Pressestimmen

Googles Rückzug "China braucht Google nicht"

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(Foto: picture alliance / dpa)

Weniger die Moral als das "betriebswirtschaftliche Kalkül" ist laut n-tv.de der Grund für Google, sich aus China zurückzuziehen. Einerseits leidet Google unter einem Imageproblem. Andererseits ist unbekannt, wie profitabel der chinesische Markt für den Internetgiganten wirklich ist. "Wer Google nun für selbstlose Schritte lobt, sollte sich vielleicht besser noch ein wenig gedulden", bis die Gespräche vorüber sind. Doch "für einen echten Machtkampf ist Google nicht gerüstet", urteilt die Presse.

Die Stuttgarter Zeitung schreibt: "Selbst wenn die Kalifornier ihren Schritt aus Kalkül getan haben, den einen oder anderen Nachahmer zu finden wäre wünschenswert. Googles Rückzug aus China wird an dortigen Zensurmethoden nichts ändern. Google braucht China nicht. China braucht Google allerdings genauso wenig."

"Zensurgegner gratulieren zu dem Schritt, Manager aus dem Internet-Business verweisen auf unabsehbare wirtschaftliche Folgen für Google", resümieren die Westfälischen Nachrichten. "Der Abschied ist eher ein symbolischer Akt. Für einen echten Machtkampf ist Google nicht gerüstet, auf dem chinesischen Markt ist das Unternehmen nur die abgeschlagene Nummer zwei hinter dem lokalen Marktführer Baidu. Deshalb wird der Google-Schritt die Chinesen kaum schmerzen. Aber auch Google wird den Verlust dieses Marktes erst einmal verkraften: Derzeit trägt China gerade zwei Prozent zum Google-Umsatz bei."

Auch die Mitteldeutsche Zeitung vermutet eine eher strategische als moralische Entscheidung von Google: "Mit der Freiheit des Netzes Geld zu verdienen und gleichzeitig staatliche Eingriffe gegen eben diese Freiheit hinzunehmen (oder sogar aktiv zu unterstützen), geht kaum zusammen. An dieser ethischen Einschätzung ändert auch die Vermutung nichts, dass die Entscheidung strategisch motiviert sein dürfte. Zum einen hat Google in China nie richtig Fuß gefasst, Marktanteil und Umsatz liegen weit hinter den Erwartungen zurück. Zum anderen hat der Netz-Gigant derzeit mit massiven Imageproblemen zu kämpfen. Die öffentlichkeitswirksame Schließung einer wenig rentablen Sparte im Zeichen einer guten Sache könnte der Kritik an der Datensammelwut Googles, so offenbar das Kalkül, Wind aus den Segeln nehmen."

Für das Coburger Tageblatt sind die noch möglichen Bestrebungen Googles in China eine Frage des Geldes: "Ob es Google wirklich um die Freiheit des Internets geht, wird sich dann zeigen, wenn es sich dem Druck Chinas nicht beugt. Würde Google sein gesamtes technisches Wissen einsetzen und seine Seiten weiter betreiben, könnte das ein Zeichen für die Meinungsfreiheit in China sein und die Diskussion auf eine neue Ebene heben. Die Frage ist, wie viel Google dafür bezahlen will."

Süddeutsche Zeitung wirft derweil einen Blick in die Zukunft: "Die US-Regierung unterstützt Google aktiv in der Konfrontation mit China. Wohin aber wird sich die politische Macht des Konzerns entwickeln? Wird Google ein Indikator für Freiheit und Wohlstand, wie Coca Cola und McDonalds? Oder ein sinistrer Global Player wie einst die United Fruit Company, zu deren Gunsten die CIA zentralamerikanische Staatsstreiche lancierte?"

Quelle: ntv.de, Zusammengestellt von Julia Kreutziger

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