Politik

Afghanistan-Liveticker +++ 23:30 Katar will Hunderte afghanische Zivilisten ausfliegen +++

Katar will nach eigenen Angaben Hunderte afghanische Zivilisten aus ihrem Heimatland ausfliegen. Darunter seien Diplomaten, Mitarbeiter internationaler Organisationen, Journalisten und Studentinnen, teilte die Regierung in Doha mit. Nach Angaben der katarischen Botschaft in Berlin brachte die Luftwaffe des Landes auch drei Deutsche in das Emirat am Golf. Katar arbeite mit den UN, den USA und anderen internationalen Partnern zusammen, um eine sichere Reise der Menschen zu gewährleisten, erklärte die Regierung des Emirats weiter. Die ersten afghanischen Zivilisten seien bereits in der Hauptstadt Doha eingetroffen, weitere sollten in den nächsten Tagen folgen.

+++ 22:51 Taliban beginnen damit, NATO-Waffen zu erfassen +++
Die Taliban haben nach eigenen Angaben damit begonnen, die von den USA und anderen NATO-Staaten zurückgelassenen Waffen und Ausrüstungsgegenstände zu erfassen. Zudem habe in der Führung der Miliz die Diskussion darüber begonnen, wie mit den Mitgliedern der afghanischen Sicherheitskräfte umgegangen werden solle, sagt ein Taliban-Vertreter.

+++ 22:25 Weiterer Flug gelandet - Bundeswehr hat insgesamt fast 1300 Menschen gerettet +++
Die Bundeswehr hat inzwischen fast 1300 Menschen aus Kabul ausgeflogen. Nachdem im Laufe des späten Nachmittags bereits 230 Menschen mit einer Bundeswehrmaschine ausgeflogen werden konnten, landete am Abend ein Flugzeug mit mehr als 150 Menschen an Bord in der usbekischen Hauptstadt Taschkent, wie die Bundeswehr mitteilte. Damit habe Deutschland inzwischen mehr als 1280 deutsche Staatsbürger, afghanische Ortskräfte und ihre Familien sowie Staatsangehörige von Drittstaaten in Sicherheit gebracht.

+++ 22:14 Bundesregierung will 100 Millionen Euro Soforthilfe an Nachbarstaaten geben +++
Die Bundesregierung will nach den Worten von SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz eine millionenschwere finanzielle Hilfe für afghanische Flüchtlinge auf den Weg bringen. "Die Bundesregierung beabsichtigt jetzt, eine Soforthilfe in Höhe von 100 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen", sagte Scholz. "Mit diesem Geld unterstützen wir internationale Hilfsorganisationen in den Nachbarländern Afghanistans, die sich um die Geflüchteten kümmern werden", erklärte Scholz. "Dies ist ein erster Schritt, der zeigt, dass wir uns verantwortlich fühlen und uns kümmern. Weitere Schritte werden folgen."

+++ 22:08 Informationen über Vergeltungsakte - G7-Staaten pochen auf Einhaltung des Völkerrechts +++
Die G7-Staaten zeigen sich besorgt über Berichte gewaltsamer Vergeltungsmaßnahmen in Teilen Afghanistans nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban. Das geht aus einer Mitteilung des Außenministeriums in London nach einer Telefonkonferenz der G7-Außen- und Entwicklungshilfeminister hervor. "Die G7-Minister unterstreichen, wie wichtig es ist, dass die Taliban ihre Zusagen zur Sicherheit von Zivilisten einhalten." Man sei zutiefst besorgt über Berichte gewaltsamer Vergeltungsakte, hieß es darin. Auch müsse das freie Geleit ausländischer Staatsangehöriger garantiert werden, die das Land verlassen wollten. Die G7-Minister riefen alle Seiten zur Einhaltung des humanitären Völkerrechts auf, das dem Schutz von Menschen dient, die nicht an Kampfhandlungen beteiligt sind.

+++ 21:57 Ex-BND-Chef Schindler: Deutsches Grundgesetz schützt Taliban +++
Nach der massiven Kritik an der Aufklärungsarbeit des Bundesnachrichtendienstes in Afghanistan hat der frühere BND-Chef Gerhard Schindler juristische und bürokratische Hürden beklagt. "Wenn man dem BND bei der Informationsbeschaffung einen juristischen Stein nach dem anderen in den Weg legt, braucht man sich nicht über suboptimale Ergebnisse bei der Auswertung zu wundern", sagte Schindler "Focus Online". Der BND dürfe zum Beispiel, so Schindler, "keine angeworbenen Informanten in eine Terrororganisation schleusen, weil er sich dann nach unserem Rechtssystem wegen Anstiftung oder Beihilfe strafbar macht". Wenn aber der deutsche Auslandsgeheimdienst den inneren Zirkel der Taliban nicht mehr durch eigene Quellen infiltrieren dürfe, erhalte er auch keine wichtigen Insiderinformationen. Durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts im vergangenen Jahr seien die Taliban sogar durch das deutsche Grundgesetz geschützt. Denn: "Artikel 10, der das sogenannte Fernmeldegeheimnis beinhaltet, gilt seitdem für alle Menschen auf dieser Welt, also auch für ausländische Terroristen in Afghanistan." Das bedeute, man müsse schon eine "dezidierte Verdachtslage vorlegen können, um diese Leute abhören zu dürfen".

+++ 21:48 US-Außenministerium: 6000 Ausreiseberechtigte warten am Flughafen +++
Am Flughafen Kabul warten nach Angaben des US-Außenministeriums inzwischen rund 6000 Menschen, die alle Voraussetzungen für die Ausreise erfüllen und bald ausgeflogen werden dürften. "Ich kann bestätigen, dass sich derzeit 6000 Personen am Flughafen befinden, die von unserem Konsularteam vollständig abgefertigt wurden und bald an Bord der Flugzeuge gehen werden", sagte der Sprecher des Ministeriums, Ned Price. Es handele sich um US-Amerikaner, Afghanen und Menschen aus anderen Staaten. "Wir erwarten, dass heute Nacht etwa 20 Flüge starten werden", sagte er weiter.

+++ 21:35 Reporter ohne Grenzen: Situation für Medienschaffende ist lebensgefährlich +++
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) fordert vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen einen Notfallplan zum Schutz von afghanischen Medienschaffenden. "Nur mit einer konzertierten Reaktion der Regierungen können Afghanistans Medienschaffende aus ihrer verzweifelten Lage gerettet werden", teilte RSF mit. Die Organisation sprach von einer lebensgefährlichen Situation von Journalisten nach der Machtübernahme der Taliban in Kabul. Die Journalistenorganisation rief den UN-Sicherheitsrat auf, eine informelle Sondersitzung abzuhalten. Bestandteile des Notfallplans für den afghanischen Journalismus sollten aus RSF-Sicht unter anderem eine Hilfe für Medienschaffende sein, die Afghanistan verlassen wollen - und dabei insbesondere vereinfachte Visa-Verfahren und die Übernahme von Reisekosten sowie die Einrichtung eines Fonds zur Deckung des unmittelbaren Bedarfs afghanischer Medienleute und Medien. Nach Angaben von RSF hätten rund 100 Medien in den vergangenen Wochen in Afghanistan ihre Arbeit eingestellt.

+++ 21:27 Estland will helfen - Nach 31. August vielleicht keine Chance auf Evakuierung +++
Estland will bis zu 30 bedrohte Ortskräfte und Verwandte aus Afghanistan aufnehmen. "Estland hält es für sehr wichtig, den Menschen zu helfen, die uns geholfen haben und die bei gewaltsamen Angriffen der Taliban gefährdet sein könnten", sagte Ministerpräsidentin Kaja Kallas auf der Regierungspressekonferenz in Tallinn. Demnach will das baltische EU- und NATO-Land 20 Afghanen aufnehmen, die mit Estland zusammengearbeitet haben. Dazu sollen 10 weitere Afghanen kommen, die mit westlichen Verbündeten kooperiert haben. Der Beschluss muss noch vom zuständigen Ausschuss des Parlaments bestätigt werden. "Die Lage in Afghanistan bleibt angespannt", sagte Kallas einem Bericht der Agentur BNS zufolge. Möglicherweise gebe es nach dem Ende des US-Abzugs am 31. August keine Möglichkeit mehr für eine sichere Evakuierung von Menschen. "Deshalb müssen alle Länder schnell handeln", sagte die estnische Regierungschefin.

