Afghanistan-Liveticker +++ 23:37 Bundeswehr fliegt weitere 20 Menschen aus - Maschine in Taschkent gelandet +++
21.08.2021, 00:04 UhrDie Bundeswehr hat weitere 20 Menschen aus der afghanischen Hauptstadt Kabul ausgeflogen. Eine Transportmaschine vom Typ A400M "mit 20 evakuierten Menschen an Bord" sei um 22.00 Uhr (MESZ) in der usbekischen Hauptstadt Taschkent gelandet, teilte die Bundeswehr am späten Samstagabend im Onlinedienst Twitter mit. Die Bundeswehr hat somit seit dem Beginn ihrer Evakuierungsflüge mehr als 2100 Menschen aus der afghanischen Hauptstadt ausgeflogen.
+++ 22:59 KSK bringt Menschen zum Flughafen +++
Das Kommando Spezialkräfte greift nun offenbar gezielt ein und bringt Menschen zum Flughafen in Kabul. Das twitterte der Grünen-Abgeordnete im Europäischen Parlament, Erik Marquardt. Weil die Straßen vor dem Flughafen von den Taliban kontrolliert werden, ist es vielen nicht möglich, zum Evakuierungsflugzeug zu gelangen. Erst einen Tag zuvor war bekannt geworden, dass die Bundeswehr über einen erweiterten Einsatz des KSK nachdenkt. Laut "Spiegel" sollen KSK-Hubschrauber eingesetzt werden, um Schutzsuchende direkt im Stadtgebiet oder aus anderen von den Taliban eingenommenen Regionen abzuholen und sicher zum Flughafen zu bringen.
+++ 22:07 Bericht: Menschen am Flughafen Kabul zu Tode gequetscht +++
Im Gedränge am Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul hat es einem Medienbericht zufolge mehrere Tote gegeben. Aufnahmen des britischen Fernsehsenders Sky News zeigten wie Soldaten mindestens drei Leichen mit weißer Plane abdeckten. Woran die Menschen starben, war zunächst unklar. Auch mehrere Verletzte waren zu sehen. Der Sky-News-Reporter Stuart Ramsay, der selbst am Flughafen war, berichtete, im Gedränge seien mehrere Menschen "gequetscht" worden. Rettungskräfte eilten von einem Verletzten zum anderen. Ramsay sagte, die am Flughafen wartenden Menschen seien "dehydriert und in Panik". Er filmte auch Soldaten, die Wartende zur Abkühlung mit einem Wasserschlauch nass spritzten.
+++ 21:45 US-Luftwaffe: Bislang 2300 Menschen nach Ramstein ausgeflogen +++
Die US-Luftwaffe hat nach eigenen Angaben inzwischen rund 2300 Menschen aus Afghanistan nach Ramstein ausgeflogen. Seit Freitagabend seien im Rahmen des Einsatzes "Operation Allies Refuge" 17 C-17-Maschinen auf dem Flugplatz gelandet, heißt es in einer Erklärung.
+++ 21:31 Wegen IS: US-Regierung sucht nach anderen Routen für Evakuierung +++
Die US-Regierung sucht nach Wegen, ihre Bürger nicht mehr über den Flughafen von Kabul, sondern über andere Routen aus Afghanistan zu bringen. Es gebe eine potenzielle, gegen Amerikaner gerichtete Bedrohung durch den afghanischen Ableger der Terrororganisation Islamischer Staat, die die Route zum Flughafen noch gefährlicher mache, erfuhr die Nachrichtenagentur AP aus US-Regierungskreisen. Eine Gewährsperson sagte, dass kleine Gruppen US-Bürger sowie möglicherweise auch andere Zivilisten Instruktionen bekommen könnten, um sich etwa an einen bestimmten Ort zu begeben, wo Soldaten sie dann abholen könnten.
+++ 21:03 Flagge der USA weht über Flughafen Kabul +++
Über dem noch von US-Streitkräften kontrollierten Flughafen Kabul weht Militärangaben zufolge immer noch die Flagge der Vereinigten Staaten. "Die Flagge weht weiterhin und die Mission dauert an", sagte US-Generalmajor William Taylor im Pentagon. Am Flughafen arbeite auch weiterhin US-Botschaftspersonal. Bei der US-Botschaft im Zentrum der afghanischen Hauptstadt Kabul war am vergangenen Sonntag die Flagge der Vereinigten Staaten eingeholt worden. Der Schritt markierte den Abschluss der Evakuierung der diplomatischen Vertretung. Nach derzeitiger Planung wollen die USA ihre Evakuierungsmission am 31. August beenden. Dann sollen auch die letzten US-Soldaten aus Afghanistan abziehen.
+++ 20:24 Laschet: Oppositionsruf nach Ausreise afghanischer Helfer war richtig +++
Unionskanzlerkandidat Armin Laschet hat angesichts der Entwicklung in Afghanistan eingeräumt, dass die Bundesregierung besser auf frühe Oppositionsforderungen gehört hätte, einheimische Ortskräfte schnell in Sicherheit zu bringen. "Der Ansatz, schon vor Wochen sie herauszuholen, war richtig. Und da hätte man auch mal der Opposition recht geben können", sagte der CDU-Vorsitzende im Sat.1-Sommerinterview.
