Dossier

Politik lässt ihn nicht los Hans Koschnick wird 80

Die Politik lässt den ehemaligen EU-Administrator in Bosnien und früheren Bremer Bürgermeister Hans Koschnick (SPD) nicht los. Zwar ist Koschnick, der am 2. April 80 Jahre alt wird, längst von der politischen Bühne abgetreten. Doch informiert ist er über alles. "Ich verfolge mit großem Interesse und manchmal mit gemischten Gefühlen die Dinge, wie sie in der Welt passieren", sagt er kurz vor seinem Geburtstag. Doch mit Kommentaren hält er sich zurück. "Die Jetzigen müssen ihren Weg gehen, so wie wir unseren Weg gegangen sind", sagt er.

Doch wenn es um Fragen zum Balkan, zu Polen oder den deutsch-israelischen Beziehungen geht, gibt Koschnick gern Auskunft. "Sie finden mich meist bei großen Erinnerungstreffen", erzählt er. Wenn jemand von ihm etwas wolle und er zu dem Thema etwas sagen könne, stehe er zur Verfügung. "Aber für allgemeines Blabla bin ich nicht mehr zu haben." Weite Reisen kann Koschnick seit zweieinhalb Jahren allerdings nicht mehr unternehmen. Ihn plagen Rücken- und Hüftbeschwerden. Doch im September möchte er einer Einladung zu einer Konferenz nach Danzig folgen. Dann jährt sich zum 60. Mal der Einmarsch der deutschen Truppen in Polen. Koschnick hatte sich schon früh für eine Aussöhnung mit Polen stark gemacht. Seit 1976 gibt es zwischen seiner Heimatstadt Bremen und Danzig eine Städtepartnerschaft. "Das war ein Stück Öffnung des Eisernen Vorhangs."

Feiert auf keinen Fall mit der Bundes-SPD

Seinen Geburtstag will Koschnick nur im Kreis seiner Familie verbringen. Alle anderen Einladungen wies er zurück. "Ich lasse mich nicht feiern. Ich will keine öffentliche Veranstaltung." Der Bundes-SPD in Berlin schrieb er: "Ich werde auf keinen Fall kommen, bewahrt Euch das alles auf und nehmt es für meinen Nachruf", erzählt er und lacht. "Das wird ja eines Tages sein."

Bereits 1950 trat der am 2. April 1929 als Sohn eins Drehers und Gewerkschaftssekretärs geborene Koschnick in die SPD ein. 1955 wurde er Abgeordneter in der Bremischen Bürgerschaft, mit 34 Jahren Innensenator im kleinsten Bundesland. "Das war für damalige Zeiten ungewöhnlich", sagt Koschnick rückblickend. Aus der Landespolitik zog er sich 1985 zurück. "Die Wähler wollten etwas anderes, entweder ein anderes Gesicht oder eine andere Partei. Da ich das nicht wollte, habe ich mich zurückgezogen."

Doch auch weiterhin engagierte sich der Vollblutpolitiker. Anfang der 90er Jahre war er zwei Jahre Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Nach seinem Mostar-Engagement von 1994 bis 1996 übernahm Koschnick die Funktion des Bosnienbeauftragten der Bundesregierung und war für die Rückführung der Bosnien-Flüchtlinge zuständig. Sein letztes Amt als Flüchtlingsbeauftragter des Balkan-Stabilitätspaktes gab er Ende 2001 ab.

Vera Jansen, dpa

Quelle: ntv.de

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