+++ 21:17 Bundesländer wollen Ortskräfte aufnehmen - "Moralische Pflicht" +++
Die Bundesländer wollen den Bund nach Angaben des Vorsitzenden der Innenministerkonferenz, Thomas Strobl, bei der Aufnahme afghanischer Ortskräfte unterstützen. "In den Ländern gibt es die große Bereitschaft, sich dieser Menschen dann anzunehmen", sagte der baden-württembergische Ressortchef in Berlin. Der Bund habe am Donnerstag in einer Sondersitzung der Innenminister zugesagt, sich um die Ortskräfte und die besonders gefährdeten Personen zu kümmern. Strobl erklärte, man habe "die moralische und humanitäre Pflicht, denen zu helfen, die uns vor Ort in Afghanistan geholfen haben". Seit 2013 werde Deutschland seiner Verantwortung gegenüber den afghanischen Ortskräften gerecht. Seither seien mehr als 4000 Ortskräfte und Familienangehörige aufgenommen worden.

+++ 21:09 Mittlerweile 5200 US-Soldaten in Kabul im Einsatz +++
Das US-Militär ist am Flughafen Kabul nach eigenen Angaben inzwischen mit rund 5200 Soldaten im Einsatz. Das erklärte ein Vertreter des Verteidigungsministeriums. In einigen Tagen sollen es womöglich bis zu 6000 Soldaten sein. Sie sollen die Sicherheit des Flughafens gewähren und unter anderem die Evakuierung von Amerikanern und früheren afghanischen Mitarbeitern der US-Streitkräfte organisieren.

+++ 21:00 Fernsehmoderatorin darf nicht in Sender zurück +++
In Afghanistan kann eine bekannte Fernsehmoderatorin nach eigenen Angaben nach der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban nicht mehr arbeiten. "Mir wurde gesagt, ich könne meine Arbeit nicht fortsetzen, weil sich das System geändert habe", sagte Schabnam Dauran in einer Videobotschaft. "Wer das hier sieht und wenn die Welt mich hört: Bitte helfen Sie uns, unsere Leben sind in Gefahr. Nach dem Machtwechsel habe ich nicht aufgegeben und wollte ins Büro", sagte Dauran, die nach eigenen Angaben seit sechs Jahren als Journalistin arbeitet, zuletzt beim Fernsehsender RTA. Anders als ihre männlichen Kollegen sei ihr aber, selbst bei Vorzeigen ihres Dienstausweises, kein Zutritt zum Büro des Senders gewährt worden. Als die Taliban zwischen 1996 und 2001 in Afghanistan an der Macht waren, legten sie eine extrem rigide Form der Scharia aus, des islamischen Rechts. Frauen durften keiner Erwerbstätigkeit nachgehen, Mädchenschulen wurden geschlossen.

+++ 20:51 Dänemark bietet Verbündeten Hilfe bei Evakuierung an +++
Dänemark hat am Donnerstag rund 320 Menschen aus der afghanischen Hauptstadt Kabul ausgeflogen. Bei den Evakuierten handele es sich um Ortskräfte, Dolmetscher, Mitarbeiter von Wohltätigkeitsorganisationen und Familienmitglieder, sagte der dänische Außenminister Jeppe Kofod. "Wir haben alles Menschenmögliche getan, um diese Aufgabe zu bewältigen." Unter den gegebenen Umständen sei die Logistik nun sehr gut, wenn es darum ginge, die Leute zum Flughafen, in die Flugzeuge und weiter nach Pakistan zu bekommen, so Kofod. Dänemark werde die Operation mit voller Kraft fortsetzen und habe den Verbündeten angeboten, bei der Evakuierung ihrer Landsleute und Ortskräfte zu helfen, wenn die Evakuierung der dänischen Mitarbeiter abgeschlossen ist. "Das wird eine Riesenaufgabe in den nächsten Tagen und da will Dänemark gern einen Beitrag leisten", so Kofod.

+++ 20:43 UNESCO ruft Taliban auf, Kulturerbe zu schützen +++
Wenige Tage nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan hat die Welt-Kulturorganisation UNESCO zum Schutz des kulturellen Erbes in dem asiatischen Land aufgerufen. Es müssten alle nötigen Vorkehrungen getroffen werden, um die Stätten vor Schäden und Plünderungen zu bewahren, sagte UNESCO-Generaldirektorin Audrey Azoulay. In den vergangenen Jahrzehnten kriegerischer Auseinandersetzungen waren bereits viele historische Stätten und Kulturgüter in Afghanistan geplündert und zerstört worden. Im Jahr 2001 schockierten die damals schon mal herrschenden militant-islamischen Taliban mit der Zerstörung zweier monumentaler Buddha-Statuen im Bamian-Tal, die fast 1500 Jahre überdauert hatten. Neben dem Bamian-Tal verfüge das Land über weitere wichtige Stätten des kulturellen Erbes, teilte die UN-Organisation mit Sitz in Paris mit: etwa die Altstadt von Herat und das historische Minarett von Dscham in der zentralen Provinz Ghor.

+++ 20:32 Schickt Usbekistan illegal geflüchtete afghanische Soldaten zurück? +++
Rund 1500 afghanische Staatsbürger sind seit der Machtergreifung der Taliban ins Nachbarland Usbekistan geflohen. Die Geflüchteten hielten sich in oder nahe der Grenzstadt Termes auf, sagte ein Mitarbeiter der afghanischen Botschaft in Taschkent. Sie hätten die Grenze "auf verschiedenen Wegen" überquert und würden nun schrittweise in andere Länder gebracht. Am Wochenende waren nach Angaben der Regierung in Taschkent mehr als 80 afghanische Soldaten nach der Eroberung der Stadt Masar-i-Scharif durch die Taliban illegal nach Usbekistan gelangt. Sie wurden festgenommen. Das usbekische Außenministerium erklärte, es verhandele mit der "afghanischen Seite" über eine Rückführung in ihre Heimat. Usbekistan gehört nicht zu den Unterzeichnerstaaten der Genfer Flüchtlingskonvention. Im Juli hatte es Taschkent offenbar abgelehnt, auf Bitten Washingtons tausende Afghanen vorübergehend aufzunehmen, während diese auf die Erteilung von Visa für die USA warteten.

+++ 20:23 Söder sieht moralischen Triumph des Islamismus über den Westen +++
Auf eine "schwere Niederlage" folgt ein "beschämender Abzug." Markus Söder findet deutliche Worte für die chaotischen Zustände in Kabul und die vorangegangene militärische Operation. Die Priorität müsse jetzt jedoch sein, "schnelle Hilfe zu leisten."

+++ 20:10 Außenminister der NATO-Staaten beraten am Freitag Lage in Afghanistan +++
Die Außenminister der NATO-Staaten beraten am morgigen Freitag über die Situation in Afghanistan nach der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat dafür eine Krisensitzung per Videokonferenz einberufen. Die Minister wollen dabei über eine "enge Koordination" und den "gemeinsamen Ansatz" des Militärbündnisses am Hindukusch diskutieren.

+++ 19:58 Trump: Ehemalige US-Stützpunkte in Stücke bombardieren +++
Das US-Militär sollte nach Ansicht des ehemaligen Präsidenten Donald Trump seine früheren Stützpunkte in Afghanistan in Grund und Boden bombardieren. Zunächst sollten alle US-Bürger und alle Ausrüstung außer Landes gebracht werden, erklärte Trump. "Dann bombardiert man die Stützpunkte in Bruchstücke." Damit gäbe es "kein Chaos, keine Toten", und die Afghanen "wüssten nicht mal, dass wir weg sind", behauptete Trump. Der Republikaner kritisiert seinen Nachfolger, den Demokraten Joe Biden, wegen der chaotischen Szenen beim Abzug aus Afghanistan. Den Anstoß für einen kompletten Abzug der US-Truppen hatte allerdings der damalige Präsident Trump durch ein Abkommen mit den Taliban gegeben. Das US-Militär hat seine Stützpunkte, darunter auch das Drehkreuz Bagram nördlich der Hauptstadt Kabul, beim Abzug an die Afghanen übergeben. Das US-Militär flog jedoch vorher einen großen Teil seiner Ausrüstung und Waffen außer Landes.

