Dossier

Georgier spenden Blut Gespannte Ruhe in Tiflis

Während der Konflikt zwischen Georgien und Russland immer mehr eskaliert, ist die Lage in der Millionenstadt Tiflis am Sonntag angespannt, aber ruhig. Nur hundert Kilometer abseits der umkämpften Region Südossetien stehen die Menschen im Zentrum der georgischen Hauptstadt vor einer Blutbank Schlange. "Es ist unsere Pflicht das zu tun. Wir bleiben hier so lange wie nötig", sagt Waschtang Kaldischwili, der mit seiner Tochter Nadja zum Blutspenden gekommen ist.

In der Klinik tragen sich die Blutspender in eine Liste ein und reihen sich geduldig in die nächste Schlange ein. Auf einem kleinen Fernseher verfolgen sie zusammen die Nachrichten. Maja Kobaladze und ihre Schwester Nana sind schon seit dreieinhalb Stunden da. "Wir beten für unsere Soldaten und wollen als Zeichen unserer Solidarität Blut spenden, um ihnen geistige und körperliche Unterstützung zu geben", sagt Nana, die mit 15 Jahren eigentlich noch zu jung zum Blutspenden ist.

Am Samstagabend waren trotz des schönen Wetters nicht viele Hauptstädter vor die Tür gegangen. Auf dem Rustaweli-Boulevard, einer der Hauptverkehrsstraßen der Stadt, ist nicht viel los. "Wir glauben nicht, dass sich die Bombardements über Südossetien und Abchasien hinaus auf ganz Georgien ausweiten", sagt der Supermarkt-Kassierer Nino, der auf der mit Luxusboutiquen gesäumten Flaniermeile allein auf einer Bank sitzt.

"Wir haben in der Stadt schon viele Krawalle gesehen", sagt Sonja Kazaschili, die vor der Oper Blumen verkauft. Anfang der 1990er Jahre, im georgischen Bürgerkrieg, waren Schießereien in den Straßen von Tiflis keine Seltenheit. "Ich habe immer gehofft, dass sich das nicht wiederholt", sagt die alte Frau, die sich vor allem um ihre Angehörigen außerhalb der Hauptstadt Sorgen macht. Die Handy-Verbindungen sind unterbrochen.

Bei Einbruch der Dunkelheit ist aus vielen Wohnungen nur noch der Ton der Fernseh- und Radionachrichten zu hören. Vor den Wohnhäusern versammeln sich die Nachbarn, um über die Lage zu diskutieren. Plötzlich ist ein Hupkonzert zu hören. Auf dem Roustaweli-Boulevard posiert eine junge Frau mit einem T-Shirt in den georgischen Farben. Auf dem rot-weißen Stoff steht die Aufschrift "Georgien ohne russische Truppen".

Quelle: ntv.de, Samantha Shields, AFP

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