+++ 20:11 EU-Außenbeauftragter: Rettung aller Ortskräfte bis Ende August "unmöglich" +++
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hält es für unmöglich, bis Ende August alle Ortskräfte der USA und anderer Nato-Staaten aus Afghanistan auszufliegen. "Das ist mathematisch unmöglich", sagte Borrel nun. Borrell machte die strengen Sicherheitsvorkehrungen des US-Militärs am Kabuler Flughafen mitverantwortlich für die dramatische Situation. Borrell sagte, die EU habe sich bei den USA über die strengen Sicherheitsvorkehrungen "beschwert". Afghanische Ortskräfte der EU, die das Land verlassen wollen, hätten Schwierigkeiten auf das Flughafengelände zu gelangen.
+++ 19:57 Russland und Türkei wollen sich in Afghanistan-Frage abstimmen +++
Russland und die Türkei wollen sich nach Kremlangaben wegen der Lage in Afghanistan enger miteinander abstimmen. "Die Präsidenten haben eine Verstärkung der bilateralen Koordination bei der afghanischen Thematik vereinbart", teilte der Kreml in Moskau nach einem Telefonat von Staatschef Wladimir Putin mit seinem türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdogan mit. Beide Seiten hätten die Bedeutung von Stabilität und gesellschaftlichem Frieden in dem Land hervorgehoben. Vorrangige Aufgabe sei der Kampf gegen den Terrorismus und gegen den Drogenhandel, hieß es in der Kreml-Mitteilung. Russland führt seit langem Verhandlungen mit den militant-islamistischen Taliban, die die Macht in Afghanistan übernommen haben. Die Bewegung ist in Russland zwar als Terrororganisation verboten, allerdings will Moskau die Entwicklung beobachten und dann über eine mögliche Anerkennung der neuen Führung in Kabul entscheiden.
+++ 19:33 AKK: "Unsere Lageeinschätzung war falsch" +++
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat eine massive Fehleinschätzung der Bundesregierung angesichts des Vormarschs der Taliban in Afghanistan eingeräumt. "Noch zu Beginn der letzten Woche hat niemand in der internationalen Gemeinschaft damit gerechnet, dass Kabul bereits am Ende der Woche kampflos fallen würde", schrieb Kramp-Karrenbauer in einem Brief an Abgeordnete des Bundestags. "Unsere Lageeinschätzung war falsch, unsere Annahmen über die Fähigkeiten und die Bereitschaft zum afghanischen Widerstand gegen die Taliban zu optimistisch." Ähnlich hatten sich Außenminister Heiko Maas und Kanzlerin Angela Merkel am 16. August geäußert, dem Tag nach der Einnahme Kabuls durch die Taliban.
+++ 19:14 US-Streitkräfte: Eingangstore am Flughafen Kabul sind geöffnet +++
Bei der Evakuierungsmission in Afghanistan fertigen die US-Streitkräfte am Flughafen Kabul an den verschiedenen Eingängen nach eigenen Angaben weiterhin Menschen ab. Eingangstore seien in den vergangenen 24 Stunden nur kurzfristig geschlossen worden, damit "die richtigen Leute" passieren konnten, sagte US-Generalmajor William Taylor im Pentagon. Nicht erklären konnten Taylor und Pentagon-Sprecher John Kirby, warum die US-Botschaft in Kabul US-Bürgern heute geraten hatte, nicht zum Flughafen zu fahren. Kirby verwies aber darauf, dass die Lage rund um den Flughafen nicht stabil sei und sich ständig ändere. Kirby sagte weiter, es gebe "eine geringe Anzahl" von Amerikanern, die auf dem Weg zum Flughafen in den vergangenen Tagen von Taliban drangsaliert oder geschlagen worden seien.
+++ 18:54 Bundeswehr fliegt weitere 205 Menschen aus +++
Ein weiterer Bundeswehr-Flug evakuiert 205 Menschen aus der afghanischen Hauptstadt Kabul. Der Airbus A400M machte sich am späten Nachmittag deutscher Zeit auf den Weg ins usbekische Taschkent, wie die Bundeswehr auf Twitter mitteilt. Zuvor war die Evakuierung inmitten chaotischer Verhältnisse am Flughafen zeitweise ins Stocken geraten. Mit zwei vorausgehenden deutschen Flügen konnte die Bundeswehr nur insgesamt 15 Personen nach Usbekistan bringen. Die Evakuierungen würden unter sehr schwierigen Bedingungen durchgeführt, twittert das Auswärtige Amt. "Tore werden kurzfristig geöffnet & geschlossen", heißt es zur Situation am Flughafen. "Situation bleibt gefährlich & volatil."
+++ 18:38 Merkel und Erdogan legen Zusammenarbeit fest +++
Bundeskanzlerin Angela Merkel und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan haben bei einem Telefonat über die Lage in Afghanistan gesprochen. Wie die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer mitteilt, sind sich die Bundeskanzlerin und Präsident Erdogan einig, "dass die Evakuierung schutzbedürftiger Menschen aus Afghanistan weiterhin höchste Priorität hat". Die beiden vereinbarten demnach auch eine enge Zusammenarbeit bei der Unterstützung der Arbeit internationaler Organisationen, insbesondere des UN-Flüchtlingshilfswerks in Afghanistan und seinen Nachbarstaaten.
