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Zwischenruf Die CDU und die Seefahrt

Die Kanzlerin schweigt. Das macht sie immer, wenn sie in schweren Wassern Kurs halten will. Doch wenn das Schiff nicht schlingern soll, muss die Kapitänin ein klares Kommando geben.

Bisher war Merkel in der Debatte abgetaucht.

Bisher war Merkel in der Debatte abgetaucht.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Diskussionen in der Union gleichen einer Meuterei, in der die Fronten unklar scheinen: So kämpfen Mannschaften, Bootsleute und Offiziere mal auf der einen, dann wieder auf der anderen Seite. Hessens Ministerpräsident und Bundesparteivize erklärt, der Kurs von Frau Merkel wäre „alternativlos“. Sein Wiesbadener Fraktionsvorsitzender Christean Wagner schwingt sich aber zu einem der aktivsten Kritiker der Kanzlerin auf. Wagner gilt als erzkonservativ. Er ist Ziehsohn des wegen der hessischen CDU-Spendenaffäre geschassten einstigen Bundesinnenministers. Sein und anderer Vorwurf: Vernachlässigung der christlichen und konservativen Werte.

 

Der Druck, Führung zu zeigen, wächst.

Der Druck, Führung zu zeigen, wächst.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Entweder hat Koch seinen Laden nicht im Griff. Das ist wenig wahrscheinlich. Oder er lässt seinen Maat auf der anderen Seite kämpfen, um der Kanzlerin ein deutliches Signal zu senden. Denn eigentlich ist Koch einer von der anderen Seite: Im Unterschied zur sozialdemokratisierenden evangelischen Parteichefin steht der römisch-katholische Hesse für einen strikt konservativen Kurs, dessen Grenzen zum rechten Rand - je nach Bedarf - fließend sind.

 

Falsch liegen jene, die meinen, den Konservativen fehle eine Führungsfigur wie dereinst Alfred Dregger oder eben Kanther. Koch ist die Führungsfigur, auch wenn er sich noch unter der Tarnkappe der Loyalität zur Kanzlerin verbirgt. Die Angriffe auf Merkel kommen nicht nur von rechts. Auch der saarländische Ministerpräsidenten Peter Müller, eher einem „linken“ Flügel der Christdemokraten zugehörig, schwingt das Schwert und fordert – wenngleich wenig präzise– „mehr CDU pur“.

 

Die Klausurtagung der CDU wird am Donnerstag wird die Parteichefin ganz sicher überstehen. In diesem Sinne hat Koch Recht, wenn er das Wort von der Alternativlosigkeit gebraucht. Doch die CDU wird etwas anders sein als bisher: konservativer und wirtschaftsliberaler. Ob sich das mit den Regeln der christlichen Seefahrt verträgt, steht auf einem anderen Blatt.

Manfred Bleskin kommentiert seit 1993 für n-tv das politische Geschehen. Er war zudem Gastgeber und Moderator verschiedener Sendungen. Seit 2008 ist Bleskin Redaktionsmitglied in unserem Hauptstadtstudio in Berlin.

Quelle: ntv.de

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