+++ 19:45 BND verteidigt sich: Haben seit Jahren vor Zusammenbruch des Staates gewarnt +++
Der Bundesnachrichtendienst (BND) hat die Bundesregierung seit vielen Jahren vor dem Zusammenbruch des afghanischen Staates gewarnt. Nach Informationen des "Spiegel" seien immer wieder Analysen seitens des Dienstes präsentiert worden, wonach weder das Militär Afghanistans noch die Politik so aufgestellt seien, dass sie dauerhaft funktionieren könnten. Allerdings seien die Beamten des Geheimdienstes in den zuständigen Ministerien kaum auf Gehör gestoßen, heißt es aus Sicherheitskreisen. Mehrere über die Jahre mit den Vorgängen vertraute Personen berichteten dem "Spiegel" von "teilweise frustrierenden Momenten". Ihre bis dahin negativste Einschätzung gaben die Beamten des Dienstes bereits im Dezember 2020 ab, als sie unter dem Schlagwort "Emirat 2.0" die Rückkehr der Taliban an die Macht prognostizierten. Die Beamten waren von der Geschwindigkeit des Zusammenbruchs des afghanischen Staates und dem plötzlichen Einzug der Taliban in Kabul allerdings überrascht worden - wie alle anderen westlichen Nachrichtendienste auch.

+++ 19:33 Kleinere Protestaktionen gegen Taliban in Kabul und Dschalalabad +++
Wenige Tage nach der Machtübernahme durch die Taliban in Afghanistan hat es in Kabul kleinere Proteste gegen die Islamisten gegeben. Ein Mitarbeiter der Nachrichtenagentur AFP berichtete, dass eine Gruppe von Männern und Frauen in einem Vorort der Hauptstadt zur Feier des Unabhängigkeitstages eine große afghanische Flagge entrollte. Die Taliban hatten seit ihrem Einmarsch die afghanischen Flaggen an offiziellen Gebäuden eingeholt und durch ihr weißes Banner mit arabischem Schriftzug ersetzt. Nach Angaben des AFP-Mitarbeiters fuhr ein Pick-Up-Truck mit Taliban-Kämpfern an der Menschenansammlung vorbei und verringerte dabei seine Geschwindigkeit. Die Islamisten beließen es demnach aber bei neugierigen Blicken und setzten ihren Weg fort. In der ostafghanischen Stadt Dschalalabad hatten am Mittwoch Menschen gegen die Entfernung der afghanischen Flaggen von öffentlichen Gebäuden protestiert. Laut lokalen Medienberichten feuerten die Taliban daraufhin Schüsse ab. Laut weiteren weitgehend ungesicherten Berichten in Online-Netzwerken gab es in Kabul und anderen Städten weitere kleinere Protestaktionen mit afghanischen Flaggen.

+++ 19:25 Bereits 244 deutsche Staatsbürger ausgeflogen - viele weitere in Afghanistan vermutet +++
Die Bundeswehr hat inzwischen 244 deutsche Staatsbürger aus Afghanistan evakuiert - weit mehr als ursprünglich erwartet. Und immer noch könnten sich mehrere hundert im Land aufhalten. Auf der Krisenliste des Auswärtigen Amts hat sich inzwischen "eine mittlere dreistellige Zahl" Deutscher registriert, wie die Deutsche Presse-Agentur aus dem Ministerium erfuhr. Ursprünglich waren es knapp 100. Viele haben sich wegen der dramatischen Lage in Afghanistan nach der Machtübernahme der Taliban nachgemeldet. Die Zahlen ändern sich ständig. Nicht berücksichtigt sind die 40 Botschaftsmitarbeiter, die mit einer US-Maschine bereits in der Nacht zu Montag nach Katar ausgeflogen wurden.

+++ 19:10 China und Tadschikistan üben Anti-Terror-Kampf +++
Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan haben Soldaten und Sicherheitskräfte von China und Tadschikistan gemeinsam eine Übung zur Bekämpfung von Terroristen abgehalten. Dabei seien etwa moderne Waffen, Panzer, Artillerie und Drohnen zum Einsatz gekommen, teilte das Innenministerium in der Hauptstadt Duschanbe mit. Die Ex-Sowjetrepublik hat eine etwa 1300 Kilometer lange Grenze zu Afghanistan. Ziel sei es, "Erfahrungen im Kampf gegen den Terrorismus im bergigen Gelände auszutauschen". Zudem wollten beide Länder weitere Sicherheitskräfte für solche Einsätze ausbilden. China und Tadschikistan als Nachbarländer Afghanistans befürchten, dass sich nach dem Siegeszug der militant-islamistischen Taliban die Sicherheitslage in der Region destabilisieren und Terroristen sich ausbreiten könnten.

+++ 18:55 Taliban töten Angehörigen von Deutsche-Welle-Journalisten +++
Die Taliban intensivieren laut einem UN-Bericht ihre Suche nach Afghanen, die mit den US- und Nato-Truppen kooperiert haben. Die radikalislamische Miliz führe "Prioritätenlisten" von Menschen, die sie festnehmen wolle, hieß es in einem vertraulichen Dokument, das der Nachrichtenagentur AFP vorlag. Besonders gefährdet seien diejenigen, die eine zentrale Rolle im afghanischen Militär, in der Polizei und im Geheimdienst gespielt haben. Die Taliban suchten demnach Häuser der Zielpersonen und ihrer Familien auf. Auch auf der Straße zum Flughafen in Kabul nehme die Gruppe Personenkontrollen vor. Zudem hätten die Taliban Kontrollpunkte in größeren Städten eingerichtet, darunter Kabul und Dschalalabad. Der Bericht stammt vom norwegischen Zentrum für globale Analysen, einer NGO, die Lageeinschätzungen für verschiedene UN-Agenturen erstellt. Die Deutsche Welle (DW) berichtete über einen Angriff auf die Familie eines DW-Journalisten. Einer seiner Verwandten sei dabei getötet und ein weiterer schwer verletzt worden. Der Journalist arbeite inzwischen in Deutschland. Der tödliche Angriff belege die "akute Gefahr, in der sich alle unsere Mitarbeitenden und ihre Familien in Afghanistan befinden", erklärte der Intendant des deutschen Auslandssenders, Peter Limbourg.

+++ 18:40 US-Kampfjets kreisen über Kabul - 7000 Menschen in den letzten Tagen ausgeflogen +++
Bei der Evakuierungsmission aus Afghanistan hat das US-Militär in den vergangenen 24 Stunden nach eigenen Angaben mehr als 2000 Menschen aus Kabul ausgeflogen. Das sagte Generalmajor William Taylor im US-Verteidigungsministerium. Seit Beginn der US-Evakuierungsoperation am 14. August liege diese Zahl bei rund 7000 Menschen, seit den ersten Evakuierungsflügen amerikanischer Streitkräfte Ende vergangenen Monats bei rund 12.000. Taylor sagte, er habe keine Zwischenfälle zu vermelden. "Wir setzen uns dafür ein, dass möglichst viele Menschen so schnell und so sicher wie möglich evakuiert werden." Die Mission sei von "nationaler Bedeutung". Zur Absicherung der Evakuierungsmission in Kabul fliegen die US-Streitkräfte nach eigenen Angaben Überwachungsflüge mit Kampfjets über der afghanischen Hauptstadt. Generalmajor William Taylor sagte im US-Verteidigungsministerium, es handele sich um bewaffnete F-18-Kampfjets des Flugzeugträgerverbundes Ronald Reagan. Man habe ein "wachsames Auge" auf die Lage, die permanent bewertet werde, um die Sicherheit von Amerikanern zu schützen.

