Dossier

Frankfurt ist nicht Hessen Spekulationen um Roth

Bei der Suche nach einem Ausweg aus der Patt-Situation nach der Landtagswahl in Hessen wird immer wieder die als liberal geltende Frankfurter CDU-Oberbürgermeisterin Petra Roth ins Gespräch gebracht. Zuletzt war es am Wochenende der altgediente Unions-Fahrensmann Christian Schwarz-Schilling, der Roth als Chefin einer Jamaika-Koalition (schwarz-gelb-grün) vorschlug. "Sie kann das in Frankfurt umsetzen, weil sie nie ideologische Positionen bezieht", sagte der frühere Bundespostminister der "Frankfurter Rundschau".

Die 63-jährige Roth regiert in Frankfurt seit eineinhalb Jahren eine schwarz-grüne Allianz, die von der FDP toleriert wird. "Sie macht das als Chefin der Koalition aus meiner Sicht hervorragend", sagt der Grünen-Fraktionschef Olaf Cunitz im Römer. Roth sei eine sehr gute "Moderatorin".

Distanz zu Koch

Es sind Roths Fähigkeiten als pragmatische Vermittlerin, die sie zum Kontrastprogramm zu Ministerpräsident Roland Koch (CDU) machen, der mit seinem Konfrontationskurs bei der Wahl Schiffbruch erlitten hat. Dass sein Thema Jugendkriminalität für die Union gefährlich sein könnte, hatte die Frankfurter OB gewittert. Schon im Wahlkampf war sie auf Distanz zu Koch gegangen. Und am Wahlabend schrieb sie dem Regierungschef ins Stammbuch, die von der CDU forcierte innere Sicherheit sei nicht unbedingt ein Thema für Frankfurt gewesen. "Die Bürger fühlen sich in Frankfurt sicher", sagte sie.

Anders als Koch kommt Roth in Frankfurt auf konstant hohe Sympathiewerte. Vor einem Jahr wurde sie mit mehr als 60 Prozent der Stimmen für eine dritte Amtszeit bestätigt. Kritiker werfen ihr allerdings Entscheidungsschwäche und mangelndes analytisches Verständnis vor - während Koch selbst bei seinen Gegnern als führungsstark und kompetent gilt. Und während Koch als Redner meist brilliert, kann sich Roth schon mal in weitschweifigen Gedanken verlieren.

Platzverweis

Auf Landesebene hätte es Roth, die vor ihrer Wahl zur Frankfurter OB Abgeordnete in Wiesbaden war, allerdings schwer. In der von Koch beherrschten Hessen-CDU ist sie Außenseiterin. "Nichts ist unrealistischer", kommentieren Christdemokraten in den Landtagskorridoren die Wechselgerüchte. Jeder gehöre an seinen Platz.
Auffällig ist jedoch, dass der Ministerpräsident gerade die Nähe zu Roth sucht. Es scheint kein Zufall, dass sich beide beim Valentins-Treffen der CDU in Kelkheim vergangene Woche nicht nur gemeinsam an die Partei wandten, sondern dass Koch bei seiner ersten großen Rede nach der Wahl auch den von ihm ungeliebten Grünen erstmals Avancen machte. Allerdings verwies Koch mehrfach darauf, dass kein möglicher Koalitionspartner das Recht habe, dem anderen in Personalien hineinzureden. Im Klartext: Jeder Partner müsste mit ihm an der Regierungsspitze leben.

Für die Frankfurter CDU ist ein Wechsel Roths nach Wiesbaden kein Thema. "Es steht im Moment überhaupt nicht zur Diskussion", sagt ihr Geschäftsführer Christian Wernet. Grundsätzlich sei in der Politik aber "nichts abwegig". Für die Frankfurter Grünen ist keine Jamaika-Koalition auf Landesebene vorstellbar, nicht einmal unter Roths Führung. Genauso denken die Grünen im Landtag. Das Gesicht der hessischen CDU sehe doch anders aus als das der Frankfurter Union.

Von Thomas Maier, dpa


Quelle: ntv.de

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