Politik

Kanzlerin im Homeoffice Wie regiert es sich in der Isolation?

Kanzlerin Angela Merkel arbeitet im Moment von zuhause aus.

Kanzlerin Angela Merkel arbeitet im Moment von zuhause aus.

(Foto: imago images/photothek)

Weil sie Kontakt zu einem positiv getesteten Arzt hatte, begibt sich Angela Merkel vorsorglich in häusliche Quarantäne. Ihr Sprecher stellt klar: Die Kanzlerin ist voll arbeitsfähig. Wie das funktioniert, zeigt sich heute in der Kabinettssitzung: Nichts geht mehr ohne Telefon.

Für Angela Merkel werden die nächsten Tage eine ungewohnte Herausforderung. Die Bundeskanzlerin steht unter Quarantäne und kann vorerst keine Termine persönlich wahrnehmen. Stattdessen regiert sie das Land nun von zuhause aus - genauer gesagt von ihrer Berliner Privatwohnung. Die Kabinettssitzung am Morgen leitet sie trotzdem. Merkel lässt sich telefonisch zuschalten. Im Kanzleramt anwesend sind alle Ressorts, vertreten entweder durch die jeweiligen Minister oder durch Staatssekretäre. Die Sitzung findet wegen der Abstandsregeln im großen Saal des Kanzleramts statt. Eigentlich alles wie immer.

Am Sonntagabend hatte sich Merkel vorsichtshalber in häusliche Quarantäne begeben, weil sie Kontakt zu einem mit dem Coronavirus infizierten Arzt gehabt hat. Der Mediziner, der die Kanzlerin am vergangenen Freitag prophylaktisch gegen Pneumokokken geimpft hatte, wurde erst später positiv auf das Virus getestet. Ein erster Test bei der Kanzlerin selbst fiel zwar negativ aus, weitere Untersuchungen in den nächsten Tagen stehen aber noch aus. Für Merkel bedeutet dies, dass sie auf digitale Hilfsmittel umsteigen oder auf ihren Vize zurückgreifen muss. Weil sie an der geplanten Fragestunde im Bundestag am Mittwoch nicht teilnehmen kann, hat sie Finanzminister Olaf Scholz gebeten, für sie einzuspringen. Ursprünglich hatte sie vorgehabt, die Sitzung persönlich zu eröffnen.

"Die Bundeskanzlerin ist auch in ihrer häuslichen Quarantäne in der Lage und ausgestattet, ihre Dienstgeschäfte zu führen", stellt ihr Sprecher Steffen Seibert am Vormittag noch einmal klar. Spekulationen über ihren Gesundheitszustand begegnet er gelassen. "Der Bundeskanzlerin geht es gut", sagt er. Merkel habe sich mittlerweile einem Test unterzogen und warte nun auf das Ergebnis. Wann es vorliege, könne er nicht sagen. "Wenn es Neuigkeiten gibt, werden wir Sie sofort informieren", so der Sprecher.

Der Bundestag und die Infektionsgefahr

Auf die Frage, ob Merkel wie geplant per Schalte am EU-Gipfel oder an dem geplanten Video-Sondergipfel der führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) teilnehmen könne, sagt Seibert, zunächst werde nun das Testergebnis abgewartet. "Dann sehen wir weiter." Merkel hatte in den vergangenen Tagen bei Terminen stets selbst darauf geachtet, die empfohlenen Abstandsregeln einzuhalten. Auch deshalb muss Seibert nicht selbst in Quarantäne. Ausdrücklich bedankt er sich im Namen der Kanzlerin bei den vielen Menschen, die ihr gute Wünsche übermittelt hätten. "Darüber freut sie sich", so Seibert. Eine Einzelbeantwortung werde aber nicht möglich sein.

Nicht nur die Kanzlerin und ihr Kabinett, auch den Bundestag stellt die Infektionsgefahr in Zeiten der Corona-Krise vor neue Herausforderungen - vor allem im digitalen Bereich. Noch erfordert die Abstimmung über die Corona-Gesetze die persönliche Anwesenheit der Abgeordneten. "Im Bundestag könnte man mit einem elektronischen System arbeiten, das aber über jeden Zweifel erhaben sein müsste", schildert SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich dem Redaktionsnetzwerk Deutschland eine Möglichkeit, wie man dies in Zukunft ändern könnte.

Quelle: ntv.de, vmi/jug/dpa/AFP

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