+++ 18:22 Bundeswehrmaschine auf Rückflug: Mehr als 1000 Menschen insgesamt gerettet +++
Bundeswehrmaschine auf dem Rückflug von Kabul nach Taschkent. Mittlerweile sind mehr als 1000 Menschen aus Afghanistan ausgeflogen worden. Das Verteidigungsministerium stellte eine Liste aller Evakuierungsflüge der beiden letzten Tage zusammen - und wie viele Menschen jeweils gerettet werden konnten.

+++ 18:11 Waffen der Bundeswehr nicht in Händen der Taliban +++
Die Bundeswehr hat nach Angaben des Bundesverteidigungsministeriums bei ihrem Abzug aus Afghanistan keine Waffen für die afghanischen Sicherheitskräfte zurückgelassen. "Bei der Rückverlegung des Deutschen Einsatzkontingents wurden keine Waffen der Bundeswehr an afghanische Sicherheitskräfte übergeben", sagte ein Ministeriumssprecher der "Welt. Somit bestehe auch nicht die Möglichkeit, dass Bundeswehr-Waffen in die Hände der militant-islamistischen Taliban gefallen seien. "Uns liegen keine Erkenntnisse vor, dass Waffen der Bundeswehr in Händen der Taliban sind", sagte der Sprecher. Was allerdings mit den Rüstungsgütern geschehen ist, die die Bundesregierung laut Rüstungsexportberichten zwischen 2015 und 2020 für Afghanistan genehmigt hatte - darunter "Geländewagen mit Sonderschutz", "Kommunikationsausrüstung" oder "Flugkörperabwehrsysteme für Luftfahrzeuge" - ist noch ungewiss. Das Volumen der gelieferten Exporte soll rund 56 Millionen Euro betragen. "Dazu liegen dem BMVg zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Erkenntnisse vor", hieß es auf Anfrage der Zeitung.

+++ 17:54 Seehofer will mit Taliban im Gespräch bleiben +++
Bundesinnenminister Horst Seehofer hat sich ausdrücklich zur Aufnahme der afghanischen Ortskräfte und ihrer Familien bekannt. "Es ist vollkommen unbestritten, dass die Ortskräfte und ihre Familienangehörigen nach Deutschland kommen sollen und, dass es dafür auch eine moralische Verantwortung gibt", versicherte er nach seinem Auftritt im Innenausschuss des Bundestags in Berlin. Gleichzeitig hob er die Möglichkeit hervor, Visaverfahren und Sicherheitsüberprüfung auch erst nach der Einreise der Betroffenen durchzuführen. Auf die Frage, mit wie vielen afghanischen Flüchtlingen wegen der Machtübernahme der Taliban zu rechnen ist, antwortete Seehofer: "Eine solche Prognose gibt es nicht". Die Bandbreite der Schätzungen gehe von einigen tausend Menschen bis zu einigen Millionen. Seehofers Einschätzung des 20-jährigen Einsatzes des Westens in Afghanistan fällt düster aus: "Die westliche Gemeinschaft ist in Afghanistan gescheitert. Wenn jetzt die westliche Gemeinschaft und die Europäische Union, die ich hier besonders erwähnen möchte, auch bei der Folgenbewältigung scheitern, dann hätten wir ein riesiges Vertrauensproblem in unsere Wertegemeinschaft." Daher müsse die künftige Marschroute mit der neuen Regierung lauten: "Wir müssen mit Taliban im Gespräch bleiben." Sonst verändert man für die Menschen nichts, so der Bundesinnenminister.

+++ 17:36 Tschechischer Pilot: Landung in Kabul erfolgt auf eigenes Risiko +++
Die tschechische Regierung hat ihre Evakuierungsaktion in Afghanistan abgeschlossen. Der Einsatz sei erfolgreich beendet worden, sagte Ministerpräsident Andrej Babis in Prag. "Wir haben alle gerettet, die wir retten wollten." Mit drei Flügen hatte Tschechien den Angaben zufolge insgesamt knapp 200 Menschen aus Kabul ausgeflogen, darunter 170 afghanische Staatsbürger. Überwiegend handelt es sich um afghanische Ortskräfte und ihre Familien, die vor den militant-islamistischen Taliban in Sicherheit gebracht wurden. Ein Pilot der tschechischen Armee beschrieb die schwierige Lage im afghanischen Luftraum. Den Flugbetrieb würden die Besatzungen der Maschinen per Funk untereinander koordinieren. Die Landung in Kabul erfolge dann ausdrücklich auf eigenes Risiko. Der Kontrollturm verfüge über kein Radar, obwohl wegen der hektischen Evakuierung auf dem Flugplatz großer Betrieb herrsche. "Hut ab vor allen Piloten, die dort gewesen sind", sagte der erfahrene Armeepilot.

+++ 17:19 Appell humanitärer Organisationen: Hilfen für Afghanistan nicht einstellen! +++
Humanitäre Organisationen aus aller Welt haben an Staaten und andere Geldgeber appelliert, ihre Hilfen für Afghanistan nicht einzustellen und ihre Grenzen für Flüchtlinge offen zu halten. "Die Menschen in Afghanistan brauchen unsere Hilfe jetzt mehr denn je", hieß es in einer Stellungnahme, die die Spitzen von 17 humanitären Organisationen unterzeichnet haben, darunter das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR), die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das UN-Kinderhilfswerk (Unicef). "Wir werden in Afghanistan bleiben und liefern", heißt es weiter. Die Vereinten Nationen wollen allerdings rund ein Drittel ihrer internationalen Kräfte in Afghanistan, rund 100 Menschen, aus Sicherheitsgründen vorerst nach Kasachstan verlegen. Vor Ort sind rund 3000 einheimische Beschäftigte der UN-Organisationen im Einsatz. Die Hilfe internationaler Geber habe in den ersten sechs Monaten fast acht Millionen Menschen erreicht. Der UN-Spendenaufruf für Afghanistan im Umfang von knapp 1,3 Milliarden Dollar (gut 1,1 Milliarden Euro) war aber erst zu 37 Prozent gedeckt.

+++ 17:00 General Arlt: Es spielen sich dramatische Szenen ab +++
Die Lage am Kabuler Flughafen ist nach Angaben des Bundeswehrgenerals Jens Arlt, der den deutschen Evakuierungseinsatz vor Ort führt, "angespannt". Es spielten sich "dramatische Szenen ab", schilderte er die aktuelle Situation. "Es ist sehr, sehr turbulent alles", so Arlt. "Sie werden vielleicht den einen oder anderen Schuss im Hintergrund hören. Sie sehen die verzweifelten Augen der Afghanen und auch der Staatsbürger unterschiedlicher Nationen, die einfach versuchen, in den inneren Bereich des Kabul International Airports zu gelangen, das ist schon dramatisch, was wir sehen." Der General berichtete von äußeren Kontrollringen der Taliban rund um den Flughafen und Zugängen, die von den USA und andere Nationen besetzt seien. Es gebe Ausgangssperren in der Stadt, Straßen seien zudem verstopft. Nach Arlts Angaben versuchen "unterschiedliche Vertreter" der deutschen Seite, in den Außenbereichen "unsere Leute" zu finden.

+++ 16:39 China hofft auf gemäßigte Politik der Taliban +++
Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan hofft China auf eine gemäßigte Politik der militanten Islamisten in seinem Nachbarland. Außenamtssprecherin Hua Chunying verwies in Peking auf jüngste Zusicherungen der Taliban, eine offene und inklusive Regierung bilden zu wollen sowie die Rechte von Frauen auf Arbeit und Meinungsfreiheit zu achten und Diskriminierung abzulehnen. "Wir hoffen, dass sie eine gemäßigte, umsichtige Innen- und Außenpolitik verfolgen, sich von Terrorismus und kriminellen Akten lossagen und einen reibungslosen Übergang sicherstellen." Unter Hinweis auf das Misstrauen in der internationalen Gemeinschaft gegenüber den Taliban wegen deren Vergangenheit sagte die Sprecherin: "Nichts ist für immer unverändert." Auch fügte sie hinzu: "Wir müssen die Vergangenheit und die Gegenwart sehen. Wir müssen den Worten zuhören und die Taten sehen."

