Merkel verurteilt Anschlag in Marrakesch Zeichen deuten auf Al-Kaida
29.04.2011, 13:53 UhrDie marokkanische Regierung geht davon aus, dass der Anschlag auf ein bei Touristen beliebtes Café in Marrakesch auf das Konto der afrikanischen Al-Kaida geht. Die Ermittlungen würden in diese Richtung laufen, heißt es. Kanzlerin Merkel verurteilt den Anschlag. Bisher sind sieben Opfer identifiziert.
Nach dem Anschlag auf ein Touristencafé in der marokkanischen Stadt Marrakesch verfolgen die Behörden alle Spuren. Auch eine Verwicklung des Terrornetzwerks Al-Kaida werde nicht ausgeschlossen, sagte der marokkanische Regierungssprecher Khalid Naciri. Die Zahl der Todesopfer erhöhte sich unterdessen auf 16, nachdem in der Nacht zwei Schwerverletzte ihren Wunden erlagen.
Der Bombenanschlag war kein Selbstmordattentat. Das teilte der marokkanische Innenminister Taieb Cherkaoui in Rabat mit. Der Sprengsatz sei per Fernzündung detoniert worden. Dies deute darauf hin, dass Al-Kaida hinter dem Blutbad stecken könnte.
Naciri versicherte, durch das Attentat werde der politische Reformprozess nicht in Frage gestellt. Infolge landesweiter Proteste hatte König Mohammed VI. am 9. März umfassende Reformen angekündigt. Naciri hatte am Donnerstag gesagt, es habe sich bei der Explosion um einen "terroristischen Akt" gehandelt. Das Land sei "wieder mit den gleichen Bedrohungen konfrontiert wie im Mai 2003". Damals waren bei Anschlägen in der Küstenstadt Casablanca 45 Menschen getötet worden, darunter die zwölf Selbstmordattentäter.
Sieben Tote identifiziert
Durch die Explosion in dem bei Touristen beliebten Café Argana am berühmten Platz Dschemaa el Fna in der Altstadt von Marrakesch wurden unmittelbar 14 Menschen getötet und 23 weitere verletzt. In der Nacht stieg die Opferzahl auf 16, nachdem zwei Schwerverletzte ihren Wunden erlagen, wie das Krankenhaus Ibn Tofail mitteilte.
Sieben Tote konnten zunächst identifiziert werden: zwei Marokkaner zwei Franzosen, zwei Kanadier und ein Niederländer, wie das Innenministerium mitteilte. Aus französischen Regierungskreisen verlautete, sechs Franzosen seien getötet und zehn weitere verletzt worden.
Zehn französische Polizisten wurden nach Marrakesch entsandt, um bei der Identifizierung der Opfer zu helfen. Auch Interpol bot Unterstützung bei den Ermittlungen an. Das Außenministerium in Den Haag bestätigte den Tod einer Niederländerin. Angaben über deutsche Opfer lagen zunächst weiter nicht vor.
"Abscheu und Entsetzen"
Die offiziell verbotene, doch tolerierte islamistische Bewegung Gerechtigkeit und Wohltätigkeit verurteilte das Attentat und bekräftigte ihre Ablehnung aller Gewalt. Zugleich ermahnte die Bewegung die Behörden, dass sich "Verstöße gegen die Menschenrechte" wie nach den Anschlägen von Casablanca 2003 nicht wiederholen dürften. Sie rief die Bevölkerung auf, sich durch "diesen barbarischen Akt" nicht verunsichern zu lassen und "wachsam und friedlich ihren Marsch zum Sturz des Autoritarismus" fortzusetzen.
Nach dem UN-Sicherheitsrat, den USA und Frankreich verurteilten auch die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton und EU-Kommissionpräsident José Manuel Barroso in einer gemeinsamen Erklärung den Anschlag. Bundeskanzlerin Angela Merkel drückte in einem Schreiben an Marokkos König Mohammed VI. ihre "Abscheu und Entsetzen" über den Anschlag aus und erklärte, sie verurteile "diesen barbarischen Terrorakt aufs Schärfste".
Quelle: ntv.de, AFP