raed Saleh. "Wir wollen keine Probleme an den Grenzen oder am Flughafen haben."
Der Dokumentarfilm "The White Helmets", den Orlando von Einsiedel über die Rettungseinsätze der Weißhelme im Bürgerkriegsland Syrien machte, ist in der Kategorie Kurz-Dokumentarfilm für einen Oscar nominiert. Die begehrten Filmpreise werden am 26. Februar verliehen.
Saleh hofft auf einen Oscar, um auf den Konflikt in Syrien aufmerksam zu machen, in dem bereits mehr als 310.000 Menschen getötet wurden. "Wir hoffen, dass wir den Oscar gewinnen, weil das den Weißhelmen moralische Unterstützung geben würde und ihnen zeigen, dass ihre Opfer nicht umsonst waren." Angesichts der vielen Zuschauer in aller Welt wäre die Preisverleihung "solch eine wichtige Gelegenheit, über das Leiden in Syrien zu sprechen".
Film zeigt dramatischen Alltag der Zivilschützer
Saleh fügte hinzu, dass der Dreh des Dokumentarfilms sehr viel Mühe und Zeit gekostet habe. "Leute, die in dem Film vorkommen, sind seither gestorben. Es gibt Ausrüstung, die man sieht, die zerstört wurde."
Die Rettungskräfte und das Filmteam hatten lange gebangt, ob die Visa für die Preisverleihung in Los Angeles ausgestellt werden, nachdem der neue US-Präsident Donald Trump kurz nach seinem Amtsantritt ein Einreiseverbot für alle Syrer sowie Bürger anderer muslimischer Länder erlassen hatte. Das Dekret wurde nach der Klage zweier US-Bundesstaaten ausgesetzt. Trump kündigte für die kommende Woche aber ein neues Einreisedekret an.
Die Weißhelme hatten sich 2013 gegründet. Ihre rund 3000 ehrenamtlichen Helfer sind als Zivilschützer tätig und retten etwa bei Bombardements verschüttete Menschen. Nach eigenen Angaben haben sie bereits mehr als 78.000 Leben gerettet. Die Weißhelme, die bereits mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet wurden, erlangten durch Filme von gewagten Rettungseinsätzen weltweit Bekanntheit.
Quelle: ntv.de, apo/AFP