Dossier

Millionär und "lächelnder Killer" Neuseelands Wahlsieger

Der Wahlsieger ist 47, hat wenig Parlamentserfahrung und gewann gegen politisches Urgestein - soweit die Parallelen zwischen dem neuseeländischen Wahlsieger John Key und US-Wahlsieger Barack Obama. Dort enden die Ähnlichkeiten aber: Als Key, der keine kenianischen, sondern österreichische Wurzeln hat, im Wahlkampf einmal Obama als Vergleich bemühte, wurde er ausgelacht. Mit dem Charisma des schwarzen US-Senators kann der Investmentbanker mit der Stirnglatze nicht mithalten, und als begnadeter Redner glänzte er auch nicht gerade.

Der stets verbindlich wirkende Key erwarb sich in seiner Zeit als Investmentbanker den Spitznamen "lächelnder Killer", erzählte er selbst einmal. Weil er 500 Mitarbeiter lächelnd und ohne mit der Wimper zu zucken an die Luft setzte. In seinen sechs Jahren als Abgeordneter blieb er eher blass: Seine Kritiker warfen ihm öfter vor, sein Fähnchen in den Wind zu hängen. So war er zuerst gegen die Weigerung der Regierung, mit den USA im Irak einzumarschieren, dann dafür. "Nur, weil ich mit der öffentlichen Meinung übereinstimme, heißt das ja nicht, dass ich aalglatt bin", verteidigte er sich.

Der Vater zweier Kinder wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Sein Vater war Alkoholiker und starb früh, seine jüdische Mutter war 1939 aus Wien geflohen und brachte ihren Sohn als Putzfrau durch Schule und Universität. Für den Sohn zahlte sich der Einsatz aus. Er machte in den 90er Jahren im Ausland Karriere. In Singapur, London und Sydney schuf er sich als Währungshändler ein Vermögen. Sein Ziel: finanziell unabhängig in die Politik zu gehen. 2001 kehrte er nach Neuseeland zurück. Ein Jahr später zog er für die Nationalpartei ins Parlament ein.

Key stieg schnell auf und übernahm den Parteivorsitz vor zwei Jahren. Er rückte die Partei so sehr zur Mitte, dass die rechte ACT- Partei Key schon als heimlichen Sozialisten kritisierte. Key hat seinen Landsleuten das klassische Programm der Konservativen versprochen: Steuersenkungen, schlankere Regierung, mehr Privatsektor. Doch gibt er sich als Konservativer mit Herz: "Eine Gesellschaft lässt sich daran messen, wie sie sich um ihre Schwächsten kümmert", sagte er. "Dazu gehörte ich auch einmal. Ich werde der Sozialhilfe nie den Rücken kehren."

Quelle: ntv.de

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