Fußball-WM der Frauen in Deutschland "Das ist was für Feinschmecker!"
24.06.2011, 21:46 UhrCelia Okoyino da Mbabi? Fatmire Bajramaj? Die Spielerinnen der deutschen Fußballnationalmannschaft der Frauen kennen wenige. Nur ein Hauch von WM-Euphorie ist zu spüren. Doch die deutsche Presse setzt vor allem auf die langfristige Wirkung der WM im eigenen Land: mehr Mädchen für die Vereine, mehr Aufmerksamkeit, aufbrechende Rollenbilder. Und auf den Fußball selbst, der hier noch wichtiger ist als das Spektakel bei den Männern. Nur ein frühes Ausscheiden der deutschen Elf wäre wohl verheerend.
"Wer genauer hinsieht, stellt Verblüffendes fest", meinen die Kieler Nachrichten. "Frauen spielen langsamer und kombinierter, so wie die Männer in den 30er, 40er und 50er Jahren. Das ist was für Feinschmecker!" Und die Zeitung hat sogar noch einen Tipp auf Lager: "Nicht so genau auf die Physis der Spieler(innen) achten, sondern aufs Spiel."
Die Westfälischen Nachrichten aus Münster verweisen auf eine Umfrage, laut der der Bekanntheitsgrad der deutschen Nationalspielerinnen noch relativ gering ist. "Doch das dürfte sich in den kommenden Tagen ändern", gibt man sich optimistisch. Ein "Sommermärchen" wie im Jahr 2006 werde es zwar nicht geben, heißt es weiter, aber das sei gut so. "Denn die deutschen Fußballerinnen haben es verdient, ihre eigene Geschichte zu schreiben."
Die Schwäbische Zeitung aus Leutkirch verweist dagegen auch auf den Druck, der auf dem Team lastet: "Sportlich können die deutschen Frauen allenfalls negativ überraschen, erwartet wird nichts weniger als der dritte Weltmeistertitel in Folge." Ein Märchen wäre es also nicht, sollte es erneut klappen, lautet das Fazit der Zeitung. Allerdings fordert sie die Leser auf, sich mal "darüber Gedanken zu machen, ob man eigentlich den Fußball an sich schätzt oder doch eher das Spektakel, das bei den Männern daraus geworden ist."
Die Leipziger Volkszeitung zieht schon die grauen Wolken am Himmel: "Die deutschen Damen sind das Zugpferd, ein frühes Ausscheiden könnte die zuweilen krampfhaft geschürte Euphorie schnell ersticken", heißt es da. Eine ähnliche Begeisterung wie 2006 bei den Männern würden ohnehin nur Träumer erwarten. Doch auch die positiven Aspekte der Weltmeisterschaft werden benannt: "Wenn es durch die WM aber gelingt, die Rollenbilder ein Stück weit aufzubrechen, wenn der Frauenfußball sportlich aufgewertet wird, wenn sich danach viele Mädchen bei Vereinen anmelden, wenn sich neue Türen öffnen, wäre schon viel gewonnen." Nachhaltigkeit sei wichtiger als ein kurzes, schnell verblassendes Sommer-Spektakel, lautet das dann doch positive Fazit.
Skeptischer zeigt sich da schon die Südwest Presse aus Ulm: "Die Frauen-Bundesliga wird wenig Wirkung spüren." Dass die Fans die leeren Tribünen stürmen, glaube niemand, auch nicht an Schlange stehende Sponsoren, heißt es weiter. "Einzelne werden profitieren, doch die Masse muss sich weiter strecken." Doch auch hier sieht man langfristige Erfolge: "Aber der Frauenfußball ist auf einem guten Weg, weil er für Mädchen ein normaler Sport geworden ist. Dass immer mehr kicken, liegt an der Arbeit der Vereine und an den verstärkten Anstrengungen des DFB im Vorfeld der WM."
Quelle: ntv.de, zusammengestellt von Markus Lippold