Politik

Separatisten berichten über Hilfe Wer schoss auf den Flüchtlingskonvoi?

Erfolgsberichte vom Morgen sind meist schon am Abend wieder überholt.

Erfolgsberichte vom Morgen sind meist schon am Abend wieder überholt.

(Foto: dpa)

Bei den Kämpfen in der Ostukraine kommen erneut Zivilisten ums Leben. Diesmal wird ein Flüchtlingskonvoi beschossen. Die Konfliktparteien beschuldigen sich gegenseitig. Ein Rebellenführer berichtet über Unterstützung aus Moskau.

Das internationale Ringen um eine Waffenruhe hat die Kämpfe in der Ostukraine nicht stoppen können. Die prowestliche Führung in Kiew warf den prorussischen Separatisten sogar vor, einen Flüchtlingskonvoi angegriffen zu haben. Viele Menschen seien getötet worden, darunter Frauen und Kinder, erklärte der Sicherheitsrat in Kiew. Die Aufständischen wiesen den Vorwurf zurück.

Separatistensprecher Konstantin Knyrik sagte, niemand habe eine Flüchtlingskolonne beschossen. Der Kiewer Sicherheitsratschef Andrej Lyssenko erklärte indes, der Angriff auf den Konvoi habe sich in einem umkämpften Gebiet südöstlich der Separatistenhochburg Luhansk ereignet. Die Zivilisten hätten in Armeefahrzeugen gesessen und weiße Fahnen gehabt.

Nach einem fünfstündigen Treffen von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier mit seinen Kollegen aus Frankreich, Russland und der Ukraine hatte die Führung in Kiew Bedingungen für eine Feuerpause gestellt. Außenminister Pawel Klimkin sagte, die Grenze nach Russland müsse gesichert werden, damit keine Waffen an die Separatisten geliefert werden können. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) solle die Waffenruhe überwachen. Die Aufständischen sollten zudem alle Gefangenen freilassen, verlangte Klimkin. Der russische Außenminister Sergej Lawrow hatte Kiews Bedingungen scharf kritisiert und ein Ende des ukrainischen Militäreinsatzes gefordert. "Wir wollen eine uneingeschränkte Waffenruhe, aber die ukrainischen Kollegen rücken von ihren Bedingungen leider nicht ab", sagte er.

Die Regierungstruppen brachten nach Angaben aus Kiew einen Teil der Rebellenhochburg Luhansk unter ihre Kontrolle. Bei Gefechten seien mindestens 9 Soldaten getötet und 20 verletzt worden, teilte der Sicherheitsrat mit. Die Aufständischen berichteten auch von Kämpfen in Donezk. Dort soll demnach die Wasserversorgung nahezu ganz ausgefallen sein.

Die prorussischen Rebellen sollen in der Regel besser ausgerüstet und ausgebildet sein als die ukrainische Armee.

Die prorussischen Rebellen sollen in der Regel besser ausgerüstet und ausgebildet sein als die ukrainische Armee.

(Foto: AP)

Die ukrainische Regierung bekräftigte ihren Wunsch nach militärischer Unterstützung aus dem Westen. Die Armee benötige dringend moderne Waffen, sagte Parlamentspräsident Alexander Turtschinow bei einem Besuch in Litauen. Lawrow hatte den Westen vor Waffenlieferungen gewarnt. Dies würde allen Abmachungen widersprechen. Mit Nachdruck wies Lawrow erneut Vorwürfe Kiews zurück, russisches Kriegsgerät werde illegal auf ukrainisches Territorium gebracht.

Separatisten besser ausgebildet und ausgerüstet

Die Lage vor Ort sei alles andere als stabil, heißt es in einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel". Am Morgen eroberten Gebiete seien am Abend häufig schon wieder in der Hand der Separatisten. Der Kommandeur des ukrainischen Bataillons "Donbass" kritisierte laut "Spiegel", dass in Kiew immer neue Meldungen verbreitet würden, wonach die Separatisten "in Panik geraten". Das Gegenteil sei der Fall, sagt Sementschenko, auch wenn die Lage sich verschlechtert habe.

Die Rebellen hätten "einige Dutzend" Einheiten neuer Panzertechnik erhalten und Tausend Mann Verstärkung. Die Soldaten seien in russischen Lagern in einem viermonatigen Kurs ausgebildet worden. Allerdings benötige er selbst mehr Freiwillige, denn seine Soldaten hätten als Wehrpflichtige meist nur einen Monat Ausbildung hinter sich und würden "bei Alarm schnell in Panik geraten".

Auch Alexander Sachartschenko, der selbsternannte Regierungschef der "Volksrepublik Donezk", hatte vor Mitgliedern seines Kabinetts bestätigt, was der Kommandeur des "Donbass"-Bataillons gesagt hatte: dass Russland die Truppen "im entscheidenden Moment" nicht im Stich lasse. Wörtlich sagte er: "Und jetzt möchte ich Euch noch schnell eine wirklich gute Nachricht mitteilen: Wir bekommen eine große Verstärkung - bis zu 150 Stück Militärtechnik, davon bis zu 30 Panzer, der Rest sind Panzerwagen. Außerdem 1200 Mann, die in den letzten Monaten auf dem Territorium Russlands ausgebildet wurden." Kurze Zeit später habe sich die Regierung in Moskau gezwungen gesehen, die Aussage Sachartschenkos vor dem Kabinett dementieren zu lassen. Man habe keine Technik dorthin geliefert, so der Sprecher des russischen Präsidenten.

Quelle: ntv.de, ppo/dpa/rts

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