+++ 16:17 Müller: "Berlin wird helfen - das ist ein Gebot der Menschlichkeit" +++
Der Regierende Bürgermeister von Berlin Michael Müller sagte erklärt: "Was in Afghanistan geschieht, kann niemanden unberührt lassen. Wir haben eine besondere Verantwortung für die Menschen vor Ort, die uns in den letzten 20 Jahren geholfen haben und nun nach der Machtübernahme durch die Taliban gefährdet sind. Berlin wird helfen! - das ist ein Gebot der Menschlichkeit." Laut Innensenator Andreas Geisel sollen folgende Gruppen berücksichtigt werden: Familienangehörige der Ortskräfte, die auch Familienmitglieder außerhalb der Kernfamilie umfasst; einheimische Helfer der Alliierten und andere gefährdete Personen wie Journalistinnen und Journalisten, Frauenrechtlerinnen, Künstler; afghanische Ortskräfte von NATO-Partnerstaaten und EU-Institutionen, denen kurzfristig kein Visum erteilt wurde.

+++ 15:55 Biden: Schlagen zurück, wenn amerikanische Bürger oder Militärs angegriffen werden +++
US-Präsident Joe Biden droht den Taliban in einem Interview mit dem Fernsehsender ABC: "Die Taliban wissen, dass wir zurückschlagen werden wie es die Hölle kaum erlaubt, falls sie amerikanische Bürger oder das amerikanische Militär angreifen sollten." Allerdings konstatierte er im Interview mit George Stephanopoulos, dass aktuell niemand in Kabul sterbe.

+++ 15:34 Merkel dankt Usbekistan und deutschen Soldaten +++
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Evakuierungsaktion in Afghanistan als "hochkomplizierten Einsatz" bezeichnet und sich sowohl bei der Bundeswehr als auch bei Usbekistan bedankt. "Wir sind jetzt mit Hochdruck dabei, Menschen aus Afghanistan zurückzuholen, deutsche Staatsbürger, aber auch so viel wie möglich Ortskräfte oder Afghaninnen und Afghanen, die Schutz brauchen. Es ist eine koordinierte internationale Aktion, bei der Deutschland auch eine wichtige Rolle spielt", sagte Merkel. Mit Usbekistan gebe es eine sehr intensive Zusammenarbeit, so die Kanzlerin. Bei den Rettungsflügen werden die Menschen von Kabul zunächst in die usbekischen Hauptstadt Taschkent gebracht, von dort geht es dann mit zivilen Flugzeugen weiter nach Deutschland. "Ich hoffe, dass es uns gelingt, noch möglichst viele Menschen nach Hause zu bringen oder in Schutz und Sicherheit zu bringen", sagte Merkel.

+++ 15:13 Vier Bundeswehrmaschinen fliegen heute nach Kabul +++
Erste Bundeswehrmaschine startete vor rund einer Stunde von Taschkent Richtung Kabul. Laut Bundeswehr sollen heute drei weitere Flugzeuge folgen.

+++ 14:56 Zahl von Einbrüchen und Autodiebstählen in Kabul nimmt deutlich zu +++
In der afghanischen Hauptstadt Kabul kommt es seit der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban zu immer mehr Autodiebstählen und Einbrüchen. Augenzeugen berichteten, Männer, die sich als Taliban ausgäben, verschafften sich Zugang zu Häusern und nähmen auch Autos oder Motorräder mit. Unter den Betroffenen waren auch Angehörige des Militärs und ein ehemaliger hochrangiger Regierungsvertreter. Auch nach Waffen werde von vermeintlichen oder tatsächlichen Islamisten gezielt gesucht, hieß es. Lokale Medien berichteten aber auch von einfachen Bürgern, die angehalten wurden und denen dann das Auto direkt auf der Straße weggenommen wurde. Öffentlich haben die Islamisten bereits mehrmals erklären müssen, dass kein Taliban-Kämpfer Privathäuser betreten und Autos mitnehmen dürfe.

+++ 14:38 Frauen in Afghanistan: Zwischen Mut und Verzweiflung +++
Die Machtergreifung der Taliban stellt für viele afghanische Frauen eine tödliche Gefahr dar - vor allem für diejenigen, die sich für Frauenrechte eingesetzt oder für die westliche Allianz gearbeitet haben. Den milden Aussagen der Taliban-Sprecher schenkt vor Ort kaum jemand Glauben.

+++ 14:20 EU-Außenbeauftragter: "Mit Taliban sprechen, heißt nicht sie anzuerkennen +++
Die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan ist nach den Worten des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell das "wichtigste geopolitische Ereignis seit der Annexion der Krim durch Russland" im Jahr 2014. Borrell sagte vor dem EU-Parlament, nach der Machtübernahme der Islamisten sei mit mehr Flüchtlingen und einer zunehmend komplexen Lage in Zentralasien zu rechnen, wo die Türkei, China und Russland jeweils eigene Interessen verfolgten. Die EU sei gezwungen, zu den Taliban "Kommunikationsverbindungen" aufzubauen, sagte Borrell. Nur so könne sie die Rettung ihrer Staatsangehörigen sowie afghanischer Ortskräfte und ihrer Familien aus Kabul sicherstellen. "Ja, wir müssen mit den Taliban sprechen, aber das bedeutet nicht ihre Anerkennung."

+++ 13:56 Bundeswehr fliegt 901 Menschen aus +++
Bis jetzt hat die Bundeswehr 901 Menschen aus Afghanistan ausgeflogen. Das berichtet Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer. Die Flüge dauerten an, sagt die Ministerin.

+++ 13:42 FDP sieht "vollständige Fehleinschätzung" des BND +++
FDP-Fraktionsvize Stephan Thomae stellt der Arbeit des Bundesnachrichtendienstes (BND) ein vernichtendes Zeugnis aus. "Der BND ist in Bezug auf Afghanistan einer vollständigen Fehleinschätzung unterlegen. Daran kann es keinen Zweifel geben", sagt er nach einer Sitzung des Parlamentarischen Kontrollgremiums, dem er angehört. Es liege nicht zuletzt im eigenen Interesse des BND, diese Fehleinschätzung umfassend aufzuklären. "Die Analyse der Fehlleistungen beim BND sind aber keine Entlastung für die Bundesregierung", betont er.

+++ 13:21 Afghanischer Popstar flieht an Bord von US-Flugzeug +++
Der afghanischen Popsängerin Aryana Sayeed gelingt an Bord eines US-Militärflugzeugs die Flucht. "In einem meiner jüngsten Interviews habe ich gesagt, dass ich die letzte Soldatin sein werde, die ihr Heimatland verlässt", schreibt die "Voice"-Moderatorin laut Medienberichten bei Instagram. "Und interessanterweise ist genau das passiert." Das Foto zeigt Sayeed gemeinsam mit einem männlichen Begleiter an Bord eines Militärfliegers. Sie hatte sich immer wieder für Frauenrechte eingesetzt. Sayeed lebt schon länger in Istanbul, hatte bis zuletzt aber ihren Zeitwohnsitz in Kabul.

+++ 13:00 Söder fordert mehr Unterstützung für Nachbarstaaten +++
CSU-Chef Markus Söder verlangt mehr Hilfe für Afghanistans Anrainerstaaten. Einer der großen Fehler des Jahres 2015 sei gewesen, dass die internationale Gemeinschaft die Nachbarstaaten Syriens alleine gelassen habe, sagt er nach einer außerordentlichen Sitzung des CSU-Präsidiums. Deswegen sei jetzt eine sehr starke finanzielle Unterstützung nötig. Gleichzeitig spricht sich Söder dafür aus, die Gruppe der zu schützenden Menschen zu erweitern. Dabei gehe es um Frauenrechtlerinnen, Bürgeraktivisten, Journalisten und Menschenrechtsaktivisten.

