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Krieg ist Krieg ist Krieg Nehmt euch ein Beispiel an Guttenberg!

Krieg oder "militärische Auseinandersetzung"? Ukrainischer Panzer in der Nähe der russischen Grenze.

Krieg oder "militärische Auseinandersetzung"? Ukrainischer Panzer in der Nähe der russischen Grenze.

(Foto: dpa)

Man stelle sich vor, es ist Krieg und der Krieg wird auch so genannt. Mit Kanzlerin Merkel wird das wohl nicht passieren: Sie spricht von "militärischen Auseinandersetzungen in der Ukraine". Wir waren da schon mal weiter.

Ein kurzer Ausschnitt aus den Meldungen der vergangenen 24 Stunden: Die Ukraine führt festgenommene russische Soldaten vor. Russische Medien berichten über die Beerdigung zweier Fallschirmjäger, die in der Ostukraine getötet wurden. Der Chef der "Volksrepublik Donezk" sagt, dass tausende Russen in den Reihen der Separatisten kämpfen, darunter auch reguläre russische Soldaten, die nur ihren "Urlaub" im Donbass verbringen. Heute erklärt die ukrainische Regierung, eine Stadt am Asowschen Meer sowie eine Region bei Donezk sei von russischen Truppen erobert worden.

Diese Meldungen sind schwer zu überprüfen. Wenn allerdings nur die Hälfte davon stimmt, dann handelt es sich um einen Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Es ist vielleicht kein offen geführter Krieg, denn Russland behauptet nach wie vor hartnäckig, dass weder russisches Kriegsgerät noch russische Soldaten in der Ukraine seien. Doch erstens: Wer soll das glauben? Und zweitens: Ein Krieg ist auch dann ein Krieg, wenn die Beteiligten lügen.

Trotzdem scheuen deutsche Politiker dieses Wort - zumindest dann, wenn sie der Regierung angehören. Nur Abgeordnete fühlen sich offenbar frei genug, eine klare Sprache zu sprechen. "Russland führt Krieg gegen die Ukraine", sagt der CDU-Außenpolitiker Karl-Georg Wellmann und fordert weitere Sanktionen gegen Russland. Der stellvertretende CDU/CSU-Fraktionschef Andreas Schockenhoff spricht von einem "unerklärten Krieg".

Und die Kanzlerin? Bei einer Veranstaltung im Berliner Ensemble sprach Angela Merkel am Mittwochabend von "militärischen Auseinandersetzungen in der Ukraine und zum Teil auch zwischen Russland und der Ukraine". Übersetzt heißt das: In der Ukraine findet ein Krieg statt.

Der frühere Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat viel falsch gemacht und vermutlich mehr Wert auf Außenwirkung gelegt als für seine Arbeit gut war. Eines jedoch hat er richtig gemacht: Er hat den Krieg in Afghanistan Krieg genannt. Vier Jahre ist das her; seine Bemerkung hat ein wohltuendes Maß an Realität in eine häufig sehr verlogene Debatte gebracht. Die Bundesregierung sollte sich ein Beispiel an Guttenberg nehmen - zumindest in diesem einen Punkt.

Quelle: ntv.de

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