Politik

Republikaner wüten um Super Bowl Wie Trump den "Heiligen Krieg" mit Taylor Swift heraufbeschwört

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Donald Trump blickt mit Argwohn in Richtung Taylor Swift.

Donald Trump blickt mit Argwohn in Richtung Taylor Swift.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Donald Trump siegt bei den Vorwahlen in Las Vegas und ist dennoch sauer: Taylor Swift ist dem Ex-Präsidenten ein Dorn im Auge, die beiden haben eine Vorgeschichte. Trumps Gefolgsleute verbreiten krude Verschwörungsmythen: Es geht um einen "Heiligen Krieg" und Geheimagenten.

Donald Trump durfte in der Woche des Super Bowls gleich doppelt jubeln in Las Vegas. Schließlich gab es zwei Abstimmungen der Republikaner und bei der ersten, am Dienstag, landete die letzte nominell verbliebene Gegenkandidatin des ehemaligen US-Präsidenten, Nikki Haley, nur auf Platz zwei - obwohl Trump selbst gar nicht auf dem Zettel stand. Zwei Tage später gewann der 77-Jährige den Caucus, die republikanischen Vorwahlen in Nevada, wobei diesmal die ehemalige Gouverneurin von South Carolina bereits vorher entschieden hatte, nicht um die Delegierten des Staates zu kämpfen.

Doch obwohl Trump nun alle drei republikanischen Vorwahlen gewonnen hat - vor Nevada auch Iowa und New Hampshire - und sich damit der Nominierung für die Präsidentschaftswahlen 2024 in Siebenmeilenstiefeln nähert, drehte sich in Las Vegas alles um das NFL-Endspiel zwischen den Kansas City Chiefs und den San Francisco 49ers. Doch der Super Bowl erhielt ausgerechnet dank Pop-Ikone Taylor Swift ein unerwartete, politische Komponente. Und auch Trump hat eine Vorgeschichte mit dem Team aus Kalifornien.

NFL-Quarterback Colin Kaepernick, der damals bei den 49ers die Bälle warf, sorgte 2016 für einen Aufschrei in den USA. Weil er sich bei der Nationalhymne vor den Spielen hinkniete. Um gegen Polizeigewalt und Rassismus gegenüber People of Color und für vorurteilslose Fairness zu demonstrieren. Das gefiel vielen patriotischen Menschen in den Staaten so wenig, dass Kaepernick zum Staatsfeind Nummer 1 wurde und seinen Job verlor.

Trump: "Schafft diesen Hurensohn vom Feld"

Die mehrheitlich weißen Besitzer der NFL, der weiße NFL-Commissioner Roger Goodell - und am lautesten der damalige US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump echauffierten sich. Als respektlos gegenüber der US-Flagge und Soldaten, die für sie gestorben sind, wurden Kaepernicks Aktionen gescholten, als Verrat am Vaterland. Trump machte den Footballer öffentlich zu einem Verräter und teilte aus, tief unter der Gürtellinie: "Schafft diesen Hurensohn vom Feld, sofort!" Vier Jahre später ahmten weltweit Menschen die simple wie symbolische Geste des Quarterbacks nach, Demonstranten, Sportler, Politiker.

Der Wind hatte sich gedreht. Aber während US-Demokraten um Nancy Pelosi und Chuck Schumer im Kongress in Washington auf die Knie gingen und 8:46 Minuten lang schweigend innehielten - so lange hatte ein weißer Polizist sein Knie auf George Floyds Nacken gedrückt, obwohl dieser wiederholt klagte, er bekomme keine Luft mehr - hielt der damalige Präsident Trump weiter eisern dagegen. Er bewertete die Kniefälle weiterhin als "respektlos gegenüber unserem Land und unserer Flagge".

Nachdem Trump im vergangenen Jahr behauptet hatte, Pop-Ikone Rihanna habe "die schlechteste Halbzeitshow in der Geschichte des Super Bowl abgeliefert", hielt er sich dieser Tage zurück mit Aussagen zur NFL und zum Endspiel. Lediglich das von Präsident Joe Biden absagte, traditionelle Interview vor dem Spiel wollte er mit dem TV-Sender CBS führen. Seine Bemühungen hatten keinen Erfolg. Doch dann kommt es auf einmal zum Aufschrei um die nächste Ikone, die derzeit größte der Welt, aus der Musikszene: Taylor Swift, die seit dieser Saison auch die NFL begeistert, weil sie mit Travis Kelce, Tight End bei den Chiefs, eine Beziehung führt. Und auch hier mischt Trump natürlich mit.

Trump sagt, er sei "beliebter" als Swift

Der "Rolling Stone" berichtete jüngst, dass Verbündete von Trump einen "heiligen Krieg" gegen Swift versprechen, sollte sie sich für die Wahl im November auf die Seite der Demokraten schlagen. Demnach schimpfe Trump bereits insgeheim, er sei "beliebter" als die Sängerin, obwohl die sich bisher nicht einmal für Bidens Kampagne für 2024 ausgesprochen hat. Aber Ruhm und Einfluss der 34-Jährigen wachsen stetig an, was die Rechten im Vorfeld des zu erwartenden engen Wahlkampfs zwischen Biden und Trump zu beunruhigen scheint. Vielleicht nicht ganz zu Unrecht bei 281 Millionen Instagram-Followern. Als Swift im vergangenen September ihre Fans auf der Plattform dazu aufforderte, sich als Wähler zu registrieren, meldete die Online-Organisation Vote.org daraufhin einen Anstieg um 35.000 Anmeldungen.