+++ 12:43 Sohn von Taliban-Gegner bittet USA um Waffen +++
Der Sohn einer Symbolfigur des afghanischen Kampfes gegen die Taliban bittet die USA um Unterstützung für seine Widerstandsgruppe. Ahmed Massud, Sohn des früheren Kriegsherrn Ahmed Schah Massud, schreibt in einem Gastbeitrag in der "Washington Post", er sei bereit, "in die Fußstapfen meines Vaters zu treten". Er verfüge über die nötigen Kräfte für einen wirksamen Widerstand, brauche aber "mehr Waffen, mehr Munition und mehr Nachschub".

+++ 12:25 SPD-Fraktionschef beklagt Wahlkampf auf Rücken gefährdeter Afghanen +++
Während die Evakuierungsmaßnahmen für deutsche Staatsbürger und afghanische Ortskräfte in Kabul noch in vollem Gange sind, ist in Berlin auch die Aufarbeitung der Schuldfrage in vollem Gange. Hinter den Kulissen zeigen Minister und ihre Mitarbeiter auf die jeweils anderen Ressorts, vor allem Außenminister Heiko Maas von der SPD erfährt teils scharfe Kritik. Für SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich ein Unding: "Umso mehr bedauere ich, dass angesichts der dramatischen Situation einige nicht davon ablassen können, auf dem Rücken der Menschen, für die es um Leben und Tod geht, Wahlkampf zu treiben", erklärt Mützenich im Anschluss an eine Sitzung seiner Fraktion. "Auch wenn manche Entscheidungen im Nachhinein als falsch zu bewerten sind, sollte niemand anderen absprechen, nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt zu haben, oder gar vorwerfen, Menschenleben leichtfertig aufs Spiel zu setzen. Ich rufe alle Fraktionen dazu auf, sich entsprechend maßvoll zu verhalten."

+++ 12:13 Jemenitischer Al-Kaida-Ableger gratuliert Taliban +++
Der jemenitische Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida, Aqap, gratuliert den Taliban zur Machtübernahme. Der "Sieg" der Islamisten zeige, dass der Dschihad und der Kampf "der richtige Weg zur Wiederherstellung von Rechten und zur Vertreibung von Invasoren und Besatzern" seien, heißt es in einer Erklärung. Aqap kündigt zudem an, eigene militärische Kampagnen fortzusetzen.

+++ 11:56 CSU wendet sich gegen Aufnahme afghanischer Flüchtlinge +++
Aus der Union kommen weiter Warnungen vor der Aufnahme von afghanischen Flüchtlingen. Es könne "keine generelle Zusage für die Aufnahme von Flüchtlingskontingenten in Deutschland geben", sagt CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Wir dürfen jetzt nicht den Eindruck erwecken, dass wir die Probleme in Afghanistan in Deutschland lösen könnten. Das würde das Risiko einer Fluchtbewegung nach Europa massiv erhöhen." Die Regierung solle stattdessen der UN-Flüchtlingshilfe finanzielle Unterstützung in Milliardenhöhe zusagen, um Flüchtlinge in den Nachbarländern unterzubringen.

+++ 11:40 Augenzeuge berichtet von Toten bei Kundgebung +++
In der Stadt Asadabad in der Provinz Kunar sind nach Angaben eines Augenzeugen mehrere Teilnehmer einer Kundgebung zum Nationalfeiertag getötet worden. Taliban-Kämpfer hätten Schüsse abgegeben. Es sei unklar, ob die Menschen bei einer Massenpanik oder durch Schüsse getötet wurden, sagt Augenzeuge Mohammed Salim. Am 19. August wird in Afghanistan die Unabhängigkeit von Großbritannien gefeiert.

+++ 11:32 Deutsche Unternehmen wollen afghanische Mitarbeiter ausfliegen +++
Die deutsche Wirtschaft bemüht sich um das Ausfliegen afghanischer Mitarbeiter. Es gebe vereinzelt Anfragen, sagt der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Volker Treier. "Das sind jetzt nicht eine Masse von Menschen. Aber es gibt sie. Wir versuchen, über das Krisenzentrum im Auswärtigen Amt auch diese Menschen herauszubekommen." Einen Sonderstatus hätten sie nicht. Es sei aber zugesichert worden, dass man die Fälle prüfen wolle.

+++ 11:20 Merkel gibt Regierungserklärung zu Afghanistan ab +++
Kanzlerin Angela Merkel berichtet dem Bundestag in der kommenden Woche in einer Regierungserklärung über die Afghanistan-Politik ihrer Regierung. Sie wird in der Sondersitzung am Mittwoch laut einem Regierungssprecher das Wort ergreifen. Oppositionspolitiker hatten eine solche Regierungserklärung gefordert - sie werfen der Bundesregierung Versagen vor.

+++ 11:07 Ministerium: Charterflüge für Ortskräfte vor Abzug waren nicht nötig +++
Die beiden Charterflüge für die Ausreise von Ortskräften vor dem Abzug der Bundeswehr wurden abgesagt, weil sie nicht notwendig gewesen seien. Das teilt das Verteidigungsministerium nun mit. Am 25. Juni sollten bis zu 300 Menschen - 60 verbliebene Ortskräfte plus Angehörige - ausgeflogen werden. Sie hätten dann aber noch auf anderem Wege ausfliegen können, und ein Teil habe zu dem Zeitpunkt keinen Ausreisewunsch gehabt. Der Ausfall der Flüge habe nicht dazu geführt, "dass Menschen in Afghanistan festsitzen, die andernfalls ausgeflogen worden wären". Das Ministerium berichtet allerdings auch von möglichen Problemen bei der Visaerteilung für den Fall, dass der Flug stattgefunden hätte.

+++ 10:43 Reporter berichtet vor Ort über Lage in Kabul +++
Die internationalen Truppen im Flughafen und die Taliban an den Checkpoints außerhalb schließen vorerst die wenigen verbliebenen Zugänge zum Airport. Das berichtet der Schweizer Journalist Franz Marty, der vor Ort ist, gegenüber ntv. Hintergrund sei die Furcht vor einer Massenpanik.

+++ 10:28 Bundestagskontrolleure befragen Geheimdienstmitarbeiter +++
Die Geheimdienstkontrolleure des Bundestags befassen sich zur Stunde mit der Evakuierungsaktion und der vorherigen Informationslage. Die Sondersitzung des Parlamentarischen Kontrollgremiums soll nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP bis zum Mittag dauern. Vertreter der deutschen Geheimdienste sollen Auskunft geben, inwieweit die Lage in Afghanistan falsch eingeschätzt wurde und wie es dazu kam. Die Bundesregierung war von der raschen Machtübernahme der Taliban offensichtlich überrascht worden.

+++ 10:07 Ortskräfte berichten von Schwierigkeiten am Flughafen +++
Einheimische Helfer von deutschen Organisationen haben Schwierigkeiten, zu Evakuierungsflügen auf den Flughafen Kabul zu kommen. Das berichten zwei Ortskräfte. Einerseits seien die Straßen völlig verstopft, andererseits ließen US-Soldaten sie bei den Eingängen nicht vor. "Die amerikanischen Soldaten lassen nur ihre Leute durch", sagt eine Ortskraft. Eine andere berichtet, ein US-Soldat habe gesagt, jemand müsse herkommen und überprüfen, ob er wirklich eine Ortskraft der Deutschen sei. Immer wieder seien Schüsse in die Luft gefeuert worden. Auch Tränengas sei eingesetzt worden. Zudem blockierten Afghanen, die keine Dokumente hätten, den Zugang.

+++ 09:37 Viele Afghanistan-Veteranen verbittert von aktueller Entwicklung +++
Der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes, André Wüstner, weist auf die bittere Reaktion vieler Afghanistan-Veteranen hin. "Das ist etwas, das treibt die um, dieses 'Wofür?', dieses 'War es umsonst?', sagt Wüstner in der ARD. Viele Soldaten seien in Afghanistan verletzt worden oder hätten Kameraden sterben sehen. Den Veteranen und ihren Angehörigen sei nur schwer zu vermitteln, dass der Einsatz nach rund 20 Jahren nun faktisch gescheitert sei. "Es geht ja auch darum, dass unwahrscheinlich viele Ehen kaputt gingen über all die Zeit der Belastungen", so Wüstner.