+++ 18:19 USA haben bereits Tausende Menschen ausgeflogen +++
Die US-Streitkräfte haben seit Beginn der Evakuierungsmission in Afghanistan vor einer Woche nach eigenen Angaben insgesamt 17.000 Menschen aus Kabul ausgeflogen. Generalmajor William Taylor berichtet im Pentagon, in den 24 Stunden zuvor hätten die US-Streitkräfte insgesamt rund 3800 Menschen evakuiert. Dafür seien sechs Flugzeuge der US-Luftwaffe und 32 Chartermaschinen eingesetzt worden. 5800 US-Soldaten sicherten den Flughafen in der afghanischen Hauptstadt.
+++ 18:02 FDP fordert rasche Integration von Ortskräften +++
Die FDP will eine zügige Integration der aus Afghanistan evakuierten Ortskräfte: "Wir halten es für eine Verpflichtung unseres Landes, sich gut um diese Menschen zu kümmern", sagt Marco Buschmann, parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Nötig seien ausreichende Angebote zur psychologischen Betreuung und Familienberatung. Zudem müsse man Zugang zu beruflicher Orientierung, Studium und Weiterbildung schaffen. Afghanische Berufs- und Bildungsabschlüsse müssten schnell und unbürokratisch anerkannt werden. "Und wir brauchen eine Patenschaft der Wirtschaft, die im Zusammenspiel mit den Arbeitsagenturen für eine schnelle Vermittlung in Jobs sorgt", fordert Buschmann. "So können wir den Ortskräften ein neues und selbstbestimmtes Leben ermöglichen und zumindest etwas Wiedergutmachung leisten."
+++ 17:29 1600 Afghanen über italienische Luftbrücke evakuiert +++
Das italienische Militär hat über seine Luftbrücke bislang mehr als 1600 Afghanen aus Kabul ausgeflogen. Das Verteidigungsministerium berichtet von einem Flug mit knapp 200 afghanischen Staatsbürgern, der am Flughafen Fiumicino in Rom gelandet ist. Am Freitagabend kam nach Angaben der Armee ein Flug mit 103 Menschen dort an. Auf Fotos der Luftwaffe sind zahlreiche Menschen zu sehen, die in einer Transportmaschine auf dem Boden sitzen. In Rom kümmert sich die Polizei nach eigenen Angaben mit Malbüchern und Stiften um einige Kinder, die dort wegen des Einreiseverfahrens warten mussten. Italien hatte nach der Einnahme Kabuls durch die Taliban eine Luftbrücke eingerichtet, um italienische Staatsbürger und frühere afghanische Mitarbeiter samt deren Familien aus dem Land über Kuwait auszufliegen. An dem Einsatz sind etwa 1500 Soldaten und mehrere Transportflugzeuge beteiligt.
+++ 16:35 Deutsche Botschaft in Kabul: "Sicherer, zu Hause zu bleiben" +++
Die deutsche Botschaft in Kabul ruft dazu auf, angesichts der unübersichtlichen Lage am Flughafen und in der Stadt zu Hause oder an einem geschützten Ort zu bleiben. "Der Zugang zum Flughafen Hamid Karzai International Airport ist derzeit nur sehr eingeschränkt möglich. Das North Gate ist bis auf weiteres geschlossen", heißt es in einem Landsleutebrief, der heute verschickt wurde. "Derzeit ist es grundsätzlich sicherer, zu Hause oder an einem geschützten Ort zu bleiben." Es seien aber weiterhin Evakuierungsflüge der Bundeswehr geplant. Noch ist aber unklar, wie Passagiere angesichts des weiter geschlossenen Zugangstores und der Menschenmassen dort diese Flüge erreichen können.
+++ 16:10 Reporter ohne Grenzen: Erhalten "aberdutzende Hilferufe" +++
Angesichts der Bedrohung für unabhängige Berichterstatter durch die Taliban fordert die Organisation Reporter (RSF) ohne Grenzen US-Präsident Joe Biden auf, einen speziellen Plan für die Evakuierung afghanischer Journalisten auszuarbeiten. Ihre Organisation habe "dutzende und aberdutzende" Hilferufe erhalten, berichtet RSF-Generalsekretär Christophe Deloire in Paris. "Unser Problem ist nicht, für die Betroffenen Visa oder Plätze in Flugzeugen zu bekommen, sondern die Menschen zu den Flugzeugen zu bringen."
+++ 15:53 EU verhandelt mit den Taliban +++
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bestätigt beim Besuch eines zentralen Erstaufnahmelagers für afghanische EU-Mitarbeiter in Spanien Gespräche mit den neuen Machthabern in Kabul. Die Verhandlungen mit den militant-islamistischen Taliban bedeuteten aber keineswegs eine Anerkennung der neuen Regierung, betont sie in Torrejón de Ardoz bei Madrid. Es gehe dabei in erster Linie darum, die Evakuierungen zu erleichtern. Als Allererstes müsse man nämlich den durch die Machtübernahme der Taliban in Gefahr geratenen Menschen "legale und sichere" Fluchtrouten bieten.
+++ 15:36 Merz attackiert Maas: "Dann muss er zurücktreten" +++
Der CDU-Politiker Friedrich Merz greift Außenminister Heiko Maas wegen dessen Afghanistan-Kurs scharf an. "Wenn es stimmt, dass die Nachrichtendienste und die Leitung der Botschaft schon Tage vor der Einnahme von Kabul zur Evakuierung geraten haben, der Bundesaußenminister diesen Rat aber ignoriert hat, dann sollte, ja muss er zurücktreten", schreibt Merz in einem Beitrag auf "Focus Online". "Seine Auftritte und Rechtfertigungsversuche sind einfach nur noch peinlich."
