Politik

Das umstrittene Gabriel-Interview ZDF-Chefs wehren sich gegen Einflussnahme

Nach dem Fernseh-Interview mit SPD-Chef Sigmar Gabriel steht die ZDF-Moderatorin Marietta Slomka in der Kritik. Nun melden sich die Verantwortlichen des Senders zu Wort. In einer Demokratie dürften ruhig mal die Fetzen fliegen, sagt Chefredakteur Peter Frey.

Im Streit um das TV-Interview zwischen SPD-Chef Sigmar Gabriel und "Heute-Journal"-Moderatorin Marietta Slomka haben sich nun auch die Verantwortlichen des ZDF eingeschaltet. "Wir sind in unserer journalistischen Arbeit unabhängig, egal wer in Berlin regiert", sagte Intendant Thomas Bellut der "Bild am Sonntag". Einflussversuche aus der Politik halte er nicht für angemessen. Gleichzeitig nahm er die Moderatorin gegen die Kritik von CSU-Chef Horst Seehofer in Schutz: "Marietta Slomka ist eine hervorragende Journalistin und ein Aushängeschild für das ZDF."

Bellut räumte Seehofer, der auch Mitglied im ZDF-Verwaltungsrat ist, grundsätzlich das Recht auf Kritik ein: "Selbstverständlich sollen und können Gremienmitglieder Kritik am Programm äußern." Im Fall des Gabriel-Interviews teile er sie aber nicht: "In einem Live-Interview kann es auch mal zur Sache gehen. Ganz unbeteiligt war Herr Gabriel auch nicht."

Ähnlich äußerte sich ZDF-Chefredakteur Peter Frey. "Wenn mal die Fetzen fliegen, schadet das der Demokratie nicht", sagte er dem "Spiegel". Allerdings hätten sich beide "in der Frage, ob der Mitgliederentscheid verfassungsgemäß ist, zu lange verhakt", so Frey. "Gabriels Vorwurf der Parteilichkeit ging zu weit." In der Vergangenheit seien auch Slomkas Interviews mit Guttenberg, Schäuble oder Ramsauer nicht bequem gewesen.

Slomka hatte in dem Interview verfassungsrechtliche Bedenken gegen das Mitgliedervotum der SPD über den Koalitionsvertrag geäußert. Gabriel wies diese Einwände empört zurück und warf der Moderatorin Parteilichkeit vor. Der Urheber der Kritik am SPD-Basisvotum, der Staatsrechtler Christoph Degenhart, sagte n-tv.de: "Ich habe einen wunden Punkt getroffen." Laut Degenhart geht die Mitgliederbefragung "verdammt in Richtung imperatives Mandat". Seehofer bezeichnete Slomkas Fragen später als absurd und kündigte an, er werde Bellut einen Brief schreiben.

Quelle: ntv.de, cro/dpa

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