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In NRW ist alles offen Grüne müssen um Rüttgers bangen

Die NRW-Wahl ist wieder offen: Weil Rüttgers durch die Sponsoring-Affäre ins Stolpern gerät, liegen plötzlich alle Koalitionsoptionen auf dem Tisch. Und ausgerechnet die Grünen müssen um Rüttgers' Schicksal bangen.

Rüttgers strauchelt - darf aber auf Beistand der Grünen hoffen.

Rüttgers strauchelt - darf aber auf Beistand der Grünen hoffen.

(Foto: dpa)

Plötzlich ist nichts mehr sicher in Nordrhein-Westfalen. Bis eben schien es noch, als ob Jürgen Rüttgers' Wiederwahl zum Ministerpräsidenten eine Formalie sei. Der selbst ernannte Arbeiterführer hatte sich erfolgreich als Landesvater an Rhein und Ruhr etabliert. Die für die CDU historische so bedeutsame Wiederwahl im Stammland der SPD war zum Greifen nahe.

Und nun das: Erst zerlegt die Bundes-FDP den liberalen Landesverband mit Klientelpolitik und Dauerzank im Bund. Und dann bringt den Ministerpräsidenten auch noch die eigene Partei ins Stolpern – der mietbare Rüttgers wird zum Gespött der Nation. Eben noch der "Vorsitzende der Arbeiterpartei in NRW", erscheint Rüttgers nun als bezahlbares Einfallstor für Lobbyinteressen. Dass das nicht zusammenpassen kann, bekommt er nun auch in den Umfragen zu spüren.

Das Image des Ministerpräsidenten ist ramponiert, Rüttgers muss auf einmal wieder richtig kämpfen. Zwar führt die CDU noch in allen Umfragen, aber die derzeitig noch leichten Verluste könnten sich zu einem Trend auswachsen. Zumal die SPD erstmals von Rüttgers Schwäche profitieren kann. Plötzlich liegen wieder alle Koalitionsoptionen auf dem Tisch: Von Schwarz-Grün über die Ampel bis zu Rot-Grün-Rot. Das Fünf-Parteien-System mit seinen unsicheren Mehrheiten macht auch vor Nordrhein-Westfalen nicht halt.

Grüne brauchen Rüttgers

Wenig spricht dafür, dass die derzeitige Regierung im Amt bleiben kann. Zu schwach ist die FDP – und die CDU ist auch nicht stark genug, das auszugleichen. Damit zeichnet sich eine neue Regierungskoalition nach der Wahl ab. Vieles spricht dafür, dass Rüttgers trotz aller Makel weiter an ihrer Spitze stehen wird.

Die CDU braucht also einen neuen Koalitionspartner und die Grünen werden schon seit Wochen in dieser Rolle heiß gehandelt. Zumal das Bündnis für CDU wie Grüne nur Vorteile zu bieten scheint. Beide Parteien könnten den jeweils anderen nach Hamburg und dem Saarland als echte Machtoption etablieren und einen weiteren Testballon für Schwarz-Grün im Bund steigen lassen. Und Rüttgers könnte sich selbst als einen der Fortschrittlichsten in der CDU profilieren, der auf der grünen Welle bis ganz nach vorne reitet.

Ironischerweise müssen deshalb nun ausgerechnet die Grünen um Rüttgers' Schicksal bangen. Schon jetzt ist die Mehrheit für Schwarz-Grün mit 49 Prozent äußerst knapp. Verliert die CDU noch weiter, droht auch diese Option zu scheitern. Am Ende bliebe dann nur eine Koalition, die keine der Parteien möchte: Die ungeliebte Große Koalition.

Quelle: ntv.de

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