Politik

Korane im Geheimgefängnis verbrannt Wütender Protest vor US-Basis

Vor dem Stützpunkt in Bagram hält ein Afghane einen Koran in die Luft, der von US-Soldaten angezündet worden sein soll.

Vor dem Stützpunkt in Bagram hält ein Afghane einen Koran in die Luft, der von US-Soldaten angezündet worden sein soll.

(Foto: dpa)

In Bagram protestieren Afghanen gegen die Verbrennung von Koran-Ausgaben im dortigen US-Stützpunkt. Die Isaf entschuldigt sich für die "unangemessene Entsorgung" der Bücher. Warum religiöse Schriften sich in der Basis befinden, erklären Nato und Isaf nicht. In der Air Base befindet sich eines der berüchtigten Geheimgefängnisse der US-Armee.

Tausende wütende Afghanen haben gegen mutmaßliche Koran-Verbrennungen durch Nato-Soldaten protestiert. Von einem Wachturm am größten US-Stützpunkt in Bagram aus schossen Sicherheitskräfte mit Gummikugeln in die Menge, aus der Brandsätze geworfen wurden. US-Verteidigungsminister Leon Panetta entschuldigte sich bei den Afghanen für den "bedauernswerten Vorfall".

Nach Polizeiangaben beteiligten sich mehr als 2000 Demonstranten an den Protesten vor der US-Basis, die rund 60 Kilometer nördlich der Hauptstadt Kabul liegt. Bei den Angriffen wurde eines der Lagertore in Brand gesetzt. Die Demonstranten riefen "Tod den Amerikanern" und "Tod den Ungläubigen". Durch die Gummigeschosse der Sicherheitskräfte wurden mindestens sieben Menschen verletzt, berichtete die Nachrichtenagentur AFP.

Nach Angaben des Innenministeriums in Kabul brachten afghanische Sicherheitskräfte die Lage bis zum Nachmittag wieder unter Kontrolle. Auch ein weiterer Protest von rund 500 Demonstranten in der Nähe mehrerer Nato-Stützpunkte in Kabul waren nach Angaben der Polizei am Nachmittag beendet.

"Nicht vorsätzlich gehandelt"

Die Internationale Schutztruppe Isaf räumte ein, dass Soldaten in Bagram muslimische Schriften wie den Koran "unangemessen entsorgt" hätten. Isaf-Kommandeur John Allen entschuldigte sich und betonte, die Soldaten hätten nicht vorsätzlich gehandelt.

Die Schutztruppe werde dafür sorgen, dass ein solcher Fall nicht erneut vorkomme, so Allen weiter. "Das sichergestellte Material wird ordnungsgemäß durch die entsprechenden religiösen Obrigkeiten gehandhabt werden." Die Isaf machte keine Angaben, warum religiöse Schriften wie der Koran auf der Basis lagerten. Allerdings unterhalten die US-Truppen in Bagram ein umstrittenes Gefängnis. Häftlingen wird dort der Koran zur Verfügung gestellt.

Panetta entschuldigt sich

Von den mutmaßlichen Koran-Verbrennungen hatten nach Angaben eines Regierungsvertreters zunächst Afghanen berichtet, die in Bagram arbeiten. Ein afghanischer Polizist sagte, US-Soldaten hätten in dem Lager mehrere islamische Bücher angezündet, darunter auch Koran-Ausgaben. Einem AFP-Fotografen wurden teilweise verbrannte Koran-Ausgaben gezeigt, die afghanische Arbeiter in Bagram vor weiterer Zerstörung gerettet haben sollen.

In einer Stellungnahme entschuldigte sich der Oberkommandeur der Nato-geführten Afghanistantruppe Isaf, General John Allen, bei Präsident Hamid Karsai, der Regierung und dem "edlen Volk von Afghanistan" für den Vorfall und ordnete eine umfassende Untersuchung an. US-Verteidigungsminister Panetta bedauerte die "unangemessene Behandlung" von Ausgaben des Korans. Er werde die Ergebnisse der Untersuchung genauestens prüfen, um sicherzustellen, dass "dies nicht noch einmal vorkommt", versprach Panetta.

Ähnliche Vorfälle hatten in der Vergangenheit immer wieder gewaltsame Proteste ausgelöst. Bei tagelangen Kundgebungen gegen die Koran-Verbrennung durch den radikalen US-Pastor Terry Jones in Florida waren im vergangenen April mindestens zehn Menschen getötet worden. Im Januar sorgte ein Internetvideo, in dem US-Soldaten offenbar auf die Leichen getöteter Aufständischer in Afghanistan urinieren, für Empörung. In dem streng islamischen Land steht auf Beleidigung der Religion die Todesstrafe.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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