Politik

Terror vor Olympischen Spielen Wolgograd von zweitem Anschlag erschüttert

Im südrussischen Wolgograd fallen erneut Menschen einem Terroranschlag zum Opfer. In einem Linienbus kommt es zu einer Detonation, 14 Menschen sterben. Die Ermittler sehen Parallelen zu dem Attentat am Sonntag.

Nach der Explosion in einem voll besetzten Linienbus in der südrussischen Stadt Wolgograd gehen die Ermittler von einem erneuten Terroranschlag durch einen Selbstmordattentäter aus. "Die Leiche wurde sichergestellt, jetzt läuft die Identifizierung", sagte Sprecher Wladimir Markin der Agentur Interfax. Die Bombe habe eine Sprengkraft von mindestens vier Kilogramm TNT gehabt und sei mit Metallstücken gefüllt gewesen. "Die Teile waren identisch mit dem Inhalt der Bombe am Sonntag im Bahnhof von Wolgograd", sagte Markin. Den Rettungskräften zufolge starben bei der Explosion am Montag mindestens 14 Menschen. Etwa 28 Menschen wurden verletzt.

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Trotz der Bombenanschläge in Wolgograd sieht das Internationale Olympische Komitee keine Gefahr für die Sicherheit bei den Winterspielen in Sotschi.

(Foto: REUTERS)

Erst am Sonntag hatte sich ein Selbstmordattentäter im Bahnhof der Stadt in die Luft gesprengt. Nach neuesten Angaben kamen dabei 17 Menschen ums Leben. Ein Mann sei in der Nacht im Krankenhaus gestorben, teilte die Klinikverwaltung mit. Bei dem Bombenanschlag in der früher als Stalingrad bekannten Stadt hatte ein Attentäter auch rund 50 Menschen verletzt. Mindestens sieben Betroffene seien in die knapp 1000 Kilometer entfernte Hauptstadt Moskau geflogen worden, hieß es. Sie sind durch Metallsplitter in der Bombe so schwer verletzt, dass sie in Spezialkliniken operiert werden müssen.

Die Detonation in dem Linienbus ist das vierte Attentat in Südrussland seit Ende Oktober. In der Region beginnen in knapp sechs Wochen die Olympischen Winterspiele im etwa 700 Kilometer von Wolgograd entfernten Sotschi.

Polizei erhöht Präsenz

Russische Ermittler fahnden mit Nachdruck nach den Hintermännern. Der Attentäter könnte nach inoffiziellen Angaben aus der nahen Konfliktregion Nordkaukasus stammen. Dort kämpfen etwa Islamisten um die Errichtung eines vom Kreml unabhängigen Kaukasusemirats. Der tschetschenische Islamistenführer Doku Umarow hatte im Sommer zu Attentaten aufgerufen, um die Olympischen Spiele zu torpedieren.

Das russische Innenministerium will landesweit die Sicherheitsvorkehrungen verschärfen. In der U-Bahn der Hauptstadt Moskau und anderen Metropolen des Landes sollen Polizisten verstärkt Streife laufen, wie ein Ministeriumssprecher ankündigte.

Das US-Außenministerium verurteilte den Terroranschlag auf das Schärfste. "Wir stehen an der Seite des russischen Volkes gegen jede Art von Terrorismus", hieß es in einer Stellungnahme. Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sowie die Mitglieder des UN-Sicherheitsrats verurteilten das Selbstmordattentat.

Immer wieder Kämpfe im Nordkaukasus

Russlands Präsident Wladimir Putin forderte die Ermittler auf, die Hintermänner der Tat so schnell wie möglich zu enttarnen und zu verhaften, wie ein Kremlsprecher mitteilte. Die Islamisten im Kaukasus werfen Putin eine "blutige Besatzungspolitik" im Konfliktgebiet vor. Der Kreml verspricht aber sichere Spiele in Sotschi. Die Veranstaltung gilt als Putins Prestigeprojekt.

In Russland wächst derweil die Sorge vor weiteren Anschlägen. Ende Oktober hatte ebenfalls in Wolgograd eine Selbstmordattentäterin in einem Linienbus mit einer Bombe sechs Passagiere und sich selbst getötet. Wie diese Frau könnte auch die Attentäterin vom Sonntag aus der Teilrepublik Dagestan im Nordkaukasus stammen, sagte ein Ermittler.

Am Freitagabend hatte die Explosion einer Autobombe vor einer Polizeistation im Kurort Pjatigorsk im Nordkaukasus drei Menschen getötet. In der bergigen Vielvölkerregion Nordkaukasus kommt es immer wieder zu blutigen Gefechten zwischen Kreml-Einheiten und Extremisten.

Quelle: ntv.de, jog/dpa

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