Papst-Titel in der "Titanic" Bis zum Jüngsten Gericht
11.07.2012, 19:01 Uhr
Papst Benedikt wehrt sich gegen das "Titanic"-Cover.
(Foto: dpa)
Als offizieller Stellvertreter Gottes auf Erden steht Papst Benedikt XVI. an der Spitze der katholischen Kirche. Dennoch lässt er sich herab, gegen eine kleine deutsche Satirezeitschrift vorzugehen, von der er sich verunglimpft fühlt. Vor allem die "Titanic"-Macher singen nun Hallelujah.
Das ging ihm offenbar zu weit: Papst Benedikt XVI. hat eine einstweilige Verfügung erwirkt, um das umstrittene Titelbild der Satire-Zeitschrift "Titanic" zu verhindern. Das Bild zeigt ihn mit einem gelben Fleck auf der Soutane, darüber steht: "Die undichte Stelle ist gefunden". Ein weiteres Bild zeigt den Papst von hinten mit einem braunen Fleck in der Körpermitte.
Damit habe man den "Vatileaks-Skandal" illustrieren wollen, rechtfertigt sich die "Titanic" ein bisschen scheinheilig. Der Heilige Vater reagierte dünnhäutig und ließ in vermutlich heiligem Zorn seine Anwälte ausschwärmen. Die leisteten ganze Arbeit: Die "Titanic" darf das Bild nicht mehr verbreiten. Aber ach: Es ist das Gegenteil von dem eingetreten, was der Papst erreichen wollte.
Ohne seine Intervention hätten ein paar Leute gelacht, ein paar andere die Nase gerümpft - das wäre es dann aber auch gewesen. Durch das Verbot hat der Papst der "Titanic" in die Hände gespielt. Denn die Redaktion blickt dem Streit mit dem Kirchenoberhaupt genüsslich entgegen und sonnt sich in der medialen Aufmerksamkeit. Sie hat bereits angekündigt, die einstweilige Verfügung des Papstes nicht zu unterschreiben. Der Streit dürfte also weitergehen - und mit ihm das Interesse andauern. Für die "Titanic" könnten so himmlische Zeiten anbrechen. Chefredakteur Leo Fischer verweigert die Buße. Er werde notfalls bis vors "Jüngste Gericht" ziehen, ließ er verlauten.
Bild ist weiter in Umlauf
Der Papst sei gedemütigt und verächtlicht gemacht worden, sagte der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, der die rechtlichen Schritte der Kirche verteidigte. Bei Satire werden die Grenze des guten Geschmacks leicht überschritten. Das Mittel der Inquisition steht leider nicht mehr zur Verfügung. Doch so ein Bild mal eben per Gerichtsbeschluss zu kippen - das .
Der Papst oder zumindest irgendjemand im Vatikan hätten wissen müssen, dass man in Zeiten des Internets kaum noch ein Bild verhindern kann. Die "Titanic" selbst verbreitet das Bild zwar nicht mehr. Stattdessen übernehmen das viele andere Nachrichtenportale oder private Nutzer. Und selbst wenn es gelänge, dass Bild aus dem World Wide Web zu verbannen - ein Spaßvogel könnte jederzeit eine der bereits ausgelieferten Zeitschriften einscannen und ins Netz stellen. Der Reiz des Verbotenen wäre verlockend genug.
Nun triumphiert die "Titanic" auf ihrer Homepage, dass es das erste Mal sei, dass sich ein Papst an sie gewandt hat. Man habe mit einem Glas Sekt angestoßen, sagte Chefredakteur Fischer. Er habe sich als Katholik gefreut, von seinem Kirchenoberhaupt auf diese Weise persönliche Anerkennung erfahren zu haben", sagte er. Dafür, dass sich der Vatikan zu einer Reaktion hinreißen ließ, hat er noch mehr Spott. Man hoffe nun auf ein persönliches Gespräch mit dem Heiligen Vater. Und ein gibt es natürlich auch schon. Dort jubelt und kleckert der Papst mit zwei riesigen Limonadenflaschen.
Es ist völlig verständlich, dass sich der Papst nicht auf diese Weise dargestellt sehen will. Doch wenn es ihm um Schadensbegrenzung ging, hat er den falschen Weg gewählt. Seine Größe hätte der Papst nicht dazu nutzen sollen, dieses Thema groß zu machen - sondern lieber, um es geflissentlich zu übersehen. Es ist ein bisschen so, wie der ehemalige Chefredakteur der "Titanic" Martin Sonneborn auf Facebook gepostet hat: "Was ist eigentlich alberner - das aktuelle Titanic-Cover oder die Reaktion des Papstes?"
Quelle: ntv.de