Streit um Papst auf Zypern "Benedikt ist ein Häretiker"
26.05.2010, 14:57 Uhr
Erzbischof Chrysostomos II. (r.) begrüßt den Metropoliten von Warschau (Archivbild vom 15. Mai. 2009).
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Die Kirche von Zypern streitet über den katholischen Papst: Bischof Athanasios hält ihn für einen Häretiker und lehnt jeden Kontakt ab, Erzbischof Chrysostomos setzt auf Dialog.
Innerhalb der griechisch-orthodoxen Kirche Zyperns ist wegen des bevorstehenden Papstbesuchs vom 4. bis zum 6. Juni eine delikate Kontroverse ausgebrochen. Der einflussreiche Bischof Athanasios von Limassol forderte die orthodoxen Gläubigen auf, die Visite von Papst Benedikt XVI. zu boykottieren. Das römische Kirchenoberhaupt sei ein "Häretiker", stehe "außerhalb der Kirche" und sei deshalb nicht einmal ein Bischof.
Wörtlich sagte Athanasios: "Dialog ist keine schlechte Sache, solange er auf der richtigen Grundlage steht. Es wäre jedoch falsch anzunehmen, dass wir (die orthodoxe Kirche) sie (die römische Kirche) als Kirche anerkennen, den Papst als Bischof betrachten, als unseren Bruder in Christus, im Priestertum und im Glauben. Ich kann das nicht akzeptieren. Wir müssten lügen, zumal all unsere Kirchenväter das Gegenteil lehren. Das Papsttum ist eine Irrlehre und Quelle für viele Ketzereien, die heute die Welt beunruhigen."
Der Bischof von Limassol zitiert den Theologen Justin Popovi?. Der habe behauptet, dass die Menschheit von drei Tragödien befallen worden sei: dem Sündenfall des Adam, des Verrats von Christus durch seinen Jünger Judas und dem Papst. Als der Papst der erste Bischof der Kirche wurde, fiel er ab vom apostolischen Glauben, wurde von der kanonischen Kirche abgeschnitten und verführte - bis heute - viele Menschen.
Obgleich nach Angaben der zyprischen Zeitung "Phileleftheros" mindestens fünf Mitglieder der Synode einen Boykott des Papstbesuches planen, konterte das Oberhaupt der orthodoxen Kirche auf der Mittelmeerinsel, Erzbischof Chrysostomos II., mit scharfer Kritik: "Mögen die doch zuhause bleiben, hinter verschlossenen Türen." Der Erzbischof rief die rebellierenden Bischöfe dazu auf, den offiziellen Gast des Staates und der Kirche nicht zu beleidigen. In der orthodoxen Kirche gebe es zwar Demokratie und Freiheit der Meinungsäußerung. "Aber man kann nicht einfach tun, was einem gerade einfällt", sagte Erzbischof Chrysostomos, der zusammen mit dem zyprischen Präsidenten Dimitris Christofias den Papst zu einem ersten Besuch auf Zypern eingeladen hatte.
Im Jahr 47 hat der Apostel Paulus zusammen mit Barnabas, dem Gründer der Kirche in Zypern, und dem Evangelisten Markus Zypern besucht und dort gepredigt. Gemäß einer Legende wurde Paulus in Paphos an eine Säule gebunden und ausgepeitscht. Die Säule gibt es bis heute.
Quelle: ntv.de