Und so erlitten einige Republikaner eine Art Zusammenbruch, als Swift und Kelce vor zwei Wochen jubelnd auf dem Rasen den Sieg der Conference-Meisterschaft und den Einzug in den Super Bowl feierten. Die 14-fache Grammy-Gewinnerin, die 2020 Biden unterstützt hatte, wurde als ein Werkzeug der Demokraten und des Pentagons dargestellt. Eine Art Geheimagentin. Mit ungenannten linksgerichteten Kräften habe sie sich verschworen. Nur wofür? Klar, um den "Super Bowl" zu "manipulieren" und dann Biden zur Wiederwahl zu verhelfen. Gleich eine Reihe einflussreicher rechter Persönlichkeiten verbreiteten diese Verschwörungstheorie.

"Sie benutzen Taylor Swift gerade jetzt", sagte Jack Posobiec, ein einflussreicher rechter Verschwörungstheoretiker, in einem Video auf Truth Social, ohne zu erklären, wer "sie" sind. "Sie bereiten sich auf eine Operation vor, um Taylor Swift bei der Wahl gegen alles einzusetzen: gegen Trump, für Biden, sie werden sie kriegen." Ihre Fans, die sogenannten Swifties, würden sich anschließend mir nichts, dir nichts in demokratische Wähler verwandeln. Roseanne Barr, die rechtsgerichtete Ex-Schauspielerin, die aus unerklärlichen Gründen ebenfalls in dem Video zu sehen war, stimmte vehement zu. Posobiec hat einer Untersuchung des Southern Poverty Law Center zufolge "jahrelang mit weißen Rassisten, Neofaschisten und Antisemiten zusammengearbeitet".

Kelce weiß nichts von Geheimagentin Swift

"Ich frage mich, wer nächsten Monat den Super Bowl gewinnen wird", sinnierte Vivek Ramaswamy, der konspirative Präsidentschaftskandidat, der zum Trump-Surrogat wurde, auf ironische Art und Weise in den sozialen Medien. "Und ich frage mich, ob es im Herbst eine wichtige Präsidentschaftsunterstützung von einem künstlich kulturell aufgeputschten Paar geben wird."

Was Swift zu den Vorwürfen sagt, ist nicht bekannt. Auf Nachfrage von ntv.de sagte Football-Profi Kelce in einer Medienrunde am Dienstag in Las Vegas: "Davon weiß ich nichts." Sein Trainer Andy Reid konnte bei der gleichen Frage nur lachen und ebenfalls jegliches Wissen verneinen. Das Büro von Las Vegas' Bürgermeisterin Carolyn Goodman und die NFL wollten das Thema nicht kommentieren. Möglicherweise waren ihnen die bisherigen Stimmen in der Debatte zu unseriös.

Aber auch moderatere Konservative, wie Fox News-Moderator Jesse Watters, behaupteten, die Sängerin des Hits "Shake It Off" sei vor vier Jahren in ein Werkzeug der Demokraten umgewandelt worden. Selbst das Pentagon mischte anschließend mit und antwortete: "Was diese Verschwörungstheorie betrifft, so werden wir sie abschütteln - shake it off."

Vorgeschichte von Trump und Swift

Für viele Republikaner ist die Swift-Kelce-Liebesgeschichte ein harter Schlag gegen die traditionellen Geschlechternormen: Eine reiche, mächtige Frau, die einem erfolgreichen Footballspieler zu neuem Ruhm verhilft. Kelce findet das gut. Er sagte dazu in einer Medienrunde in Las Vegas anerkennend, dass er durch seine neue Freundin zum ersten Mal sehe, was es hieße, "ein Weltstar" zu sein.

Super Bowl live bei RTL

Am 11. Februar ist es so weit, das Mega-Spektakel des Jahres findet statt: der Super Bowl. RTL und RTL+ übertragen das Spiel zwischen den Kansas City Chiefs und den San Francisco 49ers sowie die Halbzeitshow mit Megastar Usher.

Der Kick-off erfolgt nach mitteleuropäischer Zeit in der Nacht von Sonntag auf Montag um 0:30 Uhr. Bereits ab 23.15 Uhr startet die Übertragung.

Trump und Swift haben eine kleine Vorgeschichte. Als die Sängerin 2018 bei Wahlen in Tennessee zwei Demokraten in Tennessee unterstützt, sich gegen die damalige Vertreterin im Repräsentantenhaus Marsha Blackburn aussprach und in den sozialen Medien für "Menschenrechte" und "den Kampf für LGBTQ-Rechte" und gegen "systemischen Rassismus" in den USA einsetzte, eilte Trump Blackburn lautstark zu Hilfe: "Ich bin sicher, dass Taylor Swift nichts über sie weiß", sagte er und fügte hinzu: "Ich mag Taylors Musik jetzt etwa 25 Prozent weniger."

Damals gewann Blackburn das Rennen und zog in den Senat ein. Doch Swift blieb augenscheinlich ein Dorn in den Augen Trumps und der Republikaner. Als Geheimagentin wird sie den Super Bowl an diesem Abend wohl nicht entern - solange sie nicht bei der Nationalhymne aufs Knie geht.

Quelle: ntv.de

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