"Dürfen wir nicht mehr in Thailand bleiben?" Yingluck richtet sich weinend ans Volk
10.12.2013, 07:27 Uhr
Yingluck: "Ich weiß nicht, wie ich noch weiter nachgeben soll."
(Foto: dpa)
Hunderttausende Regierungsgegner in Thailand geben sich mit der Ankündigung von Neuwahlen nicht zufrieden. Sie wollen die einflussreiche Familie Shinawatra aus der Politik drängen. Regierungschefin Yingluck verliert die Nerven.
Thailands Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra hat unter Tränen an die Demonstranten in Bangkok appelliert, die Proteste zu beenden und die angesetzte Neuwahl als Lösung zu akzeptieren. "Ich habe schon so viel nachgegeben, ich weiß nicht, wie ich noch weiter nachgeben soll", sagte sie auf einer Pressekonferenz.
Die Oppositionellen allerdings wollen keine Neuwahlen, die die Regierungspartei wieder gewinnen dürfte, sondern eine tiefgreifende Reform des politischen Systems. In der vergangenen Nacht schliefen wieder Tausende Demonstranten auf den Straßen rund um den Regierungssitz, vor dem sich am Vortag mehr als 100.000 Demonstranten versammelt hatten.
Yingluck Shinawatra, die seit der Auflösung des Parlaments am Montag weiter als Übergangs-Ministerpräsidentin im Amt ist, strebt bei der Neuwahl am 2. Februar erneut das Amt der Regierungschefin an. Sie sei von ihrer Partei Pheu Thai als Spitzenkandidatin nominiert worden, berichtete die Zeitung "The Nation".
Thaksin zieht noch immer die Fäden
Die Demonstranten hingegen wollen ihren sofortigen Rücktritt. Ihr Ziel ist es, die ganze einflussreiche Familie Shinawatra aus der thailändischen Politik drängen. Sie begehren auf gegen Kungelei, Korruption und Machtzentralisierung. Der Protest richtet sich vor allem gegen Thaksin Shinawatra, den älteren Bruder von Yingluck, der aus dem Exil die Fäden zieht. "Der Mob will die ganze Shinawatra-Familie vertreiben, dürfen wir also gar nicht mehr in Thailand bleiben?", fragte die Regierungschefin nach Angaben des Nachrichtenportals "Khao Sod", und begann zu weinen.
"Tatsächlich hat die Opposition nur vage Vorschläge, wie sie das Land demokratisch in die Zukunft führen will", sagte der Leiter des Büros der Adenauer-Stiftung in Bangkok, Michael Winzer. Die Opposition sei der Meinung, das Land sei nicht reif für demokratische Wahlen. Damit seien die Fronten zwischen den beiden politischen Lagern stärker verhärtet denn je.
Quelle: ntv.de, ppo/dpa