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Volker Jacobs kommentiert Sozialdemokratischer Kotau

Der Dalai Lama beweist Souveränität. Die SPD-Führung das Gegenteil, die Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul ausgenommen. Wenn er im Interview bei n-tv sagt, dass er kein Problem damit hat, wenn manchen Politkern ein Treffen mit ihm Schwierigkeiten bereitet, dann zeigt dies das Maß an Gelassenheit, das neben anderen dem Parteivorsitzenden Beck zu wünschen wäre. Welches Maß an Sympathie dem Dalai Lama in Deutschland entgegengebracht wird, hat er bei seinem Besuch ja auch erfahren.

Unbedingt nötig wäre es ursprünglich gar nicht gewesen, dass er von einem Mitglied der Bundesregierung empfangen wird, oder ein Mitglied der Bundesregierung ihn besucht, eine Unterscheidung, die zu spitzfindig ist, um Gewicht zu haben. Aber nachdem die Regierung in Peking derart massiv gegen jede Begegnung des Gastes mit Regierungsmitgliedern protestiert hat, war sie schon aus Gründen der Selbstachtung geboten. Es musste auch nicht der Außenminister sein, der naturgemäß um ein persönlich unbelastetes Verhältnis zu seinem chinesischen Kollegen bemüht sein muss. Er wird sich übrigens hüten, darüber befinden zu wollen, wen die Regierung in Peking empfängt.

Der Zoff zwischen der Bundeskanzlerin und dem Außenminister offenbart einen beklagenswerten Mangel an regierungsinterner Koordination. Aber er ist immerhin erklärlich. Kaum erklärlich ist das beschämende Schauspiel, das die SPD bietet, als Protagonist der Parteivorsitzende mit seiner fäkalsprachlichen Charakterisierung dieser Auseinandersetzung. Kotau war im alten China die Respektsbezeugung, bei welcher der Besucher niederkniete und mit dem Kopf den Boden berührte. Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul hat keinen Kotau gemacht.

Quelle: ntv.de

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