Pressestimmen

Obamas späte Schelte "Der Makel des Zauderers"

Weder instinkt- noch selbstsicher: Vor dem Hintergrund des Detroiter Anschlagversuchs macht Obama keine glückliche Figur. Sein Zornesausbruch hilft da nicht viel.

Obama habe seine Glaubwürdigkeit riskiert, heißt es in der Presse.

Obama habe seine Glaubwürdigkeit riskiert, heißt es in der Presse.

(Foto: REUTERS)

Ein laxer Eindruck an der Anti-Terror-Front wäre für Barack Obama verheerend, kommentiert die Märkische Allgemeine. So sei die ungewöhnlich heftige "Tirade gegen die Schlampereien der Sicherheitsbehörden im Zusammenhang mit dem Beinahe-Attentat von Detroit" zu erklären, so das Blatt aus Potsdam. "Aber selbst wenn Obama sich gemäßigter ausgedrückt hätte, wäre ihm bislang substanziell nichts vorzuwerfen. Er hat schneller reagiert als sein Vorgänger George W. Bush nach dem vergleichbaren Attentatsversuch des 'Schuh-Bombers' im Jahr 2001, er hat die Gefahr nicht verharmlost, die Fehler offen benannt und Konsequenzen angekündigt. Bush hatte seinerzeit vor allem abgewiegelt."

Für den Münchner Merkur macht ein sonst so instinktsicherer Obama "vor dem Hintergrund der Beinahe-Katastrophe auf dem Flughafen von Detroit keine glückliche Figur". Daran ändere auch die "späte Geheimdienst-Schelte" nichts. "Nicht nur politische Gegner fragen sich schon, ob die Sicherheit Amerikas bei dieser Regierung in den richtigen Händen ist, und es ist nicht ausgemacht, dass Obama den Makel des Zauderers durch ein größeres Köpferollen auf Beamtenebene wieder loswird." Das Blatt widmet sich in diesem Zusammengang einem zweiten Problem außenpolitischer Art: "Die US-Regierung muss zur Kenntnis nehmen, dass im Jemen ein weiterer, gefährlicher Brückenkopf des El- Kaida-Netzwerks entstanden ist, der die USA auf eigenem Territorium bedroht und Obama unangenehm an den Ursprung des Afghanistan- Konflikts erinnern dürfte."

Die Badische Zeitung gibt sich verhaltener: "Ob es sich am Ende als Skandal entpuppt, wenn die CIA nicht gleich Alarm schlägt, wenn irgendwo in Westafrika ein besorgter Vater einem Agenten vom missratenen Sohn berichtet, muss sich erst erweisen. Sicher, es gab weitere Hinweise." Trotzdem vermutet das Blatt aus Freiburg andere Gründe für Obamas Zornesausbruch: "Die Republikaner haben die Debatte über die Pannen geschickt ausgenutzt, aber Obama selbst hat zu lange geschwiegen und dadurch Glaubwürdigkeit riskiert. Den Schnitzer will er nun ausbügeln. Er muss bloß aufpassen, dass er dabei nicht allzu laut brüllt. Auch das wirkte wenig überzeugend."

"Der Gefühlsausbruch des US-Präsidenten zeigt vor allem eines: Wut über die eigene Hilflosigkeit", weiß der Westfälische Anzeiger. "Denn Vorbereitung und Details des vereitelten Attentats offenbaren in der Tat katastrophale Sicherheitslücken, die in diesem einen Fall durch die Zivilcourage eines mutigen Passagiers und das Zündversagen eines Sprengsatzes ausgeglichen wurden; zwei glückliche, aber zufällige Faktoren." Die Zeitung aus Hamm sieht Obama unter Zugzwang, denn: "Wie immer der US-Präsident mit Blick auf die alte neue Herausforderung des Terrorismus entscheidet: Er muss es zähneknirschend hinnehmen, dass er es ist, der nurmehr reagiert, statt zu agieren."

Quelle: ntv.de, Zusammengestellt von Nadin Härtwig

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