+++ 15:13 US-Bürger sollen Kabuler Flughafen meiden +++
Die US-Botschaft ruft amerikanische Staatsbürger dazu auf, nicht zum Flughafen Kabul zu kommen. Aufgrund möglicher Sicherheitsbedrohungen rund um die Eingänge rate man US-Bürgern, nicht zum Flughafen zu fahren und die Gates zu meiden, heißt es in einer Mitteilung der Botschaft. Ausnahme sei, wenn der Bürger oder die Bürgerin eine individuelle Anweisung von einem Vertreter der US-Regierung erhalten habe. Erst vor zwei Tagen hatte die Botschaft in einer Aussendung mitgeteilt, US-Bürger sollten zum Flughafen kommen, wenn sie es selber für sicher hielten.
+++ 14:47 Mehr als tausend Menschen landen in Ramstein +++
Auf der US-Luftwaffenbasis Ramstein in Rheinland-Pfalz sind hunderte Menschen mit Rettungsflügen aus Afghanistan angekommen. Laut einer Sprecherin des Stützpunkts seien Stand 11.15 Uhr insgesamt elf Maschinen mit rund 1150 Menschen an Bord gelandet. Die Menschen würden in Hangars und Zelten untergebracht und medizinisch versorgt. In Ramstein sollen die Evakuierten auf ihre "Weiterführung" in die USA warten. Das könne aber "ein paar Tage dauern". Zuvor hatten Deutschland und die USA vereinbart, dass Ramstein als Drehscheibe für Evakuierungen aus der afghanischen Hauptstadt genutzt werden soll, um die Drehscheibe in Katar zu entlasten.
+++ 14:33 AKK: "So viele wie möglich herausholen" +++
Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer sichert zu, dass die Bundeswehr die Evakuierung von Deutschen und Ortskräften aus der afghanischen Hauptstadt Kabul unter Hochdruck fortsetzen will. "Die Situation ist schwierig, aber wir werden mit den Möglichkeiten und allem, was sich vor Ort ergibt, weiter dranbleiben, so viele wie möglich herauszuholen", sagt Kramp-Karrenbauer in Berlin. Für ihren Einsatz hatte die Bundeswehr zwei Hubschrauber an den Flughafen Kabul verlegt. Laut Verteidigungsministerium können die Airbus-Helikopter für die Rettung einzelner Bundesbürger oder auch einheimischer Ortskräfte aus Gefahrenlagen eingesetzt werden, jedoch nur in Abstimmung mit den Amerikanern und den anderen Partnerstaaten vor Ort.
+++ 14:04 Bewegendes Bild zeigt Soldat mit gerettetem Baby +++
Das Foto eines Babys im Arm eines norwegischen Soldaten an Bord eines Evakuierungsflugs aus Afghanistan sorgt in den sozialen Medien für Erschütterung. Das Bild, das eine Korrespondentin des US-Senders CBS News auf Twitter teilte, zeigt den in eine helle Decke eingewickelten Säugling auf dem Schoß eines Soldaten in voller Uniform. Ein Sprecher des norwegischen Militärs bestätigt dem Sender NRK die Echtheit des tausendfach geteilten Fotos, wollte aber keine weiteren Informationen geben. Dem Norweger Terje Watterdal zufolge, der nach eigenen Angaben an Bord desselben Fliegers war, sollen etliche Kinder an Bord des Evakuierungsflugs gewesen sein. Auch er selbst habe zeitweise einen kleinen Jungen in den Armen gehabt, erzählt Watterdal dem Sender NRK. Die CBS-Journalistin berichtet auf Twitter ebenfalls von "einer großen Zahl an Kindern, von Babies bis hin zu Teenagern, die alleine reisten".
+++ 13:36 Habeck wirft Bundesregierung Verantwortungslosigkeit vor +++
Grünen-Chef Robert Habeck wirft der Bundesregierung in der Afghanistan-Krise Verantwortungslosigkeit vor. "Es ist nicht richtig, was aus der Bundesregierung gesagt wird, dass keiner wissen konnte, dass die Lage so eskaliert", sagt der Bundesvorsitzende. Aus Botschaften oder von internationalen Organisationen seien Warnungen gekommen. Die Bundesregierung habe das Thema und die Debatte über eine Aufnahme von Menschen aus Afghanistan vermeiden wollen - auch aus Sorge über unbequeme Debatten vor der der Bundestagswahl. Es gebe undurchsichtige Situationen, in denen man schnell entscheiden müsse, dann könne es Fehler geben, so Habeck. "Es gehört zur Verantwortung dazu, dass man die Bereitschaft hat, Fehler zu machen." Wenn man sie erklären könne, versuche sie abzustellen und notfalls persönliche Konsequenzen ziehen, sei das akzeptabel", so Habeck. "Aber was einfach nicht mehr geht, ist, die Verantwortung wie eine heiße Kartoffel hin und her zu werfen und zu sagen, es war das Außenministerium, das Verteidigungsministerium, das Innenministerium, das Kanzleramt, der Bundesnachrichtendienst - und am Ende war es keiner."
+++ 13:20 Scholz will Engagierten vor Ort helfen +++
SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz befürwortet langfristige Hilfe für Beschäftigte von Medien und Hilfsorganisationen sowie politisch Engagierte aus Afghanistan. Für sie werde es "den Schutz auch geben, wenn sie sich später einmal melden, bei einem deutschen Konsulat zum Beispiel", sagt Scholz dem Deutschlandfunk. Darüber hinaus brauche es Unterstützung "für diejenigen, die in den Nachbarstaaten Zuflucht gefunden haben oder Zuflucht finden werden". Die Devise sei, vor Ort zu helfen. Er sagt: "Es gibt zig Millionen Menschen auf der Welt, die fliehen, oft in ein Nachbarland, und natürlich müssen wir dafür Sorge tragen, dass in diesen Ländern Integrationsperspektiven entstehen."
+++ 12:53 Bundeswehr evakuiert acht weitere Menschen +++
Aus der afghanischen Hauptstadt Kabul sind acht weitere Schutzbedürftige von der Bundeswehr ausgefolgen worden. Um 11.04 Uhr deutscher Zeit sei ein A400M mit ihnen gestartet, schreibt die Bundeswehr bei Twitter. "Die Lage dort ist momentan sehr schwierig. Es wird alles getan, so viele Schutzbedürftige wie möglich pro Flug nach Taschkent auszufliegen", heißt es weiter. Mehrere Militärtransporter der Bundeswehr pendeln zwischen Kabul und der usbekischen Hauptstadt Taschkent, von wo aus die Evakuierten ihren Weiterflug nach Deutschland antreten sollen.
+++ 12:27 Merkel spricht Soldaten "tiefen Dank" aus +++
Kanzlerin Angela Merkel richtet den Bundeswehr-Soldaten in Afghanistan für den Einsatz zur Rettung von Deutschen und Ortskräften ihren "tiefen Dank" aus. Es sei ein "überaus komplizierter Einsatz", sagt die CDU-Politikerin beim Wahlkampfauftakt der Union in Berlin. "In diesen Stunden heißt es jetzt vor allem, Menschen retten." Merkel bezeichnet die Entwicklung in Afghanistan mit der Machtübernahme der Taliban als "Drama" und "Tragödie". Die afghanische Armee sei "in atemberaubendem Tempo kollabiert". Nach der Rettungsmission müsse Bilanz gezogen werden. "Wir wollten möglichst vielen Menschen in Afghanistan ein freies, ein gutes und selbstbestimmtes Leben ermöglichen", so Merkel. "Und da müssen wir einfach sagen: Das ist so nicht gelungen."
+++ 12:03 Briten drängen Biden zu längerer Mission in Kabul +++
Die britische Regierung will einem Bericht zufolge US-Präsident Joe Biden überzeugen, die Rettungsmission aus Afghanistan über Ende August hinaus fortzusetzen. Das berichtet die "Times" unter Berufung auf britische Regierungskreise. Die USA wollen eigentlich bis zum 31. August den Abzug ihrer Truppen aus Afghanistan abschließen. Biden wollte sich zunächst nicht dazu äußern, ob der Evakuierungseinsatz darüber hinaus verlängert werden könnte. Er gehe davon aus, dass die Evakuierungen bis dahin abgeschlossen werden könnten, werde dazu aber später eine Entscheidung treffen. Den britischen Regierungsquellen der "Times" zufolge könnte dieses Enddatum bedeuten, dass Tausende in Afghanistan zurückbleiben müssten, die eigentlich Anspruch auf Rettung hätten. Dies würde demnach vor allem afghanische Ortskräfte treffen, die für westliche Truppen gearbeitet haben.
+++ 11:41 CSU-Sprecher bringt Untersuchungsausschuss ins Spiel +++
Für den innenpolitischen Sprecher der CSU im Bundestag, Volker Ullrich, stellt die Kritik von Außenminister Heiko Maas an der Arbeit des Bundesnachrichtendienstes (BND) zu Afghanistan eine Ablenkung von der eigenen Verantwortung dar. Er bringt daher eine Aufarbeitung im Parlament ins Spiel. "Der Bundesaußenminister möge nicht von seinen eigenen Fehleinschätzungen und von seinem zögerlichen Handeln ablenken, indem er den BND adressiert", sagt Ullrich dem Handelsblatt. "Eine parlamentarische Aufklärung ist zwingend notwendig." Daher dürfe ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss nicht ausgeschlossen werden. "Das muss im nächsten Bundestag dann erörtert werden."
+++ 11:07 Frauenrechtlerin: "Dürfen nicht auf Taliban hereinfallen" +++
Mit der Machtübernahme der Taliban droht sich vor allem die Lage der Frauen und Mädchen in Afghanistan massiv zu verschlechtern. Frauen, die sich in der Vergangenheit gewisse Freiheitsrechte erkämpft haben, werden nun mit einer "Steinzeit-Ideologie" konfrontiert, sagt Düzen Tekkal im Interview mit ntv. Im Hinblick auf den vergleichsweise moderaten Ton der Radikalislamisten warnt die Gründerin der Initiative "Defend Afghan Women's Rights" vor einer "Doppelzüngigkeit" und nimmt dabei auch die Europäische Union in die Pflicht.