+++ 09:07 Taliban fordern Menschen zum Verlassen des Flughafens auf +++
Die Taliban fordern alle Menschen ohne Reisegenehmigung auf, den Flughafen zu verlassen. Ein Vertreter der Islamisten erklärt zudem, seit Sonntag seien zwölf Menschen bei Massenpaniken gestorben oder erschossen worden. "Wir wollen niemanden am Flughafen verletzen", sagt der Taliban-Vertreter, der namentlich nicht genannt werden will.

+++ 08:44 Gauland: Ortskräfte von Hilfsorganisationen erstmal nicht aufnehmen +++
AfD-Fraktionschef Alexander Gauland spricht sich dagegen aus, bei den aktuellen Evakuierungen auch Ortskräfte aufzunehmen, die in Afghanistan mit deutschen Hilfsorganisationen zusammengearbeitet haben. "Es kann nicht sein, dass Leute, die befürchten, in Zukunft mal bedroht zu sein, schon kommen", sagt Gauland im "Deutschlandfunk". "Die Taliban haben ja gesagt, dass sie die Leute nicht verfolgen werden." Deshalb müsse man das "erstmal abwarten". Deutschland habe ein Asylrecht, das Verfolgten einen Anspruch gewähre. "Wir wissen nicht, ob diese Menschen verfolgt sind." Die Aufnahme müsse sich seiner Ansicht nach beschränken auf Menschen, die für die Bundeswehr gearbeitet hätten.

+++ 08:14 Bundeswehr-Maschine mit mehr als 200 Menschen landet in Taschkent +++
Die Bundeswehr hat mehr als 200 weitere Menschen aus der afghanischen Hauptstadt Kabul ins Nachbarland Usbekistan gebracht. Eine Transportmaschine mit insgesamt 211 Bundesbürgern, afghanischen Ortskräften und weiteren Passagieren landete in der usbekischen Hauptstadt Taschkent, wie das Verteidigungsministerium in Berlin mitteilt. Von dort geht es dann mit zivilen Flugzeugen weiter nach Deutschland. Damit wurden nach Angaben des Ministeriums von der Bundeswehr seit dem Machtwechsel in Afghanistan bereits mehr als 900 Menschen evakuiert.

+++ 07:38 IWF setzt Afghanistans Zugang zu Geldern aus +++
Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan setzt der Internationale Währungsfonds den Zugang Kabuls zu IWF-Ressourcen wegen der unsicheren politischen Lage aus. "Derzeit herrscht innerhalb der internationalen Gemeinschaft Unklarheit über die Anerkennung einer Regierung in Afghanistan, was dazu führt, dass das Land keinen Zugang zu SZR (Sonderziehungsrechten) oder anderen IWF-Ressourcen hat", erklärt eine IWF-Sprecherin. Für Montag ist eine Zuteilung von Sonderziehungsrechten in Höhe von 650 Milliarden Dollar an alle berechtigten Mitglieder geplant. Die Taliban werden dann voraussichtlich keinen Zugang zum afghanischen Anteil haben, der laut dem ins Ausland geflohenen Chef der afghanischen Zentralbank, Adschmal Achmady, 340 Millionen Dollar beträgt.

+++ 07:06 Comedian Faisal Kawusi erschüttert über Lage in Afghanistan +++
Der Comedian Faisal Kawusi ist erschüttert über die Lage in Afghanistan, dem Herkunftsland seiner Eltern. "Die Situation ist unfassbar brenzlig und verzweifelt", sagt der Komiker der dpa. Das Mindeste, was die Bundesregierung jetzt tun könne, sei die großzügige Aufnahme von Flüchtlingen. "Wir reden hier nicht von einer Million Menschen, wir reden von ein paar Tausend Leuten, die da vielleicht noch rauskommen." Kawusi warf der Bundesregierung vor, Warnungen vor einem schnellen Sieg der Taliban, wie sie etwa vom deutschen Botschafter gekommen seien, in den Wind geschlagen zu haben. Chaos sei die Folge. Dazu habe auch die gewählte afghanische Regierung beigetragen, die durch und durch korrupt gewesen sei.

+++ 06:25 Menschenrechtsbeauftragte kritisiert bürokratische Visaverfahren +++
Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung kritisiert die bisherigen Visaverfahren für Schutzbedürftige aus Afghanistan. Es wäre wünschenswert gewesen, "wenn das Bundesinnenministerium schon früher unbürokratischere Visumsverfahren zur Einreise ermöglicht hätte, als klar war, dass wir mit diesen Verfahren die Menschen nicht schnell genug aus dem Land bekommen", sagt Bärbel Koflerder der "Rheinischen Post". Es sei absolut essentiell, dass schnell geholfen werde, fügt sie hinzu. "Das gilt sowohl für die Aufrechterhaltung der Luftbrücke und die damit verbundenen Evakuierungsmöglichkeiten, als auch für Schutz und Unterstützung für gefährdete Menschen vor Ort."

+++ 05:49 Frankreich stellt Bedingungen für Anerkennung von Taliban-Führung +++
Frankreich hat Bedingungen für eine internationale Anerkennung einer afghanischen Regierung unter Führung der Taliban gestellt. Die Islamisten müssten etwa internationale Entwicklungshilfe akzeptieren, die Rechte von Frauen respektieren und dem Terrorismus den Rücken kehren, sagte Außenminister Jean-Yves Le Drian dem Sender BFMTV. "Ich weiß, dass sie sich sehr um internationale Anerkennung bemühen, aber das reicht nicht aus", fügte er hinzu. "Wenn die neue Generation der Taliban internationale Anerkennung will (...), müssen sie zunächst den Afghanen, die das Land aus Angst verlassen wollen, die Möglichkeit dazu geben", sagte Le Drian.

+++ 05:28 Linke: Nicht nur aus Kabul evakuieren +++
Die Linke fordert eine Ausweitung der laufenden Evakuierungen von gefährdeten Menschen in Afghanistan über die Hauptstadt Kabul hinaus. "Die meisten Ortskräfte, Lehrerinnen oder auch mutige Lokalpolitikerinnen oder Journalistinnen leben nicht in Kabul, sondern verteilt über die Provinzen Afghanistans", sagte Fraktionschef und Spitzenkandidat Dietmar Bartsch der Deutschen Presse-Agentur. "Die bereits existierenden Verabredungen mit den Taliban sollten schleunigst ausgeweitet werden." Nach Angaben des Nationalen Sicherheitsberaters von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, hatten die militant-islamistischen Taliban zugesagt, Zivilisten unbehelligt zum Flughafen in Kabul zu lassen, damit sie das Land verlassen könnten. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes hatte am Mittwoch gesagt, man habe nur in Kabul die Möglichkeit, Menschen auszufliegen und auch dort nur, wenn sie es zum Flughafen schafften.

+++ 04:48 Weitere Lufthansa-Maschine mit Evakuierten in Frankfurt gelandet +++
Am Frankfurter Flughafen ist am frühen Donnerstagmorgen eine Lufthansa-Maschine mit rund 250 Menschen gelandet, die aus Afghanistan in Sicherheit gebracht worden sind. Das Flugzeug war wenige Stunden zuvor in der usbekischen Hauptstadt Taschkent gestartet. Die Menschen an Bord waren zuvor mit einer Bundeswehr-Maschine von Kabul nach Taschkent geflogen worden. Die Bundeswehr hatte in dieser Woche ihre Rettungsaktion für Deutsche und Afghanen begonnen, um sie nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Sicherheit zu bringen.

