Kommentare

Kommentar Das Vater-Mutter-Kind-Schlachtfeld

Von Solveig Bach

Übers Jahr muss der Gesetzgeber einen legalen Weg schaffen, damit Väter herausfinden können, ob die Kinder, für die sie sorgen, auch wirklich von ihnen abstammen. So weit, so gut. Es ist immer gut, klare Regelungen zu haben.

Den Konfliktherd getrennte Eltern, instrumentalisierte Kinder wird auch das kaum befrieden. Solange Mütter vereinbartes Umgangsrecht unterlaufen und Besuche der Väter verhindern, Väter ihre Einkommen klein rechnen, um möglichst wenig Unterhalt bezahlen zu müssen oder die Zahlung gar gleich ganz verweigern, solange Mütter noch auf dem Sterbebett den Namen des Vaters nicht preisgeben wollen und Väter den schönen Abend von irgendwann einfach nicht mit dem Kind von eben in Verbindung bringen können, so lange wird auf dem Vater-Mutter-Kind-Schlachtfeld weiter gekämpft werden bis aufs Blut.

So banal es klingt, so wahr ist es dennoch: Opfer dieser Schlachten sind immer die Kinder. Sie lernen, dass es legitim ist, den Partner über die elementarsten Dinge zu belügen. Sie bekommen das Gefühl, nichts wert oder nicht gewollt zu sein. Und so wird, was eigentlich zwei Erwachsene respektvoll und im Sinne des Kindes regeln sollten, in Gerichtssälen oder Nachmittagsshows ausgetragen. Und es werden Kinder erwachsen, die einen Schmerz mitbringen, den sie kaum beschreiben können und die oft genug dennoch nach den gleichen Prinzipien wieder funktionieren. Die Sünden der Väter und Mütter setzen sich fort.

Denn was der Gesetzgeber nicht regeln kann, ist das Recht auf Identität. Woher komme ich? Wer sind Vater und Mutter, wer sind die Eltern von Vater und Mutter, wer ihre Geschwister? Was bei Adoptionen längst gang und gäbe ist, dass nämlich das Kind seine biologische Herkunft erfährt und oft sogar Kontakt mit der leiblichen Mutter hat, ist in vielen anderen Konstellationen oft genug nicht selbstverständlich. Mit fatalen Folgen. Die Praxen der Psychotherapeuten sind voller Menschen, die verzweifelt einem Teil ihrer Herkunft hinterherfragen und letztlich doch nur die Lücke akzeptieren lernen.

Wenn nun also nicht mehr der geklaute Schnuller, sondern eine ordentlich genommene Probe ins Labor getragen wird, um die Erbinformationen des Kindes mit denen der möglichen Väter zu vergleichen, bleibt eine Frage dennoch ungeregelt. Wie kann man es schaffen, dass Menschen, die Kinder bekommen, im Streitfall das Wohl der Kinder über eigene Verletzungen stellen? Das scheint moralisch gar zu viel verlangt zu sein und ist doch die einzig mögliche und menschliche Lösung.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen