Schattenmann im Rampenlicht Cheney kämpft gegen Obama
25.05.2009, 07:46 UhrEx-Vizepräsident Cheney hat sich zum Anführer einen Feldzugs der Republikaner gegen den neuen Präsidenten Barack Obama aufgeschwungen.
Kaum ein US-Vizepräsident war im Amt so öffentlichkeitsscheu wie er. Doch in diesen Wochen, in denen George W. Bush sich weitgehend zurückgezogen hat, sucht sein früherer Stellvertreter Dick Cheney das Rampenlicht. Cheney hat sich zum Anführer einen Feldzugs der Republikaner gegen den neuen Präsidenten Barack Obama aufgeschwungen.
Cheney steht im Zentrum einer erbitterten Debatte um die unterschiedliche Haltung der Regierungen Bush und Obama im Anti-Terror-Kampf. Und er betont, dass es für ihn ohne Regierungsamt keinen Grund zur Zurückhaltung mehr gibt: "Ich bin Privatmann, meine politische Karriere liegt hinter mir, ich muss keine Wahl mehr gewinnen und nicht mehr um Gefallen bitten."
Experten beobachten Cheneys Wandel vom Mann im Schatten zum Mann im Licht der Öffentlichkeit mit Staunen: "Es war noch niemand so lautstark wie Cheney", sagt etwa der Historiker Julian Zelizer von der Universität Princeton. Zwar hätten eine Reihe führender US-Politiker ihre Entscheidungen rückwirkend zu rechtfertigen gesucht. Ein derart entschiedenes Auftreten wie bei Cheney aber sei ungewöhnlich.
Selbst vor einem öffentlichen Duell mit dem rhetorisch brillanten Obama schreckte Cheney kürzlich nicht zurück. In seiner berüchtigten monotonen Art des Sprechens lieferte der Ex-Vize-Präsident eine haarkleine Analyse, wie die USA im Anti-Terror-Kampf bislang vorgingen, derzeit vorgehen - und künftig vorgehen sollten. Cheney zufolge war Bushs Krieg gegen den Terror eine "Erfolgsstory", während er glaubt, unter Obama seien die USA wieder unsicherer geworden.
Cheney hält an der traditionellen Linie seiner Partei fest, dass der Krieg gegen den Terror eine neue Form des Konflikts ist und daher auch neuer Waffen bedarf - dazu sollten seiner Ansicht nach beispielsweise auch harsche Verhörmethoden für Verdächtige gehören.
Verbündete Cheneys betonen, dieser handle nicht aus vordergründigen Motiven. Cheney sei schlicht davon überzeugt, dass die Anti-Terror-Strategien der Bush-Zeit den Bürgern Sicherheit beschert hätten. Jetzt sei er bestürzt, dass einige der nach seiner Ansicht bewährten Methoden abgeschafft werden sollten.
"Was wir zu unserer Verteidigung vorzubringen haben, ist ganz einfach", sagt die frühere Bush-Sprecherin Dana Perino: "Wir sind mit allen juristisch zulässigen Mitteln hart gegen Terrorverdächtige vorgegangen und konnten so verhindern, dass ein weiterer Anschlag verübt wurde." Cheney-Gegner halten dagegen, der Republikaner spiele ein altes Spiel: Er missbrauche das Thema nationale Sicherheit für politische Manöver.
Bei den US-Bürgern scheinen Cheneys Attacken auf Obama bislang zu verpuffen. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Rasmussen Reports ergab jüngst: Nur 38 Prozent der Wähler sind der Ansicht, dass sie unter Obama unsicherer leben.
Cheney-Tochter Liz zufolge ist ihr Vater ein Überzeugungstäter. Ihr Vater glaube "aus tiefstem Herzen, dass das, was die derzeitige Regierung tut, unser Land in Gefahr bringt". Wäre da nicht diese tiefe Überzeugung, dann "wäre nichts auf der Welt leichter für ihn als angeln zu gehen und Zeit mit seinen Enkelkindern zu verbringen", sagt Liz Cheney.
Quelle: ntv.de, Stephen Collinson, AFP