+++ 04:12 Merkel trifft Putin - Afghanistan ist Thema +++
Bundeskanzlerin Angela Merkel reist am Freitag nach Moskau, wie ein deutscher Regierungssprecher mitteilt. Sie wird demnach dort mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin unter anderem über die Lage in Afghanistan sprechen. Auch die bilateralen Beziehungen, die Bekämpfung der Pandemie sowie die Umsetzung der Minsker Vereinbarungen zur friedlichen Lösung des Konflikts in der Ostukraine sollen Thema sein.

+++ 03:52 Erdogan sichert Afghanistan Unterstützung zu +++
Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan dem Land seine Unterstützung zugesagt. Wer auch immer die Führung innehabe, man stehe Afghanistan in guten wie in schlechten Zeiten bei, sagte Erdogan laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu. Die Türkei habe bereits zuvor erklärt, man könne die Führung der Taliban empfangen, das gelte auch heute. Bisher sind Erdogan zufolge 522 türkische Staatsbürger aus dem Land gebracht worden.

+++ 03:11 USA frieren Währungsreserven Afghanistans in Milliardenhöhe ein +++
Die US-Regierung und die Notenbank haben Medienberichten zufolge den Großteil von Afghanistans Währungsreserven eingefroren. Es gehe darum, die Anlagen nicht in die Hände der Taliban fallen zu lassen, zitierte unter anderem die "Washington Post" Kreise aus dem US-Finanzministerium. Der nach der Machtübernahme der Taliban außer Landes geflohene bisherige afghanische Zentralbankchef Adschmal Ahmadi erklärte über Twitter, rund sieben Milliarden Dollar (sechs Milliarden Euro) der Reserven seien bei der US-Notenbank in Verwahrung. Weitere zwei Milliarden Dollar sind demnach anderweitig international angelegt. Die Taliban hätten daher wohl nur Zugriff auf bis zu 0,2 Prozent der Währungsreserven, schrieb er weiter. Der Mangel an US-Dollar könnte zu Kapitalkontrollen, einer Begrenzung von Abhebungen und zu einem Verfall des Kurses der örtlichen Währung führen.

+++ 02:49 Biden: Taliban lassen Amerikaner ausreisen - Probleme bei Afghanen +++
US-Präsident Joe Biden hat Probleme bei der Evakuierung von Afghanen aus Kabul wegen des Vorgehens der Taliban angedeutet. Die Islamisten würden sich zwar kooperativ zeigen und amerikanische Staatsbürger und Botschaftsmitarbeiter ausreisen lassen, sagte Biden in einem Interview des Fernsehsenders ABC. Mit Blick auf die Evakuierung früherer afghanischer Mitarbeiter der US-Behörden und Streitkräfte sagte Biden allerdings, es gebe "ein bisschen mehr Schwierigkeiten", sie rauszubekommen. Die Taliban haben Kabul unter ihrer Kontrolle und vor dem Flughafen Checkpoints errichtet. Berichten zufolge wurden viele Afghanen, aber auch manche Ausländer, von ihnen nicht zum Flughafen durchgelassen. Die US-Regierung weist selbst Amerikaner darauf hin, dass sie deren Sicherheit auf dem Weg zum Flughafen nicht garantieren könne. Der Flughafen selbst wird inzwischen vom US-Militär kontrolliert.

+++ 02:26 Bundeswehr-Maschinen setzen Evakuierungsflüge fort +++
Die Bundeswehr hat ihre Bemühungen zur Evakuierung deutscher Staatsbürger und afghanischer Ortskräfte aus Kabul in der Nacht zum Donnerstag fortgesetzt. Um kurz nach Mitternacht deutscher Zeit landete eine Militärmaschine vom Typ A400M auf dem Flughafen der afghanischen Hauptstadt, um Schutzbedürftige "zügig an Bord zu nehmen" und von dort nach Taschkent in Usbekistan auszufliegen, wie die Truppe über Twitter mitteilte. Zuvor war laut Bundesverteidigungsministerium ein weiterer A400M direkt aus Deutschland über Baku nach Kabul geflogen. Zusätzlich "zu den an Bord befindlichen Paletten mit Versorgungsmaterial aus Deutschland" seien dort "noch 15 zu evakuierende Personen aufgenommen" worden, bevor die Maschine nach Taschkent flog.

+++ 01:50 Pentagon: Binnen 24 Stunden rund 2000 Personen aus Kabul evakuiert +++
Das US-Militär hat innerhalb von 24 Stunden nach eigenen Angaben rund 2000 Menschen vom Flughafen Kabul ausgeflogen, darunter 325 amerikanische Staatsbürger. In dem Zeitraum bis Mittwochfrüh seien 18 Transportmaschinen vom Typ Boeing C-17 aus Kabul abgeflogen, erklärte der Sprecher US-Verteidigungsministeriums, John Kirby. Er gehe davon aus, dass die Zahl der ausgeflogenen Passagiere in den nächsten 24 Stunden, also bis Donnerstagmorgen, wieder etwa bei 2000 liegen dürfte, darunter Afghanen, Menschen aus anderen Nato-Staaten und Amerikaner, sagte Kirby. Dies hänge aber von vielen Faktoren ab, darunter der Konfiguration der Flugzeuge. Die Transportmaschinen vom Typ C17 kämen weiter mit Soldaten und Ausrüstung in Kabul an und seien daher nicht alle auf den maximalen Passagiertransport von rund 300 Personen ausgelegt, erklärte Kirby.

+++ 01:23 Biden: US-Truppen könnten länger zur Evakuierung in Kabul bleiben +++
US-Präsident Joe Biden hat nicht ausgeschlossen, dass US-Truppen zur Evakuierung von US-Amerikanern auch über den 31. August hinaus in Kabul bleiben könnten. "Wenn dort noch amerikanische Bürger sind, werden wir bleiben, bis wir sie alle rausgeholt haben", sagte Biden in einem Interview des Fernsehsenders ABC. Es hänge nun davon ab, wie es in den kommenden Tagen weitergehe und ob man bald 5000 bis 7000 Menschen pro Tag ausfliegen könne. "Wenn das der Fall ist, werden sie alle raus sein." Mit Blick auf die afghanischen Helfer sagte Biden: "Die Verpflichtung besteht darin, alle rauszuholen, die wir rausholen können, und alle, die rausgeholt werden sollten." Biden sprach von etwa 50.000 bis 65.000 Helfern einschließlich ihrer Familien.

+++ 00:39 Ex-US-Sicherheitsberater Bolton warnt vor nuklearen Risiken +++
John Bolton, früherer Sicherheitsberater der USA, warnt vor einem Griff der Taliban nach Atomwaffen. "In Afghanistan drohen neue nukleare Risiken, nicht morgen oder in 30 Tagen, aber mittelfristig", sagt Bolton dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Unsere Präsenz dort hat immer auch dazu gedient, Informationen aus zwei problematischen Nachbarländern mit Nuklearprogrammen zu sammeln, Pakistan und Iran. Unsere Fähigkeit die Region zu durchleuchten wird jetzt durch den Abzug reduziert." Dass auch die Taliban an Atomwaffen interessiert sind, wisse die US-Regierung bereits seit 2001. "Wir dürfen jetzt bitte nicht naiv sein", sagt Bolton. "Die haben sich doch nicht 20 Jahre lang mühsam versteckt, um jetzt zu sagen: Ok, nun ist ein guter Moment gekommen, um unsere Grundsätze aufzugeben."

Alle früheren Entwicklungen lesen Sie hier.

Hintergrund: Nach dem angekündigten US-Militärabzug hat sich die Sicherheitslage in Afghanistan binnen weniger Wochen dramatisch verändert. Ausländische Truppen verlassen das Land. Westliche Staaten bemühen sich um eine Evakuierung ihrer diplomatischen Vertretungen. Zehntausende Afghanen, die in den vergangenen Jahren als Übersetzer oder einfache Ortskräfte für Militärs und Hilfs- oder Entwicklungsorganisationen tätig waren, fürchten um ihr Leben. Die Bundesregierung hat eine groß angelegte Rettungsmission angekündigt, die am 16. August anlaufen soll.

Quelle: ntv.de, mau/jpe/mmo/als/AFP/dpa/rts

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