+++ 10:29 Laschet ist "enttäuscht" von Biden +++
Der Kanzlerkandidat der Union, Armin Laschet, kritisiert nach dem Debakel der NATO in Afghanistan den amerikanischen Präsidenten Joe Biden deutlich. In einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" sagt Laschet zunächst anerkennend, einerseits bekenne der Präsident der Vereinigten Staaten sich klar zur transatlantischen Partnerschaft. Dann fügt er aber hinzu: "Gerade deshalb hat mich seine Ankündigung am 14. April enttäuscht, den von Donald Trump angeordneten Afghanistan-Abzug eins zu eins umzusetzen, ohne die Verbündeten umfassend an dieser folgenreichen Entscheidung zu beteiligen." Für Deutschland und Europa folge daraus, dass es zwar immer am besten sei, sich mit Amerika abzustimmen. Notfalls aber müsse "die EU in der Lage sein, ohne die US-Partner zu handeln."
+++ 09:51 Taliban wollen eigene Gräueltaten untersuchen +++
Nach Berichten afghanischer Bürger sowie internationaler Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen über harte Vergeltungsakte gegen Anti-Taliban-Proteste kündigen die Taliban eine Untersuchung von Gewalttaten aus ihren Reihen an. Ein Vertreter der radikalislamischen Gruppierung betont, die Taliban würden die Verantwortung für etwaige Vergeltungsakte und Gräueltaten übernehmen, falls diese von eigenen Kämpfern verübt worden seien. "Wir haben von einigen Fällen von Gräueltaten und Verbrechen an Zivilisten gehört", heißt es. Sollten Taliban-Angehörige dafür verantwortlich sein, werde dies untersucht. "Wir können die Panik, den Stress und die Angst verstehen. Die Leute denken, wir werden nicht zur Rechenschaft gezogen. Aber das wird nicht der Fall sein."
+++ 09:32 Chaotische Szenen am Kabuler Flughafen +++
In der afghanischen Hauptstadt Kabul belagern weiterhin Tausende Menschen die Eingänge zum Flughafen. Das berichtet ein Augenzeuge. Die verängstigten Menschen hoffen allesamt auf auf einen Platz in einem Flugzeug, um nach der Machtübernahme der islamistischen Talibankämpfer aus dem Krisenstaat zu fliehen. Der Augenzeuge hatte bereits den gesamten Freitag an einem Eingang verbracht. Als er am Morgen dorthin zurückkehrte, habe sich die Menschenmenge noch einmal verdoppelt. Es fielen weiter praktisch durchgehend Schüsse. Am nördlichen Eingang habe es zudem Lautsprecherdurchsagen gegeben, dass das Gate nun zwei Tage geschlossen sei, sagt die Person. Ein zweiter Augenzeuge sagt, Menschen aus allen Gesellschaftsschichten befänden sich dort. Er habe Schauspieler in der Menge gesehen, bekannte Fernsehpersönlichkeiten, Jugendliche, Frauen mit neugeborenen Babies oder Menschen im Rollstuhl.
+++ 08:41 Taliban-Mitbegründer für Gespräche zur Regierungsbildung in Kabul eingetroffen +++
Taliban-Mitbegründer Mullah Abdul Ghani Baradar ist zu Gesprächen über eine Regierungsbildung in Kabul eingetroffen. Baradar werde "mit Dschihadistenführern und Politikern zusammentreffen, um eine inklusive Regierung zu bilden", sagt ein hochrangiger Taliban-Beamter. Baradar wird als möglicher neuer Regierungschef gehandelt, die Taliban selbst haben jedoch noch keine genaueren Angaben zur geplanten Regierung gemacht. Der Taliban-Mitbegründer war im Jahr 2010 in Pakistan inhaftiert worden, bis er 2018 auf Druck der USA freigelassen und nach Katar überführt wurde. Baradar hatte zuletzt das politische Büro der Taliban in Katar geleitet. Er verantwortete unter anderem die Unterzeichnung eines Abkommens mit der Regierung des damaligen US-Präsidenten Donald Trump im Februar 2020, das den Abzug der US-Truppen aus Afghanistan regelte.
+++ 08:09 NATO-Vertreter: Zusammenstöße bei Evakuierung unbedingt vermeiden +++
Seit dem Einmarsch der Taliban in Kabul sind nach NATO-Angaben rund 12.000 ausländische Bürger und Afghanen, die für Botschaften und internationale Hilfsgruppen arbeiteten, außer Landes gebracht worden. "Der Evakuierungsprozess ist langsam, weil er risikoreich ist. Denn wir wollen in keiner Weise Zusammenstöße mit Taliban-Mitgliedern oder Zivilisten außerhalb des Flughafens", sagt ein NATO-Vertreter, der namentlich nicht genannt werden will.
+++ 07:43 CNN-Reporterin sicher in Doha gelandet +++
Sie berichtete bis zuletzt live vor Ort. Nun hat auch CNN-Reporterin Clarissa Ward Afghanistan verlassen und ist sicher in Katar gelandet. "Gerade in Doha mit dem Team und fast 300 afghanischen Evakuierten gelandet", schreibt sie auf Twitter und postet dazu ein Foto einer vollbesetzten Maschine. "Ein großes Dankeschön an Sie alle für Ihre Unterstützung und Ihr Interesse, an die US Air Force für das Ausfliegen und an Katar für die Aufnahme. Wir sind die Glücklichen."
+++ 07:27 Biden will Taliban unter Druck setzen +++
US-Präsident Joe Biden will die Taliban unter Druck setzen und Hilfen für Afghanistan während ihrer Herrschaft an "harte Bedingungen" knüpfen. So werde man genau verfolgen, wie die Islamisten ihre Landsleute und dabei speziell Frauen und Mädchen behandeln, sagt Biden. "Sie versuchen, eine gewisse Legitimität zu gewinnen. Sie werden einen Weg finden müssen, wie sie das Land zusammenhalten." Biden zufolge stehen die USA in Kontakt mit den Taliban, um den Zugang zum Flughafen der Hauptstadt Kabul zu gewährleisten.
