"Strompreis für E-Autos wichtig" Wissing zweifelt am Atomausstieg im April
19.12.2022, 15:29 Uhr
Elektromobilität braucht klimaneutral produzierten Strom: Verkehrsminister Wissing am Steuer eines Busses.
(Foto: picture alliance/dpa)
Per Kanzlermachtwort beendet Scholz einen heftigen Ampelstreit über die Laufzeit der Atomkraftwerke. Doch dass im April endgültig Schluss sein soll, lässt die FDP nicht ruhen. Verkehrsminister Wissing verlangt für den Strombedarf von E-Autos eine Verlängerung.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing stellt den Mitte April geplanten Atomausstieg in Deutschland in Frage. Wissing sagte der "Bild"-Zeitung, für einen erfolgreichen Hochlauf der Elektromobilität sei es entscheidend, dass die Strompreise nicht aus dem Ruder laufen. Mit Blick auf die Atomkraftwerke sagte der FDP-Politiker: "Wenn eine Laufzeitverlängerung einen Beitrag dazu leisten kann, sollte man dies nicht vorschnell ablehnen, alleine schon aus Gründen des Klimaschutzes. Nur wenn der Strom klimaneutral produziert wird, schützt Elektromobilität das Klima."
Die Bundesregierung hatte nach einem Machtwort von Kanzler Olaf Scholz beschlossen, dass die verbliebenen drei Atomkraftwerke über das Jahresende hinaus bis zum 15. April weiterlaufen sollen. Danach soll mit der Nutzung der Atomkraft Schluss sein.
"Laufzeitverlängerung darf kein Tabu sein"
Der energiepolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Michael Kruse, sagte: "Seit Tagen schon speisen die Erneuerbaren Energien kaum mehr Strom ins Stromnetz ein. Das zeigt, dass es richtig war, die Laufzeiten der Kernkraftwerke zu verlängern. Mit den Erneuerbaren alleine wäre die Versorgungssicherheit in diesem Winter offensichtlich nicht gesichert. Strom muss langfristig sauber und bezahlbar werden." Der grüne Energieminister Robert Habeck müsse zum Jahreswechsel ein Konzept vorlegen, das diesem Anspruch nachhaltig gerecht werde. "Eine Laufzeitverlängerung darf da kein Tabu sein. Der Strompreis muss sinken."
Wissing hatte bereits kritisiert, der Ausbau der Stromnetze komme nicht schnell genug voran. Er sagte der "Welt am Sonntag". "Aufgrund der Bedarfsberechnungen sehe ich jetzt schon dringenden Handlungsbedarf." Bislang richte sich der Ausbau nach dem aktuellen Bedarf, nicht nach dem prognostizierten Bedarf. Jens Hilgenberg, Verkehrsexperte des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland, sagte: "Um den vorhandenen Effizienzvorteil von E-Autos gegenüber Verbrennern voll auszuschöpfen, braucht es solche, die bei Herstellung, Betrieb und Entsorgung möglichst wenig Strom und Rohstoffe benötigen." Die Aufgabe eines Verkehrsministers sei es, das Verkehrssystem zukunftsfähig umzubauen. "Statt neue Autobahnen für immer mehr Autos, braucht es dafür bessere Angebote beim klimafreundlichen öffentlichen Verkehr."
Quelle: ntv.de, mau/dpa