Metallstreik in Südwest Wochenlanger Widerstand?
07.05.2002, 00:52 UhrDer Streik in der Metall- und Elektroindustrie von Baden-Württemberg könnte sich zu einem mehrwöchigen Arbeitskampf entwickeln. IG-Metall-Sprecher Frank Stroh sagte am Dienstag in Stuttgart: "Es ist nicht damit zu rechnen, dass der Arbeitskampf mit dieser Woche zu Ende geht." Seine Gewerkschaft werde solange kämpfen, bis sie ein für sie akzeptables Ergebnis durchgesetzt habe.
Am Donnerstag werde die IG Metall die Streikbetriebe für die kommende Woche festlegen und dann „etwas zulegen“. Für die dritte Woche stehe bereits eine Grobplanung, fügte Stroh hinzu. Unterdessen ließen die Arbeitgeber nicht erkennen, dass zu einem höheren Angebot bereit sind. Die IG Metall hatte dies zur Voraussetzung für weitere Verhandlungen gemacht.
Am zweiten Streiktag waren rund 20.000 Metaller in 22 Betrieben im Südwesten dazu aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. Nach dem Streikauftakt am Montag mit bis zu 60.000 Metallern vorwiegend in der Autoindustrie, lag der Schwerpunkt am zweiten Tag vor allem bei kleineren Betrieben der Aluminiumbranche und der Medizintechnik. Gewerkschaftssprecher Stroh sagte, die Rückmeldungen aus den Unternehmen zeigten, dass die Beteiligung an dem Streik erneut hoch sei. Streikbrecher seien nicht registriert worden.
Bestreikt wurden unter anderen die Unternehmen Bosch-Siemens Hausgeräte in Giengen an der Brenz (Kreis Heidenheim), Märklin in Göppingen, Alstom Power in Mannheim und der Medizingeräte-Hersteller Aesculap in Tuttlingen.
Im Laufe der Woche werden insgesamt über 50 Betriebe bestreikt. Mit ihrer neuen Taktik will die IG Metall einzelne Betriebe tage- oder schichtweise bestreiken, am nächsten Tag kommen dann andere an die Reihe. Damit sollen Fernwirkungen auf Lieferanten und Kunden vermieden werden. Ziel des Streiks ist eine Lohn- und Gehaltserhöhung um 6,5 Prozent. In den Verhandlungen hatte die Gewerkschaft allerdings Entgegenkommen für einen Abschluss um die vier Prozent signalisiert. Die Arbeitgeber boten zuletzt 3,3 Prozent für 13 Monate.
Metaller lehnen Schlichtung ab
Eine Annäherung der Tarifparteien ist offenbar noch nicht in Sicht. Am Montag lehnten die Arbeitgeber es ab, ein neues Verhandlungsangebot vorzulegen. Die IG Metall lehnte eine Schlichtung ab.
"Wir brauchen jetzt keine Schlichtung, wir brauchen ein verbessertes Lohn- und Gehaltsangebot, um auf dieser Grundlage die Verhandlungen wieder aufnehmen zu können", sagte IG-Metall-Chef Klaus Zwickel in Frankfurt. Zu dem Vorschlag der Arbeitgeber, den FDP-Politiker Otto Graf Lambsdorff mit der Schlichtung zu beauftragen, sagte Zwickel: "Wer einen langen Streik will, muss Lambsdorff als Schlichter vorschlagen."
In den gescheiterten Tarifverhandlungen hatten die Arbeitgeber zuletzt 3,3 Prozent und eine Einmalzahlung von 190 Euro angeboten. Die Gewerkschaft verlangte mindestens vier Prozent mehr Lohn. Nach dem Scheitern der Gespräche kehrte sie allerdings zu ihrer ursprünglichen Forderung von 6,5 Prozent zurück.
Quelle: ntv.de