+++ 07:01 Taliban kündigen Rahmenplan für neue Regierung an +++
Die Taliban wollen binnen Wochen ihre Vorstellungen präsentieren, wie das Land künftig regiert werden soll. Ein entsprechender Rahmenplan werde von Juristen, Geistlichen und Außenpolitik-Experten erarbeitet, sagt ein Taliban-Sprecher.
+++ 06:32 Bundeswehr-Hubschrauber sind in Kabul eingetroffen +++
Die beiden Hubschrauber vom Typ Airbus H145M sind laut Angaben der Bundeswehr in Kabul angekommen. Über Twitter teilt die Bundeswehr mit, dass die Hubschrauber nun zur Unterstützung der Evakuierung eingesetzt werden würden. Bei den Hubschraubern handelt es sich um Maschinen des Typs H-145M mit insgesamt 13 Soldaten. Sie sind Spezialkräften zugeordnet und wurden von den USA angefordert. Die US-Truppen flögen hauptsächlich mit großvolumigen Hubschraubern und benötigten im städtischen Umfeld eine kleinere Maschine, sagt Generalinspekteur Eberhard Zorn.
+++ 06:16 Indonesien verlegt diplomatische Vertretung nach Pakistan +++
Indonesien verlegt seine Auslandsvertretung in Afghanistan von Kabul nach Pakistan. "Vorübergehend wird die diplomatische Mission in Kabul von Islamabad aus wahrgenommen", sagt die indonesische Außenministerin Retno Marsudi. Ursprünglich sei geplant gewesen, die diplomatische Vertretung in Kabul mit einem kleinen Team fortzusetzen, was aber wegen der aktuellen Entwicklungen geändert worden sei. Vier indonesische Diplomaten würden nun in der in Pakistan stationierten Mission weiter die Lage in Afghanistan bewerten, so die Ministerin.
+++ 05:31 Kanada bereit mehr afghanische Flüchtlinge aufzunehmen +++
Kanada zieht die Aufnahme zusätzlicher afghanischer Geflüchteter im Namen der Vereinigten Staaten oder anderer Verbündeter in Betracht, wenn es darum gebeten werden würde, sagt Einwanderungsminister Marco Mendicino. "Wenn es Afghanen gibt, die den Koalitionspartnern während des Einsatzes geholfen haben und auch die Kriterien für unser humanitäres Umsiedlungsprogramm erfüllen, sind wir bereit, eine solche Regelung in Betracht zu ziehen", so der Minister. Laut einer Erklärung habe Kanada bisher 1000 afghanische Staatsangehörige ausgeflogen. Ein unabhängiges Gericht, das in Kanada Asylanträge prüfe, habe zudem zugestimmt, afghanische Flüchtlingsanträge zu beschleunigen, sagt Mendicino.
+++ 04:28 Sanitätsdienste in Kabul werden von Koblenz aus koordiniert +++
Das medizinische Lagebild für die gefährlichen Evakuierungseinsätze westlicher Länder in Afghanistan kommt aus Koblenz. Die dortige Koordinationsstelle für die Sanitätsdienste von NATO und EU führt die Informationen zur Krisen-Gesundheitsversorgung bei Übergriffen im Zuge der Evakuierungen zusammen. Derzeit halten sich dafür mindestens 150 militärische Sanitätskräfte verschiedener Länder in Kabul und Umgebung bereit, wie die Koordinierungsstelle Multinational Medical Coordination Centre/European Medical Command mitteilt. In mobilen Feldlazaretten könnten Patienten "notfallmedizinisch und notfallchirurgisch" behandelt und befristet intensivmedizinisch betreut werden. "Abhängig von der evakuierenden Nation und dem Schweregrad werden verletzte oder verwundete Personen für die weitere Behandlung in den umliegenden Ländern Afghanistans zivil versorgt oder direkt in das Heimatland verlegt", erklärt der Sprecher der Koblenzer Koordinierungsstelle, Rico Maderthoner.
+++ 03:29 350 Weltbankmitarbeiter ausgeflogen +++
Die in Kabul ansässigen Mitarbeiter der Weltbankgruppe und ihre unmittelbaren Familienangehörigen sind sicher nach Islamabad gebracht worden. Dies geht aus einem internen Vermerk hervor, der von Reuters eingesehen wurde. Einem Bericht von Radio Pakistan zufolge, sind unter den 350 Personen, die mit einem Sonderflug der Pakistan International Airlines ausgeflogen wurden, neben Amerikanern auch Afghanen und andere Ausländer, die für die Weltbank und andere internationale Organisationen arbeiten. Die Weltbank hat sich seit der Machtübernahme der Taliban nicht zum Status ihres Engagements in Afghanistan geäußert.
