Politik

Vergewaltigungsskandal um Strauss-Kahn Zimmermädchen macht Aussage

Früher als erwartet tritt das mutmaßliche Opfer des inhaftierten IWF-Chefs Strauss-Kahn vor die Grand Jury in New York. Offenbar bekräftigt sie trotz der Dementis der Anwälte des Franzosen den Vorwurf der Vergewaltigung. Der Boulevard liefert derweil wilde Gerüchte über eine HIV-Infektion der Frau. Die politische Karriere des Franzosen ist anscheinend beendet.

Strauss-Kahn befindet sich seit dem 15. Mai in Gewahrsam.

Strauss-Kahn befindet sich seit dem 15. Mai in Gewahrsam.

Im Fall Dominique Strauss-Kahn hat das mutmaßliche Opfer des IWF-Chefs überraschend bereits vor der Grand Jury ausgesagt. Der Fernsehsender CNN berichtete, dass die 32-Jährige abgeschirmt von Schaulustigen in New York vernommen wurde. Die Grand Jury hat letztlich zu entscheiden, ob es zu einem Prozess gegen den Franzosen kommt. Über ihre Aussage vor der Kammer wurde zunächst nichts bekannt.

Zuvor wurde bekannt, dass die Frau die Version Strauss-Kahns bestreitet. Dessen Verteidigung will offenbar versuchen, den Sex als einvernehmlich darzustellen. "Nichts war einvernehmlich bei dem, was in diesem Hotelzimmer passiert ist", erklärte der Anwalt der 32-Jährigen Einwanderin aus dem westafrikanischen Guinea, Jeff Shapiro, dem TV-Sender NBC. Wenn die Jury die Aussage des Zimmermädchens höre, werde sie sehen, dass die Behauptungen über einvernehmlichen Sex "nicht wahr" sind.

Strauss-Kahn soll das Zimmermädchen in einem New Yorker Luxushotel sexuell angegriffen und zum Oralsex gezwungen haben. Eine Haftrichterin lehnte eine Freilassung auf Kaution ab. Der Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) befindet sich auf der Gefängnisinsel Rikers Island in Haft. Die New Yorker Ermittler legten sechs Anklagepunkte vor, darunter versuchte Vergewaltigung, Freiheitsberaubung sowie ein "krimineller sexueller Akt", worunter im US-Strafrecht erzwungener Oral- oder Analverkehr fällt. Eine sogenannte Grand Jury muss nun bis zum nächsten Anhörungstermin am Freitag über eine formelle Anklage des 62-Jährigen entscheiden.

Strauss-Kahn weist die Vorwürfe zurück, seine Anwälte haben eine "energische" Verteidigung angekündigt. Die "New York Post" hatte unter Berufung auf eine Quelle im Umfeld des IWF-Chefs berichtet, dass dieser bei seiner Verteidigung "einvernehmlichen" Sex mit dem mutmaßlichen Opfer einräumen könnte. Strauss-Kahns Anwalt Ben Brafman hatte bei einer Anhörung gesagt, dass die Beweise "im Widerspruch zu einem erzwungenen Treffen" stehen würden, ohne allerdings den Punkt weiter auszuführen.

Nachfolger gesucht

Timothy Geithner spricht Klartext.

Timothy Geithner spricht Klartext.

(Foto: Reuters)

Politisch gilt der Franzose als erledigt. "Er ist offensichtlich nicht in der Lage, den IWF zu leiten", machte US-Finanzminister Timothy Geithner den Standpunkt seiner Regierung deutlich. Der Internationale Währungsfonds müsse einen Plan erarbeiten, um seine dauerhafte Führung sicherzustellen.

Der Chef der französischen Regierungspartei UMP, Jean-François Copé, sagte, für Strauss-Kahn solle "in den nächsten Tagen" ein Nachfolger gefunden werden. Er sehe keine Möglichkeit für ihn, im Amt zu bleiben. Die britische Regierung forderte Strauss-Kahn auf, selbst eine Entscheidung über seine Zukunft beim IWF zu treffen. Regierungssprecher Christoph Steegmans sagte in Berlin, die Regierung sei der Auffassung, dass der IWF einen "guten Weg finden wird", um handlungsfähig zu bleiben. Um die Neubesetzung des Postens ist ein heftiger Streit zwischen den USA und Europa auf der einen und den Schwellenländern um China auf der anderen Seite entbrannt.

Die französische Linke muss sich von dem Fiasko um ihren wahrscheinlichsten Präsidentschaftskandidaten schnellstmöglich erholen. Der sozialistische Gegenkandidat des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy bei der Wahl 2012 könnte François Hollande heißen. Der frühere Parteichef liegt nach einer repräsentativen Umfrage vorn. Es ist die erste Umfrage, die nicht mehr mit einer Kandidatur des IWF-Chefs Dominique Strauss-Kahn rechnet. Hollande läge bei einer Vorwahl im linken Lager derzeit mit 49 Prozent weit vorn. Parteichefin Martine Aubry käme nur auf 27 Prozent, Ségolène Royal, die frühere Präsidentschaftskandidatin und Ex-Lebensgefährtin von Hollande, auf zwölf Prozent. Aubry hat sich bislang nicht zu ihrer möglichen Kandidatur geäußert.

Gerüchte um Zimmermädchen

Während Strauss-Kahn auf der Gefängnisinsel Rikers Island sitzt, brodelt die Gerüchteküche ununterbrochen weiter. Das Zimmermädchen lebe seit Jahren in Häusern, deren Wohnungen ausschließlich an HIV-Positive vermietet würden, meldete das Boulevardblatt "New York Post". "Dominique Strauss-Kahn hat möglicherweise mehr zu befürchten als nur eine Gefängnisstrafe", schrieb die Zeitung mit Blick auf eine mögliche Ansteckung. Wegen der Vertraulichkeit ärztlicher Akten sei aber unklar, ob die Frau wirklich infiziert sei.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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