Anschlagspläne auf Botschaft Wer ist der mutmaßliche IS-Terrorist Omar A.?
21.10.2024, 20:19 Uhr Artikel anhören
Der Festgenommene wurde noch am Wochenende dem Haftrichter vorgeführt.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Ermittler nehmen einen Libyer fest, der einen islamistischen Anschlag auf die israelische Botschaft geplant haben soll. Informationen von "Stern" und RTL/ntv zufolge hat der Verdächtige seinen Hass auf Juden zuvor auf Instagram verbreitet - zwischen fröhlichen Reisefotos aus Deutschland.
Die Fotos zeigen einen sympathischen jungen Mann. Mal posiert er vor dem Brandenburger Tor, mal in der Hamburger Innenstadt, immer mit einem strahlenden Lächeln. Er wirkt wie jemand, der glücklich ist, in Deutschland zu sein: froh und dankbar, den schwierigen Bedingungen entkommen zu sein, die in seiner kriegsgeplagten Heimat herrschen.
Nach Informationen von "Stern" und RTL/ntv zeigen die Fotos den libyschen Asylbewerber Omar A. Das bestätigen mehrere Personen, die ihn aus der Geflüchtetenunterkunft in Bernau bei Berlin kennen, in der er bis vor wenigen Tagen lebte. Am vergangenen Samstag wurde er dort wegen Terrorverdachts festgenommen.
Omar A. soll einen Anschlag auf die israelische Botschaft geplant haben, die deutschen Behörden erfuhren offenbar gerade rechtzeitig davon. Er sei dringend verdächtig, eine terroristische Organisation unterstützt zu haben, schreibt die Generalbundesanwaltschaft. Es geht um den Islamischen Staat, kurz IS.
Hass-Postings gegen Juden und Israel
Seinen Hass auf Israel und Juden hat Omar A. öffentlich ins Netz gestellt. Mitten zwischen die vielen Fotos mit dem breiten Grinsen. Auf dem Instagram-Profil, das die Bekannten aus der Geflüchtetenunterkunft als das von Omar A. kennen, schreibt er in einem Beitrag: "Die Juden haben keine Angst. Juden haben keine Angst vor enthusiastischen Liedern. Weder vor Märschen noch vor Nationalflaggen. Noch vor den Tweets von Spielern und Sängern. Die Juden fürchten unsere Rückkehr zur Herangehensweise der rechtschaffenen Vorgänger. Zur Herangehensweise von Abu Bakr Al-Siddiq und Omar, möge Gott mit ihnen zufrieden sein."
Es sind Zeilen, die Raum für Interpretationen lassen. Zur "Herangehensweise" von Abu Bakr Al-Siddiq, dem direkten Nachfolger des Propheten Mohammed, gehörte der Dschihad, der gewaltsame Glaubenskrieg. Ein weiterer Post von Omar A. zeigt eine zertrampelte Israel-Flagge mit Schuhabdrücken.
Sein Leben in Deutschland hat der Terrorverdächtige auf Instagram, Facebook und Tiktok immer wieder dokumentiert. Recherchen von "Stern" und RTL/ntv zufolge ist er über Malta in die EU eingereist und anschließend im Herbst 2022 nach Deutschland gekommen. Dort steuerte er offenbar gezielt Sankt Augustin im Rhein-Sieg-Kreis an. Per Bahn, mit dem ICE. Fotos zeigen ihn gemeinsam mit Bekannten vor einer Siedlung mit grauen Häuserblöcken in Sankt Augustin.
Mutmaßlicher Islamist trank Bier
Im Rahmen der Festnahme hat die Polizei nun auch in Sankt Augustin Zeugenbefragungen durchgeführt. Mutmaßlich bei den Männern, mit denen sich Omar A. fotografiert hat. Von Sankt Augustin reiste Omar A. weiter mit einem Bekannten nach Berlin. In sozialen Netzwerken dokumentierte er in den folgenden Monaten eifrig weitere Reisen. Demnach war er in Hamburg, Leipzig, Magdeburg, Eisenhüttenstadt, in Düsseldorf auf der Königsallee und mehrfach in Bonn und Sankt Augustin. Dort posierte er auf Fotos während der Kirschblüte in der Bonner Altstadt. Ein anderes Video auf Instagram, aufgenommen in Bernau und Berlin, untermalte er mit dem bekannten Popsong "Summertime Sadness" der Sängerin Lana del Rey.
"Stern" und RTL/ntv haben Mitbewohner des Terrorverdächtigen in der Geflüchtetenunterkunft in Bernau getroffen. Hier ist er nicht als Islamist aufgefallen. Nicht einmal als strenger Muslim. Ein christlicher Mann aus dem Sudan erinnert sich, mit Omar A. sogar mal ein Bier getrunken zu haben. "Ich habe nie eine extremistische Ideologie bei ihm wahrgenommen. Für mich war er eine sehr ruhige Person", berichtet der Mann im Gespräch. Gemeinsam hätten sie einen Deutschkurs belegt.
Der Mann aus dem Sudan sagt, dass er hautnah miterlebt habe, wie die Polizei die Unterkunft stürmte: "Ich war mit Omar im Zimmer, als die Polizei kam. Ich stand am Fenster und wir haben abgehangen. So gegen 18 Uhr am Samstag wurden wir von der Polizei überrascht. Sie hatten nicht an der Tür geklopft, sie haben die Tür gewaltsam aufgebrochen. Sie haben Omar verhaftet und sagten uns, wir sollen uns alle flach auf den Boden legen und so bleiben", erzählt er.
Chat mit IS-Mitglied
Kurz darauf wurde Omar A. per Helikopter nach Karlsruhe geflogen und dem Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof vorgeführt. Der sprach am Sonntag einen Haftbefehl aus. Bei dem mutmaßlich geplanten Anschlag auf die israelische Botschaft in Berlin habe der 28-Jährige aus Libyen Schusswaffen verwenden wollen. Zur Planung des Vorhabens tauschte sich A. demnach in einem Messenger-Chat mit einem Mitglied des IS aus.
Laut einem Bericht der "Bild"-Zeitung kamen deutsche Ermittler dem Islamisten nur durch einen Tipp ausländischer Geheimdienste auf die Spur. Ob die deutschen Geheimdienste zuvor bereits die antisemitischen Postings von Omar A. kannten, ist bislang unklar.
Quelle: ntv.de