+++ 02:30 Müller: 100 Millionen Euro Soforthilfe sind zu wenig +++
Entwicklungsminister Gerd Müller hat trotz aller Probleme bei der Evakuierung von Ortskräften eine Ausweitung des deutschen Rettungseinsatzes in Afghanistan gefordert. Nach den bisherigen Vorschriften dürften afghanische Ortskräfte, deren Ehepartner und minderjährige Kinder auf die Ausreiselisten genommen werden, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Volljährige Kinder gehören demnach nicht dazu. Im Einzelfall sei es aber inhuman, Familien zu trennen. "Und deshalb muss das geändert werden", sagte Müller. Er sei froh, dass Innenminister Horst Seehofer signalisiert habe, nicht an der bestehenden Regel festzuhalten. Der Entwicklungsminister verlangte zugleich, die von der Bundesregierung angekündigten Mittel für humanitäre Flüchtlingshilfe aufzustocken. 100 Millionen Euro zusätzlich seien mit Blick auf die Herausforderungen entschieden zu wenig. "Erforderlich ist eine internationale Sofortinitiative der G7 und G20 über 5 Milliarden Euro zur Stärkung der UN-Hilfsorganisationen in der Region, besonders des Welternährungsprogramms, von UNICEF und des UN-Flüchtlingswerks UNHCR", sagte er. Daran solle sich Deutschland mit 500 Millionen Euro beteiligen.
+++ 01:43 Linkpartei: Bisherige Wartezeit auf Visa inakzeptabel - Familiennachzug ermöglichen +++
Die Linksfraktion hat die Bundesregierung aufgefordert, auch Familienangehörige von bereits in Deutschland lebenden Afghaninnen und Afghanen in die aktuelle Evakuierungsoperation aufzunehmen. "Das Auswärtige Amt muss jetzt schnell und unkompliziert handeln", sagte die Linken-Innenpolitikerin Ulla Jelpke den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Sie verwies darauf, dass die Ausreise der Familienangehörigen bislang häufig an der schleppenden Visavergabe gescheitert sei. "Die bisherige Visumsbearbeitung beim Familiennachzug nach Deutschland war unzumutbar träge: Über einjährige Wartezeiten, nur um einen Visumsantrag stellen zu können, sind schlicht inakzeptabel", kritisierte Jelpke. "Durch diese bürokratische Abwehrhaltung sind jetzt viele Menschen, die eigentlich längst bei ihren Familienangehörigen in Deutschland sein sollen, in Afghanistan in akuter Gefahr", warnte die Linken-Politikerin. Betroffen sind insbesondere Angehörige von in Deutschland lebenden, anerkannten Flüchtlingen. Mehrere tausend von ihnen warteten zum Zeitpunkt der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban am vergangenen Wochenende noch auf einen Termin bei der deutschen Botschaft.
+++ 01:10 Mehr Traumatisierungen - Viele Afghanistan-Veteranen fragen nach dem Sinn des Einsatzes +++
Die Machtübernahme der Taliban macht vielen ehemaligen Bundeswehrsoldaten aus dem Afghanistaneinsatz psychisch offenbar schwer zu schaffen. "Die dramatischen Ereignisse in Afghanistan haben bei etlichen Veteraninnen und Veteranen zu einer Retraumatisierung geführt", sagte der stellvertretende Vorsitzende des Bundes Deutscher Einsatzveteranen, David Hallbauer, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Anfragen und Kontaktaufnahmen von ehemaligen Bundeswehrangehörigen wie auch von Familienangehörigen hätten "in den vergangenen Tagen sprunghaft zugenommen". Viele frühere Soldatinnen und Soldaten stellten die Sinnfrage, sagte Hallbauer. "Sie haben den Eindruck, dass ihr monatelanger, harter Einsatz - oft unter Todesangst - letztlich vergebens war, und Erfolge aus 20 Jahren Afghanistaneinsatz jetzt von den Taliban mit einem Schlag zunichte gemacht werden." Dinge, die erreicht und erkämpft worden seien, seien verloren. "Viele Veteranen sagen sich: Was ich dort geleistet habe, hat nichts gebracht. Das setzt vielen ehemaligen Soldatinnen und Soldaten ungeheuer zu."
+++ 00:28 Krankes Baby am Flughafen behandelt - "Akt des Mitgefühls" +++
Ein Baby, das am Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul über eine Mauer mit Stacheldraht hinweg an US-Soldaten übergeben wurde, ist nach einer medizinischen Behandlung wieder bei seinem Vater. "Das Elternteil hat die Marineinfanteristen gebeten, sich um das Baby zu kümmern, weil das Baby krank war", sagte Pentagon-Sprecher John Kirby. Der US-Soldat habe das Kleinkind deswegen über die Mauer gezogen und zu einem norwegischen Krankenhaus auf dem Flughafengelände gebracht. "Sie haben das Kind behandelt und das Kind seinem Vater zurückgegeben", sagte Kirby. Er sprach von einem "Akt des Mitgefühls" der US-Soldaten. Wo sich das Baby und sein Vater inzwischen befinden, konnte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums nicht sagen.
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Hintergrund: Nach dem angekündigten US-Militärabzug hat sich die Sicherheitslage in Afghanistan binnen weniger Wochen dramatisch verändert. Ausländische Truppen verlassen das Land. Westliche Staaten bemühen sich um eine Evakuierung ihrer diplomatischen Vertretungen. Zehntausende Afghanen, die in den vergangenen Jahren als Übersetzer oder einfache Ortskräfte für Militärs und Hilfs- oder Entwicklungsorganisationen tätig waren, fürchten um ihr Leben. Die Bundesregierung hat eine groß angelegte Rettungsmission angekündigt, die am 16. August anlaufen soll.
Quelle: ntv.de, mau/jpe/mmo/als/AFP/dpa/rts